Formel 1 Barcelona 2017: Mercedes' Updates stechen
Mercedes scheint mit den Updates einen großen Wurf gelandet zu haben und fährt am Freitag Doppel-Bestzeit - Sebastian Vettel: "Nicht so glücklich"
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton sicherte sich die Freitagsbestzeit beim Grand Prix von Spanien in Barcelona (Formel 1 2017 live im Ticker). Der Mercedes-Pilot drehte eine schnellste Runde von 1:20.802 Minuten und war um 0,090 Sekunden schneller als Teamkollege Valtteri Bottas. Mercedes, ausgestattet mit den vielleicht umfangreichsten Updates im Feld, lieferte damit in gewohnter Manier einen blitzsauberen Start ins Wochenende ab.
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Lewis Hamilton sicherte sich zum Auftakt in Barcelona die Tagesbestzeit Zoom Download
Das gilt ausdrücklich auch für die Longrun-Simulationen am Ende der Session. Hamilton fuhr vier seiner ersten fünf Longrun-Runden auf dem Soft-Pirelli unter 1:26 Minuten. Das schaffte sonst keiner. Beeindruckend: In der 21. Runde seines Reifensatzes legte er noch einmal 1:25.7 Minuten hin. Die beiden Ferraris knackten die 1:26er-Marke viel weniger oft. Dafür fuhr Kimi Räikkönen in Runde 14 auf seinem Soft-Longrun 1:25.6 Minuten.
Sebastian Vettels Longrun-Zeiten einzuschätzen, ist schwierig. Der Deutsche fuhr im Gegensatz zu seinen direkten Konkurrenten zuerst Medium und dann Soft, was das Bild verzerrt. Im absoluten Tagesklassement belegte er den vierten Platz, 0,418 Sekunden hinter Hamilton und 0,108 Sekunden hinter dem drittplatzierten Räikkönen. Zur Erinnerung: In Sotschi hatte Ferrari am Freitag noch bessere Figur abgegeben.
"Ein schwieriger Tag", findet Räikkönen, und auch Vettel gibt zu: "Ich war nicht so glücklich mit dem Gefühl." Sorgen macht er sich trotzdem nicht: "Ich spüre, dass das Auto schnell ist. Wir müssen es nur hinbekommen." Vettel wurde einmal vom Wind neben die Strecke verblasen, und Räikkönen setzte sein Trainingsprogramm einfach fort, nachdem am Funk ein "Motorproblem" gemeldet wurde. Was genau es damit auf sich hatte, ist nicht bekannt.
Auch bei Mercedes lief nicht alles reibungslos. So vermeldete Bottas kurz vor Schluss eine "merkwürdige Heckflügel-Stabilität", und nur Augenblicke später wurde ein Replay von einem Ausritt ins Kiesbett eingespielt. Der Finne, in Sotschi noch klare Nummer 1 bei Mercedes, reihte sich heute wieder artig hinter Hamilton ein. Aber der Zeitabstand zwischen den beiden war stets vernichtend gering.
"Im Moment", analysiert Experte Marc Surer die Favoritenfrage, "sieht es eher nach Mercedes aus." Und Williams-Technikchef Paddy Lowe schwant, dass die Silberpfeile die umfangreichsten und besten Updates gebracht haben. Aber: "Abwarten. Die Daten vom Freitag können irreführend sein. Momentan sieht es so aus, als seien sie schneller als Ferrari." Surer ergänzt: "Wenn Ferrari über Nacht noch was findet, haben wir eine ausgeglichene Qualifikation."
Jedenfalls läuft es neuerlich auf einen Zweikampf hinaus, denn die Red-Bull-Updates haben nicht wie erhofft angeschlagen. "Wir haben Fortschritte gemacht, aber dass wir Mercedes nicht einholen würden, war uns schon vorher klar", seufzt Daniel Ricciardo (6./+0,783). Max Verstappen (5./+0,636) nickt zustimmend: "Wir sind näher an Ferrari dran. Aber Mercedes scheint ein sehr gutes Update-Paket gebracht zu haben."
Eine Chance auf eine Wiederholung seines Vorjahressieges sieht Verstappen nur, "wenn sich die vorderen vier Autos gegenseitig reinfahren". Rein vom Longrun-Tempo ist Red Bull nicht siegfähig: Selbst mit dem Soft waren ein paar vereinzelte niedrige 1:26er-Zeiten das Höchste der Gefühle. Dass vor allem Verstappen zwischendurch immer mal wieder recht ordentliche Rundenzeiten setzte, lässt aber einen Funken Hoffnung.
Und hinter den drei Topteams? "Renault hat alle überrascht, dass sie so gut mitmischen können", findet Surer. Nico Hülkenberg (+0,885) wurde Siebter, Jolyon Palmer (+1,190) sensationell Achter - so stark waren die Franzosen dieses Jahr noch nie unterwegs. Auch bei den Longruns war Hülkenberg fast auf Augenhöhe mit Red Bull, zumindest auf weichen Reifen. Und dass selbst Palmer so weit vorne mitmischt, stimmt optimistisch.
Felipe Massa (Williams/+1,213) und Carlos Sainz (Toro Rosso/+1,463) rundeten im zweiten Freien Training die Top 10 ab. Die beiden Force Indias, heute Morgen noch mit einem starken Beginn, hatten mit der Vergabe der besten zehn Plätze nichts zu tun. Und Pascal Wehrlein (Sauber) wurde mit 2,797 Sekunden Rückstand 19. Langsamer war nur noch einer: Lokalmatador Fernando Alonso (McLaren/+3,275).
Nach seinem Antriebs-Schaden am Morgen musste der Spanier noch fast eine halbe Stunde warten, ehe der Wechsel des Verbrennungsmotors abgeschlossen war und er trainieren konnte. Zudem musste er auch auf die neuesten Updates verzichten - was den Rückstand auf Stoffel Vandoorne (13./+1,891) erklärt. Aber Teamchef Eric Boullier gibt Entwarnung: "Morgen werden beide das gleiche Material haben."