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Ferrari: Massa stoppt Vettels Finnenjagd in Russland
Sebastian Vettel hetzte Valtteri Bottas in den Schlussrunden um den Kurs, doch für den Sieg langte es am Ende nicht ganz - Massa stört in der letzten Runde
(Motorsport-Total.com) - Er hat alles aus seinem Ferrari herausgeholt, doch für den dritten Saisonsieg hat es bei Sebastian Vettel heute beim Großen Preis von Russland nicht gereicht. Valtteri Bottas rettete nach 52 Runden sechs Zehntelsekunden Vorsprung über die Linie, während sich der Heppenheimer mit Rang zwei zufriedengeben musste. Teamkollege Kimi Räikkönen sicherte mit Rang drei einen weiteren Podestplatz für Rot.
Nach der ersten Ferrari-Startreihe eins dürfte man bei der Scuderia zwar insgeheim mit einem Sieg spekuliert haben, doch der war aus diversen Gründen heute nicht drin. "Wir sind trotzdem zufrieden", erklärt Vettel hinterher. "Der Speed war im Rennen wieder da, und mit Platz zwei und drei ist es für das Team ein tolles Ergebnis."
Den entscheidenden Ausschlag gab am Ende ein Überrundeter: Felipe Massa. Erst sorgte der Williams-Pilot dafür, dass Bottas in der letzten Runde DRS benutzen konnte, dann hielt er Sebastian Vettel bei seiner Jagd ein wenig auf, sodass er in der langgezogenen Kurve 3 außenherum überholen musste und anschließend nicht mehr auf den Führenden aufschließen konnte - was Vettel laut TV-Bildern sogar mit dem Mittelfinger und einem lauten "Was war das?" quittierte.
Massa: Vettel hätte Bottas eh nicht bekommen ...
"Ich habe natürlich alles versucht, um Valtteri einzuholen", schildert Vettel die entscheidenden Kurven und spricht über Massa: "Ich war mir sicher, dass er in der Vollgas-Kurve 3 lupfen und mich vorbeilassen würde, damit ich nicht so viel Zeit verliere. Aber ich war dann nicht sicher, was er tun würde, also habe ich ein wenig mehr Zeit verloren, als ich gehofft hatte."
Massa selbst will bei sich jedoch kein Fehlverhalten erkennen: "Ich habe die Innenbahn vollkommen frei gelassen und habe schon in Kurve 4 verlangsamt, da wollte er aber noch nicht. Ich habe dann gesehen, dass er innen rein will und ich war ganz links. Dann habe ich ihn gleich danach vorbeigelassen", so der Brasilianer, der aber sicher ist, dass Vettel Bottas ohnehin nicht mehr geknackt hätte.
Über Vettels Wut am Funk kann Massa nur lachen: "Wirklich? Er hat gefunkt? Er beschwert sich doch sonst nie", wird er ironisch. Doch kurz nach dem Rennen war das Thema für Vettel schon wieder zu den Akten gelegt: "Am Ende ist es egal", wischt der Ferrari-Pilot die letzte Runde beiseite und kann seinem Gegner gratulieren: "Großen Glückwunsch zu Valtteris erstem Grand-Prix-Sieg. Heute ist sein Tag."
Das Rennen am Start verloren
Denn eigentlich hat Ferrari das Rennen heute am Start verloren. Die vorne losbrausenden Vettel und Räikkönen mussten Valtteri Bottas die Führung überlassen und sich hinter dem Finnen einreihen, der zwar nicht besser wegkam als Vettel, auf dem langen Weg zum ersten Anbremspunkt aber im Windschatten vorbeiflog. "Ich habe die Innenseite abgedeckt, aber beim Bremspunkt war er schon vorne und in der Lage, mir die Tür zuzumachen. Dort hat er das Rennen gewonnen", meint Vettel, der sich fühlte, als habe er "ein Zelt hinter mir aufgespannt".
Was folgte war ein einfaches Kontrollieren des Rennens. Mit Respektabstand von jeweils zwei bis drei Sekunden fuhren die Top 4 hintereinander ihre Kreise, sodass keine direkten Duelle stattfanden. Vettel hatte zu diesem Zeitpunkt ein paar Probleme mit den Vorderreifen und beklagte sich über Blasenbildung, doch je länger der Stint ging, desto wohler fühlte sich der viermalige Weltmeister. "Wir konnten die Lücke schließen, doch das hat er (Bottas; Anm. d. Red.) gemerkt und das Rennen kontrolliert."
Als der Finne in Mercedes-Diensten nach 27 Runden an die Box fuhr, lag Vettel drei Sekunden dahinter. Mittels Overcut wollte der Deutsche seinen Kontrahenten überflügeln und konnte dessen Zeiten auf frischen Reifen sogar mitgehen. "Wir hatten gehofft, dass Valtteri vielleicht in den Verkehr kommen würde, während wir freie Strecke haben. Das war der Plan", erklärt der Deutsche, der zu Kimi Räikkönen einen guten Puffer hatte und seinen Stint ausdehnen konnte.
Räikkönen will mehr als Rang drei
Doch die Realität war genau andersherum. Vettel geriet in den Verkehr und kam schließlich nach 34 Umläufen mehr als vier Sekunden hinter Bottas wieder auf die Strecke. Kleine Randnotiz: Dass Bottas zu diesem Zeitpunkt führte, hatte ein Pilot nicht mitbekommen - Kimi Räikkönen. Als ihm gesagt wurde, dass er hinter dem Finnen liegt, fragte er nur: "Wie ist das passiert? Warum haben wir nicht früher gestoppt?" Er dachte, dass Lewis Hamilton in Führung lag und Bottas die ganze Zeit hinter ihm sei...
Fotostrecke: GP Russland, Highlights 2017
"Hat 'ne Weile gedauert, huh?" Im 81. Grand Prix seiner Karriere feiert Valtteri Bottas seinen ersten Sieg in der Formel 1. Landsmann Mika Häkkinen hat 96 Anläufe gebraucht - und wurde danach zweimal Weltmeister. Sebastian Vettel, knapp geschlagen, gratuliert neidlos: "Valtteri war der Mann des Rennens!" Fotostrecke
Der "Iceman" fuhr hinter Vettel ansonsten ein wenig spektakuläres Rennen. Zwar war er nach dessen Boxenstopp relativ nah dran, weil er vier Runden früher in der Box war, doch danach verlor er gegenüber Vettels frischen Supersofts Zehntel um Zehntel - am Ende landete er mit genau elf Sekunden Rückstand auf den Sieger auf Rang drei. Und obwohl es sein erster Podestplatz in diesem Jahr war, war er damit nicht zufrieden.
"Beim nächsten Mal versuchen wir mehr", betont der Finne, der wenigstens einen Schritt nach vorne sieht: "Wir waren glücklicher, wie die Dinge gelaufen sind. Trotzdem sind wir nur Dritter geworden. Wir haben am Start verloren, danach ist nicht viel passiert", schildert er. "Wir müssen es weiter versuchen und uns verbessern. Es geht darum, dass alle Details passen. Dann wird man auch den ersten Platz bekommen."
Vettel: Bottas war der Mann des Rennens
Die Details haben heute bei Ferrari nicht gepasst, ansonsten wäre Vettel bei seiner Aufholjagd vielleicht noch an Bottas herangekommen. Doch der Heppenheimer kann einsehen, dass der Finne heute nicht zu knacken war: "Er war das ganze Rennen über sehr schnell und hat keinen Fehler gemacht. Er ist der Mann des Rennens", lobt er.
"Wir sind nicht enttäuscht", betont auch Teamchef Maurizio Arrivabene, der mit seinen Fahrern heute sehr zufrieden war: "Sebastian ist in fantastischer Form, fast hätte er es geschafft. Kimi war auch sehr, sehr gut", sagt der Italiener und findet es okay, dass es heute nur die Plätze zwei und drei gab. "Das Auto war sehr stark, speziell im letzten Rennteil. Es wird eine interessante Meisterschaft."