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Ricciardos Bremsenfeuer: Kämpfte man um Reifentemperatur?
Welche Dramen sich bei Red Bull in Sotschi abspielten, wie Max Verstappen den RB13 ins Ziel trug und welchen Grund Daniel Ricciardos Bremsenfeuer haben könnte
(Motorsport-Total.com) - Auf den ersten Blick wirkt der Grand Prix von Russland (hier geht's zum Rennbericht) für Red Bull wie ein langweiliges Rennen: Nach dem frühen Ausfall von Daniel Ricciardo wegen eines Bremsdefektes wurde Max Verstappen Fünfter - 25 Sekunden hinter Lewis Hamilton und 26 Sekunden vor Sergio Perez. Doch vor allem in der Anfangsphase flatterten die Nerven.
Schuld waren die Bremsen: Als der siebtplatzierte Ricciardo in Runde 5 in den Rückspiegel blickte, um seinen Verfolger Sergio Perez in den Griff zu kriegen, traute er seinen Augen nicht. "Ich habe gesehen, dass es brennt", erinnert er sich an die Rauchentwicklung im Heck. "I can see that my right rear brake is on fire!", funkte er den Kommandostand an, und erhielt sofort den Auftrag, langsam an die Box zurückzufahren.
Doch die nächste Schrecksekunde folgte sogleich, denn plötzlich verabschiedete sich die Bremse komplett. "In Kurve 15 wäre ich fast in die Begrenzung gekracht." An ein Weiterfahren war nicht zu denken. Verstappen lag zu diesem Zeitpunkt nach einem guten Start auf Platz fünf, verlor aber eineinhalb Sekunden pro Runde auf die Spitze.
Warum lief die Bremse so früh heiß?
Als der Niederländer über ein Problem berichtete, wies ihn sein Renningenieur an, die Bremsbalance so weit wie möglich nach vorne zu stellen. Nach einigen Runden sollte wieder alles in Ordnung sein. Doch auch in der Endphase klagte er noch einmal: "Das Bremspedal wird immer weicher."
Doch warum bekam Red Bull in Sotschi schon nach wenigen Runden derartige Probleme? Teamchef Christian Horner hält sich nach dem zweiten Ausfall in Folge wegen Bremsproblemen (in Bahrain erwischte es Verstappen) bedeckt: "Das Ergebnis war ähnlich wie in Bahrain, aber es war ein anderes Problem. Wir müssen das genau untersuchen." Ricciardo wundert sich, wieso die Bremse so früh heißlief: "Es war ja noch so früh im Rennen, und ich weiß nicht, wie viel das Safety-Car und die zwei Starts dazu beigetragen haben."
Es könnte an der Charakteristik des RB13 liegen, der besonders gutmütig mit den Reifen umgeht. Auf dem glatten Sotschi-Asphalt, wo alle Teams Probleme mit der Reifentemperatur haben, ist das alles andere als ein Vorteil. Die Teams versuchen daher, den Reifen durch die Bremsentemperatur über die Felge aufzuheizen. Das kann über die Größe der Bremsbelüftungen reguliert werden.
Möglicherweise hat es Red Bull dabei etwas übertrieben, weil man die Pneus ohnehin schon schwer auf Temperatur bringt. Immerhin ist es aber gelungen, Verstappen über die Distanz zu bringen. Glück für den Niederländer, dass er meist unbedrängt war und so die Temperaturen besser kontrollieren konnte.
Benzinpumpe sorgte vor dem Rennen für Dramen
Denn schon vor dem Rennen spielten sich in der Red-Bull-Box Dramen ab: Seit Freitag wird die Mannschaft von Problemen mit der Benzinpumpe heimgesucht. Verstappen erwischte es im zweiten, Ricciardo im dritten Freien Training. Aus diesem Grund baute man beim 19-Jährigen in der Nacht auf Sonntag den frischen Qualifying-Motor wieder aus und rüstete auf das Triebwerk der ersten drei Rennen zurück. Doch erneut entdeckte man ein Leck an der Wasserpumpe, weshalb man das Teil ein weiteres wechselte.
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Eine Stunde vor dem Start dann erneut Alarm bei Red Bull: Schon wieder ein Problem bei der Wasserpumpe an Verstappens Auto. "Frustrierend, dass so was eine halbe Stunde vor der Öffnung der Boxengasse passiert", ärgerte sich Teamchef Christian Horner. Die Mechaniker musste also Hand anlegen und eine kurzfristige Lösung finden. "Hoffentlich hält das Teil durch", bangte der Brite noch vor dem Rennen. "Hut ab vor den Jungs..."
Auch Verstappen lobt seine Mannschaft. "Die Mechaniker haben wirklich gute Arbeit geleistet, und das Problem in so kurzer Zeit gelöst. So gelang es mir, mit dem Auto noch Fünfter zu werden." Er gibt aber zu, dass er nach all den Problemen vor allem ins Ziel kommen wollte: "Im letzten Stint war das Tempo nicht so schlecht, was nach diesem harten Wochenende positiv ist, aber gegen Ende des Rennens habe ich alles hinuntergedreht, damit wir auf der sicheren Seite sind."
Start: Ricciardo Opfer seiner Rivalen
Für das gute Ergebnis - mit der Spitze hatte Red Bull am gesamten Wochenende auch wegen der ungünstigen Streckencharakteristik nichts zu tun - war laut Verstappen vor allem der gute Start verantwortlich, der ihn an Teamkollege Ricciardo und Felipe Massa vorbeibrachte. Ricciardo verlor hingegen zwei Plätze.
"Der Start fühlte sich eigentlich gut an", sieht er den Fehler nicht in seinem Bereich. "Ich lief aber dann auf die Jungs vor mir auf, die keinen guten Start hatten. Auf der Außenbahn war ich blockiert, und ich konnte nichts machen." Zunächst zog Verstappen vorbei, dann in der zweiten Kurve auch Massa. "Felipe war im toten Winkel, also habe ich innen Platz gelassen, damit es nicht kracht", lieferte er eine Erklärung.
In der WM-Wertung war das Sotschi-Wochenende für Red Bull ein Dämpfer: Ricciardo, der nur rund ein Viertel der WM-Punkte von Sebastian Vettel auf dem Konto hat, sieht seine Titelchancen langsam dahinschwinden, während Verstappen als Fünfter 13 Zähler vor dem Teamkollegen liegt.
Das groß angekündigte Barcelona-Update muss also einschlagen, will Red Bull doch noch Ferrari und Mercedes attackieren. "Was es bringen wird, wissen wir erst, wenn wir es auf der Strecke einsetzen", steigt Ricciardo auf die Bremse. "Aber hoffentlich machen wir in Barcelona den ersten Schritt, um den Spitzenreitern näher zu kommen."