Putin stolz auf Zuschauerzahlen: Small Talk mit dem Despoten
Wladimir Putin lobte den Russland-Grand-Prix und ließ sich eine Spitze in Richtung etablierter Motorsport-Nationen nicht entgehen - Machtdemonstration bei Piloten
(Motorsport-Total.com) - Als Wladimir Putin am Sonntag - wie gewohnt kurz vor Rennende - an der Strecke in Sotschi ankam, um die Pokalübergabe auf dem Podium vorzunehmen, stand die Formel-1-Spitze Spalier. Vom neuen Boss Chase Carey bis zum alten Busenkumpel Bernie Ecclestone schüttelten sie dem russischen Präsidenten der Reihe nach ehrfürchtig die Hand. Denn die vierte Ausgabe seines Brot-und-Spiele-Events am Schwarzen Meer war ein Prestigeerfolg, wie die Zuschauerzahlen untermauern.
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Stolz auf seinen Prestigeevent: Russland Präsdient Wladimir Putin auf dem Podium Zoom Download
Nach offiziellen Angaben sollen von Donnerstag bis Sonntag 150.000 Zuschauer die Anlage an den Olympiabauten gesäumt haben, 60.000 alleine am Sonntag. Bei der Premiere im Jahr 2014 waren es noch 52.000, in der Saison darauf 56.000 gewesen. Nie war ein Rennen in Sotschi populärer, was nicht an gesenkten Ticketpreisen oder dem gewohnt breiten Rahmenprogramm gelegen haben kann.
Wie Putin den Top-3-Fahrern im Vorbereitungsraum vor der Podiumszeremonie stolz und höchstpersönlich schilderte, sei die Königsklasse in seinem Land beliebter als jemals zuvor. "Alle Hotels in Sotschi waren ausgebucht", sagte Putin, der sich vor Sebastian Vettel, Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas eine kleine Machtdemonstration nicht entgehen ließ. Obwohl des Deutschen und Englischen mächtig, sprach er mit ihnen nur Russisch und ließ sich von seinem Gefolge dolmetschen.
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"Hat 'ne Weile gedauert, huh?" Im 81. Grand Prix seiner Karriere feiert Valtteri Bottas seinen ersten Sieg in der Formel 1. Landsmann Mika Häkkinen hat 96 Anläufe gebraucht - und wurde danach zweimal Weltmeister. Sebastian Vettel, knapp geschlagen, gratuliert neidlos: "Valtteri war der Mann des Rennens!" Fotostrecke
Ein Spielchen, dass man vom Machthaber aus Moskau gewohnt ist: Während er mit Ex-Bundeskanzler und Freund Gerhard Schröder immer in seinem fließendem Deutsch, das er sich während seiner Zeit als KGB-Offizier in Dresden aneignete, parlierte, spricht er mit dessen Nachfolgerin Angela Merkel - ihm bekanntlich weniger wohlgesonnen - nur in Anwesenheit eines Dolmetschers.
Bei Vettel, Räikkönen und Bottas ließ er es sich nicht nehmen, eine Spitze auf die etablieren Motorsport-Nationen zu lancieren, als um das gestiegene Publikumsinteresse ging: "Nicht wie andere Länder, die schon lange Formel-1-Rennen ausrichten, verzeichnen wir eine steigende Anzahl von Fans", bemerkte Putin, nachdem Vettel ihm staunend und beeindruckt seinen Eindruck bestätigt hatte: "Es war der Wahnsinn. Als ich in der Startaufstellung stand und dort die ganzen Fans waren ..."
Was bei dem Meet-and-Greet mit Wladmir Putin fast unterging: Am 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Finnlands von Russland erlaubte sich Rennsieger Bottas einen Scherz. Nachdem der Präsident sich mit den ausgebuchten Hotels gerühmt hatte, fügte der Mercedes-Pilot mit schelmischem Grinsen auf Englisch an: "Jetzt bauen Sie mehr Hotels." Das hatte Putin dann sehr wohl verstanden.