• 12. Mai 2017 · 22:19 Uhr

Holzreifen und Windböen: Das sind Barcelonas Spaßbremsen

Pirellis Mischungsauswahl kritisieren die Fahrer als zu konservativ - Zulieferer wehrt sich und rechnet mit zwei Stopps - Sorgen Windböen für eine Qualifying-Lotterie?

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Piloten stellen sich gemäß der Eindrücke aus dem Freien Training auf einen kniffligen und langsamtigen Spanien-Grand-Prix ein. Schuld daran ist Reifenzulieferer Pirelli, der bei seiner Mischungsauswahl konservativ agiert hat. Dass die Italiener die Mischungen Soft, Medium und Hard angeliefert haben, ist den Fahrern ein Dorn im Auge. Der weichste Reifen funktioniert einigermaßen, aber die zwei anderen bauen zu wenig Grip auf und lassen die Zeiten in die Höhe schnellen.

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Sebastian Vettel muss sich in Barcelona auf so manche Hürde einstellen Zoom Download

Nach den bisherigen Erkenntnissen besteht zwischen Soft und Medium ein Unterschied von zwei Sekunden pro Umlauf. Der Hard ist nochmals 1,3 Sekunden langsamer, aber extrem haltbar. "Die harten Reifen schaffen das ganze Rennen, aber sie sind Mist", sagt Lewis Hamilton. Klar, dass die Teams den Soft im Qualifying schon früh auf die Achsen ziehen werden und im Rennen so lange wie möglich behalten wollen. Allerdings ist der Pneu nicht so ausdauernd wie im Vorfeld gedacht.

Auf den Longruns zeigte sich, dass das Tempo spätestens nach zehn Runden deutlich einbricht. Daher rechnet Hamilton mit zwei Boxenstopps: "Es läuft auf Soft-Medium-Soft hinaus." Da es wenig Alternativen gibt, rechnet der Brite nicht mit Geschwindigkeitsunterschieden und demzufolge nicht mit Überholmanövern. "Das Rennen wird wohl eine Prozession, was schade ist", unkt Hamilton.

Pirelli wählte die Mischungen auf Basis der Tests aus

Pirelli ist nicht bereit, als Sündenbock herzuhalten. Formel-1-Manager Mario Isola verteidigt seine Auswahl. "Jetzt würde ich zustimmen", kommentiert er den Ruf nach weicheren Pneus, "aber nicht vor acht Wochen. Da hatten wir nur ein paar Informationen von den Wintertests." Verwunderlich, denn sie besagten, dass sogar der Ultra- und Supersoft auf den Circuit de Catalunya lange durchhalten. Für Isola ist das kein Argument, Pirelli an den Pranger zu stellen, schließlich hätte man den Auftrag gehabt, eine allzu aggressive Herangehensweise der Teams mit der Auswahl zu verhindern.


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Hinzu kommt: Ohne das bei niedrigen Außentemperaturen im Februar aufgetretene Graining ist der Verschleiß geringer. Die Team werden ihre Strategie deshalb nach dem Abbau ausrichten. Zusätzlich den minimalen Reifendruck erhöht zu haben erklärt Pirelli so, dass die Hinterreifen infolge technischer Fortschritte stärker belastet würden als bei den Tests. Ergo ging man von 18 auf 20 PSI als Mindestwert und ärgerte die Piloten zusätzlich. Es könnte jedoch über Nacht umgedacht werden.

Wenn die Windböe kommt: "Es drückt dich einfach raus!"

Die Piloten würden es begrüßen. Sie stöhnen, weil sie die Reifen kaum auf Temperatur bekommen. Ferrari-Star Sebastian Vettel spricht von einem "Schock" auf den Longruns. "Mit den Mediums hatten wir alle unsere Nöte", winkt Red-Bull-Mann Daniel Ricciardo ab. Williams-Technikchef Paddy Lowe stehen die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben, wenn es um die weiß markierte Mischung geht: "Irgendwann muss man sie fahren - ich frage mich, wie man es am besten hinbekommt."

Valtteri Bottas weist auf ein weiteres Problem hin: "Bei der ersten Runde mit Medium und mit Soft gibt es einen gewaltigen Unterschied. Das wird sich auf die Strategie auswirken." Da die Topautos im Rennen alle auf Soft losfahren werden - Pokern in Q2 ist wegen der Leistungsunterschiede praktisch ausgeschlossen - entsteht das Problem, die härteren Reifen auf Temperatur zu bekommen, nach dem ersten oder zweiten Stopp. So funktionieren vielleicht keine Undercuts - also das Überholen an der Box durch einen früheren Stopp - mehr. Auch die "Track Position" wird wichtig: "Vor allem wenn man Temperatur im Verkehr verliert, verliert man auch Grip", warnt Lance Stroll.

Ein weiteres Problem auf dem Circuit de Catalunya: der Wind. Am Samstag und Sonntag bleibt es bei Temperaturen um die 23 Grad Celsius zwar sonnig und trocken, doch es bläst weiter eine steife Brise. Im Qualifying ist - wie im Freien Training - mit Geschwindigkeiten von 24 km/h zu rechnen. Im Rennen schläft der Wind zumindest etwas ein. Die Meteorologen sagen 16 km/h voraus. Hamilton erklärt, wie schwierig es wurde, als überraschend Böen auftraten: "Von Kurve zu Kurve fühlte sich das Auto anders an. Wie ein Jonglierball."


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Der Brite glaubt sogar, dass Glück und Pech mit dem Wind über die Vergabe der Pole-Position entscheiden könnten. Teamkollege Valtteri Bottas stimmt zu: "Speziell mit den härteren Mischungen fehlt auch noch der Grip und mit den neuen Autos sehen wir ohnehin mehr Fehler." Hinzu kommt, dass im Duell mit Ferrari Kleinigkeiten entscheidend sind und sich die Piloten kaum wappnen können: "Es erwischt einen im letzten Sektor ohne Vorwarnung", so Red-Bull-Youngster Max Verstappen. "Wenn dich eine heftige Böe erwischt, hast du keine Chance. Es drückt dich einfach raus."

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