• 29. April 2017 · 17:08 Uhr

Klatsche für Mercedes: "Müssen zurück an das Zeichenbrett"

Die Silberpfeile erkennen an, dass Ferrari in der "neuen Zeitrechnung" im Qualifying besser ist - Bottas verliert Pole per Fahrfehler, Hamilton kämpft mit der "Prinzessin"

(Motorsport-Total.com) - "Autsch!" Deutlicher hätte das Fazit Toto Wolffs nach dem Qualifying zum Russland-Grand-Prix in Sotschi am Samstag nicht ausfallen können. Der Mercedes-Sportchef musste mitansehen, wie seine Truppe von Ferrari in einem Zeittraining zum ersten Mal seit über eineinhalb Jahren in die Schranken gewiesen wurde. Für Valtteri Bottas und Lewis Hamilton blieben nur die Plätze drei und vier. "Wir müssen zurück an das Zeichenbrett und herausfinden, was los gewesen ist", fordert der Brite.

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Lewis Hamilton musste in Sotschi eine herbe Niederlage einstecken Zoom Download

Die Klatsche für Mercedes kommt überraschend, weil die Silberpfeile das Tempo in Sotschi bei allen drei vorherigen Formel-1-Gastspielen bestimmten und auf den langen Geraden von ihrer Motorpower profitierten. Wolff winkt ab, wenn es darum geht, ob die Schlappe schwerer wiegen würde: "Die Resultate aus den vergangenen Jahren sind kein Maßstab mehr", pocht er auf die jüngste Regelnovelle und die einhergegangene Änderung des Machtgefüges: "Das ist die neue Zeitrechnung: Ferrari gegen Mercedes."

In Russland ging der Punkt klar an Rot. Bottas lag im dritten Qualifyingabschnitt 0,095 Sekunden hinter Pole-Position-Mann Sebastian Vettel. Das deckt sich weitgehend mit den Resultaten der ersten drei Grands Prix, entspricht aber nicht den Möglichkeiten der Autos auf einer schnellen Runde. In dieser Disziplin ist der W08 gewöhnlich besser. "Das Resultat spricht eine klare Sprache", bläst Bottas die Backen auf und resümiert: "Wir waren nahe dran, aber eben nicht nahe genug."

Ferrari profitiert von den Ultrasoft-Reifen mehr als Mercedes

Dass der Finne bei seinem letzten Versuch auf Pole-Kurs war, dann jedoch einen Schnitzer einbaute und nicht in die Ferrari-Phalanx einbrach, hellt den Eindruck nicht auf. Denn auch Kimi Räikkönen hätte Luft nach oben gehabt, wäre er nicht in der Schlusskurve nicht mit massivem Untersteuern auf den Kunstrasen gekommen. "Sie waren das ganze Wochenende über in der Lage, mehr aus dem Autos rauszuholen, speziell aus dem Ultrasoft-Reifen", zieht Bottas den Hut vor Ferrari.

Hamilton ließ sich sogar 0,573 Sekunden aufbrummen und staunt, dass sein Auto nicht so wollte wie er: "Es lag alles daran, dass ich im letzten Sektor eine halbe Sekunde verloren habe", schüttelt er den Kopf. Einen Fahrfehler beging der Ex-Weltmeister nicht - im engen und kurvigen Teil der Bahn fehlte es schlicht an Grip und Performance. "Ich bin nicht enttäuscht. Ich habe das Wochenende über gekämpft, mehr konnte ich nicht tun. Warum sollte ich wütend sein?", fragt sich Hamilton.

Trübe Aussichten für das Rennen: "Der Sieg geht nur über Ferrari"

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Faire Gratulation: Bottas musste Landsmann Räikkönen die Hand reichen Zoom Download

Vielmehr scheint es am W08 gelegen zu haben, dass zum dritten Mal seit Anbruch der Hybridära 2014 kein Mercedes-Motor auf der Pole-Position parken wird. "Das Auto ist unheimlich sensibel", moniert Wolff und nennt den Wagen "eine kapriziöse Prinzessin". Er ist potenziell sehr schnell, aber es ist schwierig, die Leistung auf den Punkt zu bringen. Insbesondere die Reifentemperaturen geben den Piloten Rätsel auf. Hinzu kommt, dass der Bolide empfindlich auf Set-up-Änderungen reagiert - mehr als es die 2017er-Autos aufgrund ihrer Aerodynamik ohnehin schon tun.

Wolff betont jedoch, die Boliden nach einem verkorksten Freitag "für das Qualifying richtig eingestellt" zu haben. Offen bleibt die Frage, ob dafür Performance im Rennen geopfert wurde, die zuletzt keine Stärke der Silbernen war. Dafür die der Scuderia. "Meine Sorge ist, dass Ferraris Renntrimm nicht langsamer wird", dünkt Niki Lauda am 'RTL'-Mikrofon Unheil. Auch der Sportchef sieht Rot im Vorteil und spürt nicht, dass ein Erfolg möglich wäre: "Das Gefühl habe ich nicht. Es geht über Ferrari", stöhnt Wolff, "aber am Samstag werfen wir die Flinte noch nicht ins Korn."

Diese Ansage nehmen sich seine Piloten zu Herzen. "Es ist eine gute Teamleistung, dass wir in Reihe zwei sind", gibt sich Bottas kämpferisch. Er möchte die rote Wand binnen 844 Metern sprengen: "Hier ist es nicht schlecht, weil der Weg zur ersten Kurve so lang ist." Dafür muss der Start klappen, was Hamilton in der Vergangenheit nicht immer gelang. "Ich bin noch mit bei der Musik dabei. Es ist noch alles drin", hofft er und pocht auf gute Longruns, die auch Bottas gehabt haben soll. Der Haken an der Sache: Ferrari war im Freien Training auch mit vollem Tank besser.

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