Ricciardo nicht besorgt: Haben aus Reifenproblemen gelernt
Wieso Red Bull in Sotschi nicht mit Reifenproblemen rechnet, obwohl die Pneus selbst in der Wüste zu kühl waren, und wie Adrian Newey im Hintergrund für Spanien zaubert
(Motorsport-Total.com) - Wenn man Bahrain als Basis nimmt, dann droht Red Bull in Russland ein hartes Wochenende: Daniel Ricciardo hatte sogar beim Wüstenrennen Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bringen - wie sollte das erst in Sotschi gelingen, wo der Asphalt besonders glatt ist und kühleres Wetter zu erwarten ist? "Ich mache mir keine Sorgen", ist der "Aussie" aber überraschend gelassen. Der Grund sind die Fortschritte bei den Tests nach dem Bahrain-Wochenende: "Am Dienstag haben wir ein paar Dinge ausprobiert und dabei etwas gelernt, also rechne ich nicht damit, dass uns das noch einmal passieren wird."
Was das Tempo angeht, war Red Bull schon in Bahrain deutlich besser aufgestellt als bei den ersten zwei Saisonrennen. Es geht also vorwärts in Milton Keynes, wo man den hohen Erwartungen, dieses Jahr um den Titel mitzukämpfen, bisher nicht gerecht wurde. "Bei den ersten zwei Rennen waren wir 1,3 Sekunden hinten, in Bahrain waren es nur sieben, acht Zehntel, obwohl wir mit so einer großen Verbesserung gar nicht gerechnet hatten", zeigt sich Max Verstappen, der in Sachir wegen eines Bremsdefekts ausfiel, überrascht.
An Set-up-Fortschritten soll es nicht gelegen haben, wie Verstappen andeutet: "Ich muss sagen, dass die Balance im Qualifying nicht schlecht war, aber die Balance war auch in China und sogar in Australien nicht schlecht. Wir haben nicht plötzlich irgendwas Geniales gefunden." Und Ricciardo wirft ein, dass auch die Verbesserungen beim Renault-Antrieb nicht den Ausschlag gegeben haben: "Beim Motor konnten wir seitdem gerade mal eine Zehntelsekunde herausquetschen."
Warum Sotschi für Red Bull schwierig wird
Trotz dieser Fortschritte rechnet man im Red-Bull-Lager mit einem schwierigen Wochenende am Schwarzen Meer. "Sotschi dürfte nicht unsere Strecke sein", füchtet Verstappen. "Uns wird hier die Leistung auf den Geraden fehlen, außerdem sind wir auch beim Abtrieb nicht auf dem Niveau unserer Gegner, also können wir die Zeit nicht in den Kurven zurückholen. Es wird hart." Sein Ziel für den Kurs im Olympiapark: "Das Rennen zu beenden und nicht wegen Defekten auszufallen. Denn das ist uns bei zwei Rennen nicht gelungen. Einmal bei mir, einmal bei Daniel."
Daraus wird klar, auch wenn es Verstappen nicht offen zugibt: Red Bull will derzeit Schadensbegrenzung betreiben, um die Titelchancen zu wahren. Die WM-Krone hat man also offensichtlich noch nicht abgeschrieben. Kein Wunder, denn Designguru Adrian Newey arbeitet im Hintergrund längst an einer B-Version des RB13, die beim Europaauftakt in Spanien debüttieren soll.
Die Erwartungen sind riesig. "Ich hoffe, dass wir eine Art Wunderwaffe finden", bemüht sich Ricciardo nicht einmal, den Ball flach zu halten. "Wir wollen etwas finden, damit wir in diesen Kampf zwischen Ferrari und Mercedes eingreifen können." Worauf der WM-Sechste seine Hoffnung begründet? Das Vorjahr.
Vorfreude auf Spanien: Ricciardo rechnet mit "Wunderwaffe"
"Damals haben uns hier im Qualifying über eineinhalb Sekunden auf die Pole gefehlt", erinnert er sich, dass auch der RB12 erst langsam zum Siegerauto wurde. "In Barcelona war es dann nur mehr eine halbe Sekunde und wir hatten stark aufgeholt. Und in Monaco waren wir richtig schnell." Ähnliches soll auch 2017 gelingen. Die Problemzonen hat man bei Red Bull offenbar ausgemacht. "Wir konnten Ferrari in den Rennen meist ein, zwei Runden lang studieren, ehe sie zu weit weg waren. Sie und Mercedes haben im Heck deutlich mehr Grip. Das macht bei den heutigen Autos den Unterschied aus."
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Sotschi
Zum vierten Mal findet 2017 ein Grand Prix von Russland statt. Da sich Bernie Ecclestone nie den Traum vom Rennen am Roten Platz in Moskau erfüllen konnte, gastiert die Formel 1 seit 2014 auf dem Sotschi Autodrom. Fotostrecke
Verstappen und er haben laut Ricciardo die gleichen Mängel beim RB13 geortet, "und das Team hat jetzt glaube ich wirklich verstanden, was zu tun ist", rechnet Ricciardo mit einem baldigen Sprung nach vorne. Auch die Tests in Bahrain waren diesbezüglich wichtig: "Wir haben viel gelernt." Das Ziel? "Wenn wir in Barcelona innerhalb einer halben Sekunde zur Spitze sind, dann liegen wir in Schlagdistanz", gibt Ricciardo die Marschroute vor.
Ab Montreal endgültig im Kampf um den Sieg?
Den Rest soll dann das für Montreal angekündigte Antriebs-Update von Renault erledigen. "Es soll ein paar Zehntelsekunden bringen", stellt der "Aussie" klar. Mit dem Status quo ist man bei Red Bull unzufrieden. Verstappen beklagt, dass es Renault offenbar im Vergleich zum Vorjahr nicht gelungen ist, den Rückstand weiter zu reduzieren.
"Ich denke, dass es da immer noch ein ziemlich großes Defizit gibt", spricht der Niederländer Klartext. "Wir sehen in den Rennen vielleicht etwas besser aus, weil Mercedes da den Motor nicht so aufdrehen kann wie im Qualifying." Der Theorie, dass Red Bull im Qualifying schwächer aussieht, weil der RB13 so gutmütig mit den Reifen umgeht und diese daher nicht sofort auf Temperatur bringt, kann er nichts abgewinnen: "Das sollte für uns kein Nachteil sein."
Dass man in den Rennen auf weichere Reifen als die Konkurrenz setzt, ergibt hingegen für Ricciardo Sinn: "Das Auto scheint auf dem Supersoft-Reifen besser zu funktionieren als auf dem Soft, weil uns generell etwas der Grip fehlt. Dann hilft natürlich ein weicherer Reifen. Wenn man dann noch bedenkt, dass unser Auto die Reifen schont, dann ist es besser, etwas weicher zu gehen."