Nach Blockade: Keine Strafe für "gefährlichen" Hülkenberg
Nico Hülkenberg steht Lewis Hamilton im zweiten Training im Weg herum - Die Performance des Renault-Piloten fällt in Bahrain überraschend positiv aus
(Motorsport-Total.com) - "Diese Fahrer sind so gefährlich", ärgert sich Lewis Hamilton im zweiten Freien Training in Bahrain am Funk über Nico Hülkenberg. Was war geschehen? Als der Mercedes-Pilot eine Qualifying-Simulation mit Supersoft-Reifen in Angriff nahm, befand sich Hülkenberg bereits in der Auslaufrunde. Der Renault rollte um den Kurs, als Hamilton von hinten angeschossen kam. Bei der Anfahrt zu den Kurven 9 und 10 stand Hülkenberg dem Briten für einen Moment im Weg. Hamilton musste die Runde abbrechen, eine Kollision konnten beiden Fahrer vermeiden.
Die Rennkommissare zitierten beide im Anschluss an das Training zum Rapport. Gemeinsam sah man sich die Videoaufnahmen an. Hülkenberg zog nach links, um Platz zu machen. Aber durch die unterschiedlichen Linien steuerten beide Fahrer auf den gleichen Punkt auf der Rennstrecke zu. "In der Auslaufrunde fährt man sehr langsam, um die Reifen abzukühlen. Genau das hat er gemacht", schildert Hamilton. "Ich fuhr über die Kuppe und war bestimmt 100 km/h schneller als er. Ich habe erst spät erkannt, wie viel langsamer er ist und musste dann ausweichen."
"Es war ein schlechtes Timing", ergänzt Hülkenberg und berichtet aus seiner Sicht: "Als ich den Berg hinauffuhr, sah ich, dass er noch weit hinter mir fährt. Mein Ingenieur teilte es mir mit. Ich habe aber den Geschwindigkeitsunterschied falsch eingeschätzt und war dann zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Ich wollte zwischen den Kurven 9 und 10 auf der Innenseite sein, um ihm Platz zu machen. Mich hat der Geschwindigkeitsunterschied überrascht."
Die Rennkommissare hörten sich die Argumente der Fahrer an und anhand ähnlicher Zwischenfälle in der Vergangenheit wurden keine Strafen ausgesprochen. Hat sich Hülkenberg bei Hamilton entschuldigt? "Ja, ich bin natürlich auf meine Knie gefallen", meint der Deutsch scherzhaft. "Es ist passiert, was soll ich sagen? Ich kann mich nicht in Luft auflösen und werde es auch nicht tun." Dieser Zwischenfall ist somit abgehakt.
Rückstand von Hülkenberg am Freitag gering
Sportlich gesehen lief es für Renault im kühleren zweiten Training vielversprechend. Mit Supersofts fuhr Hülkenberg die sechstschnellste Zeit und lag nur 0,573 Sekunden hinter der Spitze. Damit war der Deutsche um eine Sekunde schneller als Teamkollege Jolyon Palmer, der 13. wurde. "Im ersten Training war das Auto schwierig zu fahren. Ich schätze, es mag die Hitze nicht", meint Palmer. "FT2 war produktiver. Wir haben ein besseres Verständnis für das Set-up und es gibt noch Potenzial."
Entscheidend ist für Renault die Rennpace. Damit war Hülkenberg bei den ersten beiden Rennen nicht restlos zufrieden. "In diesem Bereich müssen wir noch mehr arbeiten", sagt er auch am Freitag in Bahrain. "Vielleicht war es heute etwas besser. Ich habe mir kurz das Mittelfeld angesehen und die Pace sieht bei allen sehr ähnlich aus. Ich bin aber noch nicht mit unseren Longruns zufrieden." Mit Supersofts fuhr Hülkenberg im Schnitt um rund zwei Zehntel schneller als Williams-Pilot Felipe Massa.
Der Deutsche ist sich aber nicht sicher, ob diese Zahlen auch aussagekräftig genug sind. "Es ist gut, dass wir die Pace haben. Jetzt müssen wir schauen, dass wir konstanter werden. Ich weiß aber nicht, was die anderen Teams heute gemacht haben, denn ich bin vom Ergebnis etwas überrascht. Ich bin mir nicht sicher, ob das heute realistisch ist." Vor allem die Balance und der Grip machten Renault zu schaffen. Da in Bahrain der rechte Vorderreifen stark belastet wird, ist eine optimale Balance nur schwer zu erreichen.
Das Wochenende wird für Renault auch wichtig für die Standortbestimmung. "Bahrain ist immer eine Strecke, die aufzeigt, wo man mit dem Auto steht", weiß Hülkenberg und sagt: "Die Schwächen kommen hier zutage. Auch bei den Reifen verzeiht die Strecke nichts, weil es einige schnelle Kurven gibt und die Reifen wegen der Hitze auf den Geraden nicht abkühlen." Am Freitag fehlten nur rund 0,6 Sekunden auf die Spitze. Qualifying und Rennen werden zeigen, wie weit Renault noch zurückliegt.