Update-Feuerwerk bei Mercedes: "Sind jetzt besser aufgestellt"
Eine neue Nase, mehr Hybridpower durch einen überarbeiteten Antriebsstrang und sechs Kilo weniger Gewicht: So bläst Mercedes zur Attacke auf Hamilton-Probleme
(Motorsport-Total.com) - Das Mercedes-Team könnte die Probleme mit dem eigenen Boliden pünktlich zum Spanien-Grand-Prix in Barcelona am Wochenende in den Griff bekommen. Die Silberpfeile tauchten am Circuit de Catalunya überraschend mit einer neuen Nase für den W08 auf und überarbeiteten auch weitere Teile umfassend, was die Piloten zuversichtlich stimmt. "Wir erwarten Verbesserungen, müssen aber noch abwarten, wie groß sie sind", erklärt Valtteri Bottas hoffnungsvoll über den Kampf mit Ferrari.
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Die Nase des Mercedes W08 kommt noch schlanker und weiter daumenlos daher Zoom Download
Auch der zuletzt gebeutelte Lewis Hamilton hält es für möglich, dass er die Reifen im Gegensatz zum Rennen in Sotschi in das richtige Temperaturfenster bekommt. "Es waren lauter Kleinigkeiten, die sich summiert haben", meint der Ex-Weltmeister auf die Aufklärung seiner persönlichen Russland-Misere angesprochen und ist überzeugt, dass es bergauf ginge. Er spricht von einem "Reifenproblem" und davon, dass Mercedes verstanden hätte, was am Schwarzen Meer schiefgelaufen ist.
Während Sportchef Toto Wolff kürzlich bekannte, "keine Universallösung" anbieten zu können, ist Hamilton von dauerhaften Fortschritten überzeugt: "Wir sind besser aufgestellt. Ob es besser läuft, kann ich aber nicht sagen. Ich nehme es jedenfalls an." Der Grund für die Restskepsis des Briten ist die Tatsache, dass nicht nur seine Truppe, sondern auch Ferrari und Red Bull mit vielen Neuerungen nach Barcelona gekommen sind. Möglicherweise aber nicht mit so umfassenden wie Mercedes.
Die verschlankte Nase des W08 ist komplexer geworden - noch komplexer als ohnehin schon. Unter der breiteren Spitze, die weiterhin ohne Daumen auskommt, befinden sich Befestigungsstreben für den Frontflügel, die als Windabweiser fungieren. Diesen Kniff zeigte die Konkurrenz schon bei den ersten Testfahrten, Mercedes hat nun nachgerüstet. Eine echte Innovation sind Leitbleche seitlich der Nase, die an Schaufeln erinnern und auf Höhe der Vorderachse die Luft leiten sollen.
Das Flügelwerk am Frontflügel wirkt voluminöser und könnte die Luftströmung in Richtung Seitenkästen und Heck besser regulieren. Angeblich ist der Mercedes auch die sechs Kilogramm, die er über dem Mindestgewicht lag, losgeworden.
Zwar erlaubt es den Ingenieuren noch nicht, mit sieben Kilo Ballast, die maximal gestattet sind, zu spielen. Immerhin dürften sie aber der ärgsten Sorgen ledig sein. Das gilt nicht für den langen Radstand des W08, mit dem Mercedes eine andere Richtung eingeschlagen hat als die Konkurrenz. Laut 'auto motor und sport' verzichtet das Team auf eine Änderung, weil dann auch das Getriebe hätte getauscht werden müssen - das wäre mit einer Strafversetzung um fünf Plätze verbunden gewesen.
Das Updatepaket runden ein Monkey-Seat-Flügel und ein neuer Antriebsstrang, für den Mercedes ein Rennen früher als geplant neue Bauteile zückt, ab. Seine Hybridkomponenten sollen die Maximalleistung über einen längeren Zeitraum abrufen und möglicherweise den verpufften Vorteil beim Triebwerk zurückbringen.
"Der Kampf mit Ferrari ist so eng, dass es um Details geht. Jedes Bisschen zählt", betont Bottas die Intensität des Rennens um Technikneuerungen, warnt aber davor, Stärken des Autos zu opfern. Er nennt es einen "großen Fehler", würde Mercedes sein Qualifying-Plus zugunsten eines besseren Renntrimms abschenken. Bottas sagt aber auch: "Wir dürfen uns nicht auf das Zeittraining verlassen. Mangelt es uns an Tempo, bekommt Ferrari uns über die Strategie - auch wenn es schwierig ist zu überholen." Das haben die Rennen in Australien und in Bahrain eindrucksvoll bewiesen.
Die Stärke der Scuderia erkennt der Finne im Umgang mit den Pneus: "Es geht darum, alle Reifenmischungen in das richtige Temperaturfenster zu bringen. Das ist Ferrari zu Beginn des Jahres besser gelungen. Sie sind konstanter, speziell im Rennen", analysiert er. Anders schätzt der WM-Gesamtführende Sebastian Vettel die Lage ein: "Es wird viel über die Reifen gesprochen", gibt er zu, relativiert mit Blick auf mildes Frühlingswetter in Barcelona aber: "Unter diesen Bedingungen sollte niemand Probleme haben."