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Wie schnell sind die neuen Formel-1-Autos wirklich geworden?
2015 setzten sich die Teams das Ziel, mit den Regeln ab 2017 die Pole-Zeit in Spanien um fünf Sekunden zu drücken: Die Analyse zeigt, wie schnell die Autos wirklich sind
(Motorsport-Total.com) - Vor zwei Jahren legten die Teams fest, dass die Autos ab 2017 durch das neue Reglement um fünf Sekunden schneller sein sollten als 2015. Als Richtmarke wurde dabei der Circuit de Barcelona-Catalunya hergenommen. Zielzeit: 1:19.681 Minuten - denn die Pole holte Nico Rosberg vor zwei Jahren mit einer Bestmarke von 1:24.681.
Nach den Wintertests könnte man sagen, dass das Ziel durch Kimi Räikkönens Bestzeit (1:18.635) längst erreicht wurde, aber halt: Während der Ferrari-Pilot bei seiner Runde auf einer der weichsten Reifenmischungen unterwegs war, setzt Pirelli beim Rennwochenende auf die härtesten Pneus. Dazu kommt, dass die niedrigen Temperaturen der Wintertests besser Zeiten zulassen und Räikkönen sogar untergewichtig fahren hätte können. Zur Erinnerung: Auch die Testbestzeit 2015 (1:22.792) war um fast zwei Sekunden schneller als die Pole-Zeit dieses Jahres.
Vielleicht hilft ein Blick auf die bisherigen Rennwochenenden in dieser Saison, um herauszufinden, ob das Ziel auf anderen Strecken erreicht wurde. Die Antwort: nicht ganz. Im Durchschnitt waren die Autos auf einer Qualifying-Runde 3,991 Sekunden schneller - oder in Prozenten ausgedrückt: 4,3 Prozent schneller als ihre Vorgänger 2015.
Autos bisher im Schnitt um 3,9 Sekunden schneller
Beim Saisonauftakt in Melbourne war der Unterschied mit 4,139 Sekunden am größten. Das sind 4,8 Prozent. In Sotschi fiel die Verbesserung mit 4 Prozent am geringsten aus. Die Pole-Zeit war also um 3,8 Sekunden schneller. In Spanien wäre das Ziel eine Verbesserung um 5,9 Sekunden, was im Vergleich zu den bisherigen Rennen etwas aus dem Rahmen fällt. Zumindest aber knackte man alle bisherigen Rundenrekorde, wodurch auch die Zahlen belegen, dass es sich um die schnellsten Formel-1-Boliden aller Zeiten handelt.
In China war die Verbesserung am knappsten, als Hamilton den im Grand Prix 2004 aufgestellten Rundenrekord von Michael Schumacher um nur 0,6 Prozent (0,560 Sekunden) unterbot, während Sebastian Vettels Pole in Sotschi die größte Verbesserung darstellte: Der Ferrari-Pilot war um 2,2 Prozent (2,143 Sekunden) schneller als Rosberg im Vorjahr in Q2 des Qualifyings.
Und auch in den Rennen ist die Formel 1 dieses Jahr im Vergleich zu 2015 schneller geworden - und zwar zwischen 6,7 (China) und 3,2 Prozent (Russland). Das bedeutet: Die Autos sind deutlich schneller, das Qualifying-Ziel wurde aber nicht ganz erreicht. Noch nicht, denn die Autos stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung. Bei Mercedes glaubt man, dass die Autos schon 2018 um weitere 1,5 Sekunden schneller sein werden. Damit wäre die Aufgabe erfüllt.
Überhol-Action als Sorgenkind
Dennoch gibt es für die neuen Regeln auch Kritik: Das Überholen ist dieses Jahr deutlich schwieriger, wodurch es in Sotschi ein eintöniges Rennen ohne Überholmanöver gab. Das darf nicht verwundern: Laut Zahlen von Mercedes wurde nur rund 30 Prozent der Verbesserung gegenüber 2015 durch bessere Reifen erreicht, aber ganze 60 Prozent durch die Aerodynamik - für die restlichen 10 Prozent sind die verbesserten Antriebseinheiten verantwortlich. Und eine Aufwertung der Aerodynamik verstärkt den Einfluss der Luftverwirbelungen beim Hinterherfahren.
Verteidiger der neuen Regeln argumentieren, dass durch derartige Probleme Überholmanöver in Zeiten von DRS endlich aufgewertet wurden und die Fahrer nicht mehr so einfach an ihren Rivalen "vorbeifahren" können. Das hatte zum Beispiel in Sotschi positive Auswirkungen, wo Überholmanöver mit DRS-Hilfe in den vergangenen Jahren zu einfach waren. In Spanien droht nun aber unter normalen Bedingungen ein Rennen ohne große Überhol-Action. Eine Problematik, die beim nächsten Reglement gelöst werden soll.