• 14. Mai 2017 · 17:52 Uhr

Hamilton versus Vettel: Trotz Kollision kein böses Blut

War der Beinahe-Crash der WM-Rivalen "gefährlich", wie Niki Lauda behauptet? Hamilton und Vettel witzeln über die Szene, wussten aber nicht, wie knapp es war

(Motorsport-Total.com) - Nach mehreren Niederlagen in strategisch geprägten Rennen haben sich Lewis Hamilton und Mercedes beim Spanien-Grand-Prix am Sonntag bei Sebastian Vettel und Ferrari revanchiert. Eine clevere Boxentaktik und die Überholkünste des Ex-Weltmeisters sorgten in Barcelona dafür, dass die Silberpfeile einen schlechten Start und den Verlust der Führung kompensierten. Dabei hätte Hamiltons Dienstfahrt auch mit einem demolierten Auto und viel bösem Blut im Kies enden können.

Denn die Szene des Rennens spielte sich in Runde 38 ab. Als der bis dato führende Vettel nach seinem zweiten Boxenstopp zurück auf die Strecke kam, verteidigte er sich in Kurve 1 hart gegen den mit Geschwindigkeitsüberschuss anrauschenden Hamilton. Er drückte den schnelleren Mercedes-Mann auf der Außenseite mit kalten Reifen in die Auslaufzone und blieb knapp vorne, worüber die zwei Kontrahenten schon in der FIA-Pressekonferenz lachten - und sich an dem Duell erfreuten.

"Ich habe dir Platz gelassen"", ruft Hamilton Vettel zu, der entgegnet: "Ich dir auch!" Daraufhin der lachende Sieger: "Nicht wirklich!" Schwer vorstellbar, dass die beiden so miteinander gewitzelt hätten, wäre am Silberpfeil mehr beschädigt worden als der Aufdruck auf dem Hinterreifen. Mercedes' Team-Aufsichtsrat Niki Lauda sieht die Szene kritischer: "Logisch war es gefährlich", moniert er und unterstellt dem Ferrari-Piloten, sich auf eine "brutale Art" auf die Innenbahn gepresst zu haben.

Lauda relativiert: "Ich muss Vettel verteidigen, denn Lewis hätte dasselbe gemacht." Der Deutsche bekennt, dass er überrascht gewesen wäre, wie knapp es war. "Ich wollte so spät wie möglich bremsen, das Rad ist stehengeblieben. Ich wusste nicht, ob wir uns berührt hatten", lässt er die Szene Revue passieren. Vettel räumt ein, dass es hätte krachen können, hätten beide per Brechstange agiert: "Er hat gut reagiert." Auch Hamilton glaubte, ihm würde in Kurve 1 die Straße ausgehen: "Es war knapp, aber so sollte Motorsport sein. Ich liebe es, würde es nie rückgängig machen wollen."

Dass er noch im Teamfunk über eine "gefährliche" Szene geklagt hatte, schreibt Hamilton dem "Eifer des Gefechts" zu und glaubt rückblickend, Vettel sei "hart und hartnäckig bis ans Limit" gewesen. Grund der Milde ist wahrscheinlich Runde 44, in der er Vettel überholte und sich den Sieg sicherte - mit einem praktisch identischen Manöver auf der Außenbahn vor Kurve 1, aber mit anderem Ausgang. Hamilton nutzte eine Situation, in der der Überrundungsverkehr dem Ferrari kein DRS erlaubte, klappte den Heckflügel auf, täuschte innen an und düste auf der anderen Seite vorbei.

Dabei hatte Vettel schon vermutet, er hätte nach sechs Runden Verteidigungsmodus auf den langsameren, aber haltbareren Medium-Reifen das Schlimmste überstanden: "Ich habe es immer wieder an das Ende der Geraden geschafft. Ich hätte gedacht, es würde immer schwieriger für ihn, je länger er es versucht." Falsch - deshalb zieht Vettel auch den Hut vor dem am Ende besseren Hamilton: "Er hat fair gewonnen. Wir haben versucht, dranzubleiben, ich war nie nahe genug dran."

Besonders adelte Hamilton, dass viele Experten im Vorfeld des Rennens vermutet hatten, dass es unmöglich wäre, in Barcelona ein in etwa gleich schnelles Auto zu überholen. "Lewis hat gekämpft wie ein Löwe", schwärmt Lauda. "Hätten wir ihn nicht, wären wir heute nicht die Sieger gewesen."

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