• 16. April 2017 · 20:28 Uhr

"Mehr Murks als Positives": Mercedes erneut geschlagen

Déjà-vu für Mercedes in Bahrain: Wie schon in Australien müssen sich Lewis Hamilton und Valtteri Bottas im Rennen Sebastian Vettel geschlagen geben

(Motorsport-Total.com) - Im dritten Rennen der Formel-1-Saison 2017 hat Mercedes die zweite Niederlage einstecken müssen. Beim Rennen des Grand Prix von Bahrain mussten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas am Sonntag wie schon beim Saisonauftakt in Melbourne Ferrari-Pilot Sebastian Vettel geschlagen geben, der seinen zweiten Sieg in dieser Saison feierte und damit auch die Führung in der WM übernahm. Hamilton landete trotz einer 5-Sekunden-Starfe vor Bottas auf Rang zwei, kam im Schlussspurt aber nicht mehr an Vettel heran.

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Lewis Hamilton musste auch in Bahrain mit Platz zwei vorliebnehmen Zoom Download

"Zwei und drei ist positiv. Aber es war mehr Murks in dem Rennen als Positives", lautet bei 'Sky' das Fazit von Sportchef Toto Wolff. Und dieser Murks fing schon vor dem Start an. "Vor dem Rennen ist uns der Generator an Valtteris Auto eingegangen, weshalb wir die Reifen nicht mehr 'bleeden' konnten (Druck von den Reifen ablassen; Anm. d. Red.)", erklärt Wolff. "Dadurch hatten wir zu viel Reifendruck, und es war klar, dass Valtteri keine Pace hat."

"Im ersten Stint hatten wir ein Problem mit den Reifendrücken", bestätigt Bottas. Sebastian und Lewis haben Druck gemacht, und ich konnte das Rennen nicht kontrollieren." Bottas konnte sich nicht von Vettel absetzen, der beim Start von Platz drei aus an Hamilton vorbeigegangen war. Eine Vorentscheidung im Kampf um den Sieg fiel schon in Runde 10, als Vettel als erster Fahrer der Spitzengruppe an die Box kam. Der Versuch des sogenannten Undercut gelang.

Mercedes machtlos gegen Ferraris Strategie-Trick

Nachdem Bottas und Hamilton in Runde 13 während einer Safety-Car-Phase ihren ersten Boxenstopp absolviert hatten, lag Vettel in Führung. "Wir hatten Pech beim Boxenstopp während des Safety-Cars. Der war etwas langsam, und ich hatte Verkehr in der Boxengasse. Deshalb bin ich hinter Sebastian zurückgefallen", erklärt Bottas. Doch warum reagierte Mercedes nicht zumindest mit einem Fahrer auf die Strategie von Ferrari und zog den Boxenstopp vor? Darauf bleibt Wolff eine klare Antwort schuldig. "Sie sind sehr früh reingekommen. Wir hätten den Lewis zuerst reinholen müssen, das war alles Murks", weicht der Österreicher aus.

Bottas versuchte nach dem Neustart zwar einen Angriff in Kurve 4, doch Vettel wehrte diesen ab. In der Folge fuhr der Ferrari-Pilot auf supersoften Reifen Bottas davon, der beim ersten Boxenstopp auf soft gewechselt hatte. Hamilton hing unterdessen hinter Bottas fest und fordert am Boxenfunk, sein Teamkollege solle ihn vorbeilassen: "Ich kann Vettel vielleicht einholen. Falls es nicht klappt, lasse ich Valtteri wieder vorbei."

In Runde 27 tat ihm Bottas den Gefallen, der zu diesem Zeitpunkt erneut über überhitzende Hinterreifen klagte. Doch für Hamilton bahnte sich Ungemach an. Beim ersten Boxenstopp war er in der Boxeneinfahrt langsamer als üblich gefahren, um einen Abstand zum unmittelbar vor ihm stoppenden Bottas zu halten. "Ich wusste, dass ich ungefähr fünf Sekunden Abstand halten musste. Bei 4,7 Sekunden habe ich dann wieder Gas gegeben, aber am Boxeneingang waren es nur noch vier Sekunden. Ich glaube, er hatte auch ein Problem, wodurch ich noch näher dran war", erklärt Hamilton.

Hamiltons Bummeln wird bestraft

Daher ging er in der Boxengasse erneut vom Gas, fuhr langsamer als der Limit von 90 km/h und hielt dadurch den hinter ihm fahrenden Daniel Ricciardo (Red Bull) auf, was eine Zeitstrafe von fünf Sekunden zur Folge hatte. "Das war mein Fehler, dafür muss ich mich beim Team entschuldigen", sagt Hamilton.

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Dieser Doppelstopp von Mercedes wurde Hamilton zum Verhängnis Zoom Download

Die Strafe leistete er beim zweiten Boxenstopp in Runde 41 ab, wodurch Hamilton erneut hinter Bottas zurückfiel. Anschließend fuhr er die Lücke zu seinem Teamkollegen aber innerhalb weniger Runden zu. "Es war ein schwieriges Rennen für mich, ich bin nie richtig auf Tempo gekommen", erklärt Bottas seine schwachen Rundenzeiten. Da Hamilton vor allem in den schnellen Abschnitten deutlich schneller war, liegt aber auch Verdacht nahe, dass Mercedes an seinem Auto mehr Motorleistung freigegeben hat.

In Runde 47 wurde Bottas dann zum zweiten Mal an diesem Tag klargemacht, wer im Team die Nummer eins ist. "Halte Lewis nicht auf", kam die Ansage von Renningenieur Tony Ross, und erneut folgte Bottas der Teamorder und ließ Hamilton vor Kurve 13 vorbei. Dieser startete dann noch einen Schlussangriff auf Vettel und verkürzte auf frischeren Reifen den Rückstand, kam aber nicht an den Ferrari-Piloten heran. Im Ziel lag Hamilton 6,6 Sekunden hinter Vettel, womit auch die Strafe letztlich folgenlos war. "Ich habe alles versucht ihn einzuholen, aber 19 Sekunden waren eine Menge", sagt Hamilton. "Ich habe mein Bestes gegeben, aber Ferrari hat heute einen guten Job gemacht."

Enttäuschung bei Fahrern und Teamleitung

Der Brite reagierte auf die erneute Niederlange äußerlich gelassen, gab aber zu, dass es in ihm anders aussieht. "Die Enttäuschung ist da. Wenn man Punkte verliert und möglicherweise hätte das Rennen gewinnen können, dann tut das weh", sagt Hamilton und zeigte sich selbstkritisch: "Ich habe versucht, mein Bestes zu geben, habe das heute aber nicht so gut gemacht, wie ich kann."

Bottas machte aus seiner Enttäuschung ebenfalls keinen Hehl. "Ich hatte mir persönlich heute viel mehr erwartet, mein Ziel war auf jeden Fall der Sieg. Wir waren aber nicht schnell genug und haben deswegen als Team nicht gewonnen." Und auch Wolff haderte ein wenig: "Man hat es bei Lewis gesehen, wie schnell er am Ende fahren konnte. Wäre das Rennen anders losgegangen und Valtteri hätte am Anfang die Pace gehabt, wären wir vermutlich auf Augenhöhe gewesen."


Fotostrecke: GP Bahrain, Highlights 2017

Letztlich mussten er und Mercedes anerkennen, dass Vettel und Ferrari an diesem Abend einfach besser waren. "Ferrari hat alles richtig gemacht, hat zur richtigen Zeit gestoppt und daher verdient gewonnen", zollt Niki Lauda der Konkurrenz bei 'Sky Sports F1' Lob und Anerkennung.

Vor dem nächsten Rennen in zwei Wochen in Sotschi wartet eine Menge Arbeit auf Mercedes. Derzeit können die Silberpfeile Vettel nur im Qualifying im Zaum halten. Im Rennen war der Deutsche einmal mehr schneller, zudem wählte Ferrari erneut die bessere Strategie. Nach drei Jahren der Dominanz hat Mercedes in der Formel 1 2017 einen ernsthaften Rivalen. Hamilton verspricht jedoch: "Wir werden als Team hart arbeiten, kämpfen und zurückschlagen."

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