• 29. April 2017 · 20:27 Uhr

Strategie in Sotschi: Over- statt Undercut beim einzigen Stopp?

Weil der glatte Asphalt kaum Reifenverschleiß verursacht, rechnen die meisten mit einem Boxenstopp in Sotschi, doch der Undercut könnte dann falsch sein

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Russland droht morgen zu einer ziemlich einseitigen Angelegenheit zu werden, zumindest was die Strategie angeht. Denn weil Reifenverschleiß auf dem glatten Asphalt im Olympiapark von Sotschi kein großes Thema werden wird, werden die meisten Piloten vermutlich auf eine Einstopp-Strategie setzen - wie schon in den vergangenen Jahren.

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Auch die Ultrasoft-Reifen sorgen in Sotschi nicht für mehr Boxenstopps Zoom Download

Seit die Formel 1 in Sotschi zu Gast ist, hat sich an dieser Tatsache nicht viel geändert. Schon immer dominierten wenige Boxenstopps das Bild im Renngeschehen. "Der Asphalt scheint in den Jahren nicht gealtert zu sein", meint Williams-Technikchef Paddy Lowe. Im Gegensatz zu anderen Strecken wie Austin ist Sotschi so glatt wie eh und je.

Das hat sich heute auch im Qualifying bemerkbar gemacht, als ein unübliches Vorgehen sichtbar wurde: Mehrere schnelle Rudnen waren möglich, und viele Piloten fuhren sogar zwei Aufwärmrunden, weil sie die Reifen nicht in das richtige Temperaturfenster bekamen. "Im Vorjahr war es einfacher, die Reifen auf Temperatur zu bringen", nickt Pirelli-Manager Mario Isola. "Man musste die Outlap managen, um die Reifen nicht zu überhitzen." Diesmal musste man jedoch teilweise sogar voll fahren.

Das könnte auch eine Auswirkung auf den Rennverlauf haben. Heißt das Zauberwort sonst Undercut, bei dem man mit einem frühen Boxenstopp von den frischeren Reifen profitieren will, setzt man am Sonntag vermutlich auf den Overcut, weil es keinen großen Undercut-Effekt gibt. Im Gegenteil: Weil man in den ersten Runden noch Probleme mit den Temperaturen hat, "ist es sehr schwierig, zu Beginn des Stints eine gute Balance zu haben", meint Carlos Sainz. Der Konkurrent auf alten Pneus könnte im Vorteil sein.


Fotos: Großer Preis von Russland


Knifflig wird es, wenn die Temperaturen der Reifen durch äußere Einflüsse sinken - etwa wenn das Safety-Car auf die Strecke muss. Dass die Piloten teilweise wie auf rohen Eiern fahren, hat sich schon gezeigt. Daniel Ricciardo scheint aber einen Tipp zu haben, wie er für Wärme sorgt: "So wie Valtteri in China", lacht er und spielt auf dessen Dreher an. "Man muss einfach mehr zacken und vielleicht ein Abreißvisier in den Bremsschacht schmeißen, damit sie wärmer werden."

Doch der wichtigste Punkt bleibt morgen die Strategie: Ein Stopp dürfte bei den meisten feststehen - zumindest wenn man ein einsames Rennen fährt. "Wenn du die Strecke für dich hast, wird es ziemlich einfach. Dann kannst du es managen und vermutlich einen Stopp fahren", erklärt Ricciardo. "Wenn du aber hinter einem anderen Auto bist und die Reifen strapazierst, dann kommst du vielleicht aus dem Fenster heraus und wirst gezwungen, einen frühen Stopp oder zwei Stopps zu machen."

Die Frage ist auch, mit welchen Mischungen wird der eine Stopp bewerkstelligt. Erstmals bringt Pirelli in diesem Jahr die Ultrasofts mit nach Russland, doch auch die sollten für keine Veränderung sorgen: "Der Ultrasoft ist ultrasoft, aber er fühlt sich nicht ultrasoft an", meint Ricciardo zu dem Reifen, auf dem die komplette Top 10 starten wird. Und Paddy Lowe ergänzt: "Man kann es einfach auf Supersoft und Ultrasoft machen. Kaum einer ist den Soft gefahren, der bleibt im Schrank."

"Wir könnten auch einen Ultra-Ultrasoft haben", legt Pirellis Mario Isola nach, der mit dem lilafarbenen Reifen überhaupt kein Problem sieht. Sotschi dürfte strategisch ziemlich eindimensional bleiben, spannend ist jedoch eben die Frage nach dem Zeitpunkt des Wechsels.

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