• 28. April 2017 · 17:10 Uhr

Ernüchterung bei Red Bull: Gefahr von hinten droht

Red Bull droht in Sotschi Gefahr durch das Mittelfeld: Wieso man in Russland nicht mit der Spitze mithalten kann und Max Verstappen seinen RB13 abstellen musste

(Motorsport-Total.com) - Red Bulls Befürchtungen sind eingetreten: Die Power-Strecke Sotschi liegt dem RB13 mit Renault-Antrieb nicht. Das hat der erste Trainingstag klar gezeigt. Max Verstappen (1:35.540 Min./+1,420 Sek.) und Daniel Ricciardo (1:35,910 Min./+1,790 Sek.) mussten sich im Freitag-Gesamtergebnis mit den Plätzen fünf und sechs abfinden. Und selbst auf den drittplatzieren Lewis Hamilton klafft eine Lücke von sieben Zehntelsekunden.

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Blick in den Rückspiegel: Red Bull droht in Sotschi Gefahr durch das Mittelfeld Zoom Download

Was noch dazukommt: Verstappen musste seinen Boliden 20 Minuten vor dem Ende des zweiten Trainings in Kurve 16 abstellen. "I have no power", beschwerte sich der Niederländer via Boxenfunk. "Der Benzindruck war das Problem", weiß er nach dem Training. Besonders bitter: Der Defekt ereilte Red Bull ausgerechnet zu Beginn der für das Rennen so wichtigen Longruns.

"Das ist schade, aber zum Glück hat Daniel einen Longrun geschafft", sieht es Verstappen positiv, der nun mit den Daten des Teamkollegen arbeiten muss. Doch wirklich überzeugend war Ricciardos Simulation für das Rennen nicht: Auf der Ultrasoft-Mischung, die dem reifenschonenden RB13 eigentlich besser liegen müsste, kam der "Aussie" auf einen Mittelwert von 1:40,9 Minuten.

Red Bull muss bei den Longruns nachlegen

Zum Vergleich: Bestzeit-Halter Sebastian Vettel, dessen Pneus sogar um zwei Runden älter waren, war im Schnitt um fast zwei Sekunden schneller. Das stimmt auch mit Ricciardos Boxenfunk-Beschwerden überein. Auf seinem Longrun bemängelte er, dass ihm eingangs und ausgangs der Kurven der Grip an der Hinterachse fehlt.

Als er dann am Ende noch die Supersoft-Reifen ausfasste, verbesserte sich die Laune des Red-Bull­Piloten: "Jetzt ist der Grip besser." Später erklärt Ricciardo: "Auf dem Supersoft-Reifen war ich ziemlich zufrieden, aber mit der Ultrasoft-Mischung habe ich mich nicht so sehr verbessert wie die anderen - daran müssen wir also arbeiten. Mit dem Supersoft hat die Balance gepasst, wenn wir das also morgen auch mit dem Ultrasoft schaffen, dann sollte es passen."

Das spiegeln auch die Zeiten wider: In seinem Supersoft-Longrun, der allerdings nur fünf Runden lang dauerte, kam Ricciardo auf einen Schnitt von 1:40,5 Minuten, war also schneller als mit der weicheren Mischung.

Dennoch muss sich Red Bull sogar gegen das Mittelfeld wappnen: Vor allem Felipe Massa im Williams, dessen persönliche Bestzeit um 0,370 Sekunden hinter Ricciardo lag, war bei den Longruns auf beiden Reifenmischungen deutlich schneller als der Mann aus Perth. Und zwar im Schnitt um mehr als eine Sekunde. Aber auch von Force India - wie Williams mit dem starken Mercedes-Motor ausgestattet - und Renault könnte im Renntrimm eine Bedrohung ausgehen.

Zu wenig Abtrieb, zu wenig Leistung: Sotschi liegt Red Bull nicht

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Die langen Geraden machen Red Bull in Sotschi das Leben besonders schwer Zoom Download

Dennoch relativiert Ricciardo das etwas ernüchternde Ergebnis: "Es gab heute einige gute Anzeichen. Darauf werden wir uns jetzt konzentrieren. Uns hat es etwas an der Konstanz gefehlt, aber wenn es einmal lief, dann lief es gut."

Vielleicht ist der Red Bull bei den Longruns schneller, als es am Freitag bei Ricciardo aussah, denn Verstappen kam in seinen ersten zwei Longrun-Runden vor dem Defekt auf der Ultrasoft-Mischung auf einen Schnitt von 1:39,7 Minuten und sieht damit zumindest etwas konkurrenzfähiger aus als sein Teamkollege.

Wo sich Red Bull einreihen wird? "Die Plätze fünf und sechs sind realistisch", meint Verstappen. "Das ist sowieso nicht unsere Lieblingsstrecke, also versuchen wir, das beste draus zu machen." Das sei auch der einzige Grund, warum man nicht wie in Bahrain nur acht Zehntel hinter der Spitze liegt, sondern der Abstand sich in etwa verdoppelt hat. "Es liegt an den Geraden", konkretisiert Verstappen. "Uns fehlt es ziemlich an Leistung. Und wenn es dann auch noch an Abtrieb mangelt, dann wird es noch schwieriger."

Stardesigner Newey arbeitet "Tag und Nacht"

Auch Teamchef Christian Horner macht kein Hehl daraus, dass es für Red Bull in Sotschi nur um "Schadensbegrenzung" geht. Priorität sei, "beide Autos ins Ziel zu bringen". Er rechnet damit, dass seine Piloten im Rennen besser aussehen werden als im Qualifying, auch wenn die Longruns das nicht unbedingt belegen.

Der Fokus liegt ohnehin längst auf dem großen Barcelona-Update. Für Sotschi hat Red Bull laut Horner "ein paar Kleinigkeiten in ein paar Bereichen, aber nichts Gravierendes". Auffällig sind die etwas veränderten Flügel an den Seitenkästen, sonst wirkt der RB13 unverändert. Die Fabrik in Milton Keynes arbeitet währenddessen auf Hochtouren an der B-Version.

"Adrian Newey arbeitet Tag und Nacht daran, er investiert unheimlich viel Arbeit in dieses Update", lobt Horner seinen Stardesigner. "Hoffentlich wird es das bringen, was wir uns erhoffen. Die Regeln sind noch in einem Frühstadium. Da sind große Fortschritte möglich."

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