Buttons Comeback: Schnell, schockierend und nicht jugendfrei
Der Oldie hielt mit Stoffel Vandoorne mit, obwohl er sich noch an das spätere Bremsen und die breiteren Autos gewöhnen muss - Wutausbruch im Funk
(Motorsport-Total.com) - Der alte Mann kann es noch: Formel-1-Rückkehrer Jenson Button überzeugte im Freien Training zum Monaco-Grand-Prix am Donnerstag mit dem zwölften Rang, weil er sich von seinem zwölf Jahre jüngeren McLaren-Teamkollegen und Vollzeitpiloten Stoffel Vandoorne nur 0,035 Sekunden Rückstand aufbrummen ließ. "Ich habe mich ins Auto gesetzt und mich wohlgefühlt", sagt Button, der den MCL32 zuvor nie pilotiert hatte. "Als ich aus der Box raus bin, war alles ganz natürlich."
Fast alles. Denn die Auswirkungen des neuen Technikreglements überraschten Button trotz vieler Einsätze im Simulator, die ihn so zuversichtlich gestimmt hatten, dass er auf den Bahrain-Test verzichtete. "Das ist der Schock: Du kannst so spät bremsen", staunt der Ex-Weltmeister über die Verzögerungsleistung der aerodynamisch komplexeren Boliden. Er muss sich noch anpassen: "Es gibt Bremspunkte, an denen ich weiter arbeiten muss. Und ich muss Selbstvertrauen finden", so Button.
Das Problem: Er bremst zu früh, lenkt zeitig ein und geht früh ans Gas, was in Untersteuern endet. Und im schlimmsten Fall in einem Kontakt mit der Leitplanke. "Wie ein Anfänger", meint Button schmunzelnd. Er hat mit seinem Erfahrungshorizont von 2016 Schwierigkeiten, sich an nach hinten verlagerte Bremspunkte zu gewöhnen: "Normal würde das Rad stehenbleiben." Auch die breiteren Autos sind ungewohnt: "Man fühlt sich unwohl und denkt: 'Vielleicht bin ich der Mauer zu nahe.'"
Dennoch: Der Spaß kommt nicht zu kurz, insbesondere in den schnellen Passagen, wo die Formel 1 rekordverdächtig ist. "Im ersten Teil des Schwimmbads konnte ich Vollgas gehen - daran kann ich mich nicht erinnern und glaube nicht, dass ich es jemals erlebt hätte", schwärmt Button. "Ich habe es nicht vermisst, aber als ich mich ins Auto gesetzt habe, habe ich es genossen." Allerdings war die Rückkehr ein wenig schmerzhaft. Grund war das überarbeitete HANS-System im MCL32.
"Es ist sehr eng und drückte auf mein Schlüsselbein. Das wird heute Abend ein bisschen wehtun", berichtet Button, der Ärger runterschlucken musste, als er im Funk brüllte: "Die Jungs fahren wie *****, es hat sich nichts verändert." Der nicht-jugendfreie Teil wurde von der Weltregie überpiepst, ein netter Ausdruck war es also sicher nicht. "Ich kapiere es einfach nicht: Es ist das Frustrierendste im Rennauto, wenn du auf einer schnellen Runde bist und einer vor dir langsam macht", schüttelt Button den Kopf. Immerhin wurde ein Wunsch erfüllt: "Hoffentlich haben sie das nicht gesendet."
Am Samstag will Button sich verbessern, ohne ein konkretes Ziel ins Auge zu fassen. Mut macht ihm, dass der neue Wagen seinem sauberen Fahrstil entgegenkommt: "Bestimmte Autos kann ich nicht fahren, weil man aggressiv sein muss. Aber mit diesen Auto geht es um Präzision", erklärt der Oldie. Bei McLaren ist man zufrieden mit ihm: "Ein guter Tag", findet Geschäftsführer Jonathan Neale. "Jenson ist ein entspannter Typ, bis er jemanden neben sich hat, der schnell ist. Dann bricht der Wettkampf aus."