Ferrari warnt trotz Mega-Freitag: "Der Abstand ist künstlich"
Im Training von Russland war Ferrari am Freitag das dominierende Team, doch Sebastian Vettel traut dem Braten nicht: "Mercedes hat nicht alles gezeigt"
(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat beim Freien Training zum Großen Preis von Russland ein dickes Ausrufezeichen gesetzt und Mercedes deutlich in die Schranken verwiesen. Die Scuderia dominierte beide Trainingssessions am Freitag und sicherte sich mit großem Abstand die Tagesbestzeit. Sebastian Vettel war in 1:34.120 Minuten der schnellste Mann vor Kimi Räikkönen, dem 0,263 Sekunden nach vorne fehlten.
Überraschend deutlich war aber die Lücke zu den Silberpfeilen, die Ferrari auf den ultraweichen Reifen heute nichts entgegenzusetzen hatten. Valtteri Bottas lag 0,670 Sekunden zurück, Lewis Hamilton sogar deren 0,709 Sekunden. Alle weiteren Konkurrenten wiesen sogar über 1,4 Sekunden Rückstand auf und dürften Ferrari nur mit dem Fernglas bewundern.
"Es war ein guter Freitag und alles ist glatt gegangen. Ich bin zufrieden mit dem Auto. So macht es mehr Spaß", resümiert ein sichtlich glücklicher Kimi Räikkönen, der mit seinem Boliden heute viel besser zurecht gekommen ist als bei den vergangenen Rennen. Und während man bei Ferrari glücklich über die schnellste Rundenzeit ist, sorgt ein anderer Fakt für noch mehr Zufriedenheit.
"Was wir danach gemacht haben, ist viel wichtiger", nickt Sebastian Vettel und meint damit die Longrun-Pace, die sich ebenfalls sehenlassen konnte. "Wir konnten uns während der Session verbessern, was mich ziemlich zufriedenstellt." Der Heppenheimer fuhr auf 21 Runden alten Ultrasofts konstant Zeiten im 1:38er-Bereich - etwas, das sonst nur Valtteri Bottas gelang.
Erst Dreher, dann schnelles Auto
Kimi Räikkönen war vor allem auf Supersofts unterwegs, deren Zeiten mit mittleren 1:39 Minuten allenfalls mäßig waren - dafür legte er mit Ultrasofts noch einmal zu, war aber nicht lange mit ihnen unterwegs. Zudem klagte der Finne teilweise über Probleme mit den Reifen: Am Vormittag spürte er Vibrationen, am Nachmittag gefiel ihm der fehlende Grip an der Vorderachse nicht.
Auch Sebastian Vettel hatte im ersten Training ein paar Eingewöhnungsschwierigkeiten und leistete sich einen Dreher, der aber ohne Folgen blieb: "Ich habe ein bisschen zu viel gepusht. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich ihn locker abfangen würde, aber dem war nicht so", sieht er es locker. "Ich hätte vielleicht ein wenig schneller reagieren sollen. Aber gut, man probiert - und manchmal geht es eben in die Hose."
Am Nachmittag lief es für ihn dann aber deutlich besser, sodass er glücklich von der Strecke abreist. "Wir haben verstanden, was wir brauchen", nickt er und sieht sogar noch ein wenig Luft nach oben. Nach den Eindrücken des Freitags gilt Ferrari natürlich als großer Favorit auf den Sieg, doch davon wollen die Piloten noch nichts wissen: "Es ist ja erst Freitag und wir wissen nicht, was die anderen tun", winkt Räikkönen ab.
Vettel: "Mercedes wird morgen stark sein"
Teamkollege Vettel glaubt auch, dass vor allem von den Silberpfeilen noch einiges kommen wird. Seiner Meinung nach hat Mercedes die Karten noch nicht auf den Tisch gelegt: "Der Abstand ist künstlich", betont der Deutsche. "Bei denen wird schon alles in Ordnung sein, und sie werden morgen stark sein. Ich bin sicher, dass sie nicht alles gezeigt haben." Das habe schon das vergangene Jahr gezeigt, als Williams nach dem Freitag als Favorit galt, am Ende aber Mercedes wie immer vorn war.
"So kann man sich manchmal in die Irre führen lassen. Wir können im Auto viel herumspielen - mit Benzindruck, Motoreneinstellung. Vor allem auf dieser Strecke kann man verschiedene Dinge zeigen, oder nicht zeigen", winkt er ab. "Das Wichtigste ist, dass wir uns auf uns selbst und unsere Balance konzentrieren."
Ein wichtiges Detail sollte man aber nicht verschweigen: Bei Vettel und Räikkönen wurde vor dem Freitag der jeweils dritte Turbolader im Auto verbaut. Wird es angesichts der nur vier verfügbaren Teile schon eng? "Die Wechsel wurden als Vorsichtsmaßnahme unternommen, weil wir keinen Fehler machen wollen", betont Motorenchef Luigi Fraboni nach ein paar Problemen und gibt Entwarnung: "Wir sollten aber bis zum Ende in den vierten Elementen bleiben."