Formel 1 Bahrain 2017: Vettel trotz Problemen Schnellster
Elektrik und Turbo am Ferrari kaputt, und trotzdem Bestzeit: Sebastian Vettel setzt am Freitag Bestzeit, den schnellsten Longrun fährt aber Lewis Hamilton
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel (Ferrari) war im Freitagstraining zum Grand Prix von Bahrain (Formel 1 2017 live im Ticker) Schnellster, trotzdem erlebte das Ferrari-Team keinen reibungslosen Auftakt. Denn sowohl an Vettels als auch an Kimi Räikkönens Auto traten technische Probleme auf. Der schärfste Konkurrent Lewis Hamilton (Mercedes) belegte mit 0,284 Sekunden Rückstand den fünften Platz.
© xpbimages.com
Sebastian Vettel sicherte sich die Bestzeit im Freitagstraining in Bahrain Zoom Download
Im Vergleich zu Schanghai scheint die Spitze noch enger zusammengerückt zu sein. Vettel erwischte auf Supersoft-Reifen eine einigermaßen saubere Runde und erreichte eine Bestzeit von 1:31.310 Minuten. Auf den Plätzen zwei und drei landeten - innerhalb von einer Zehntelsekunde - Valtteri Bottas (Mercedes) und Daniel Ricciardo (Red Bull). Und Räikkönen hatte als Vierter ebenfalls nur 0,168 Sekunden Rückstand.
Dass Hamilton drei Zehntelsekunden fehlten, ist erklärbar. Der WM-Leader (ex aequo mit Vettel) musste seine schnellste Runde nach mit Abstand bester Zwischenzeit im ersten Sektor abbrechen, weil ihm vor Kurve 10 plötzlich Nico Hülkenbergs Renault im Weg stand. "Ziemlich ungeschickt", wie Formel-1-Experte Marc Surer findet - weshalb der Deutsche nach der Session auch zu den Rennkommissaren muss.
Hamilton hatte nach 30 Fahrsekunden mehr als zwei Zehntelsekunden Vorsprung auf Vettel. Dessen schnellste Runde war aber auch nicht perfekt: Mehrmals klagte der Melbourne-Sieger über ein Brems-Warnlicht im Cockpit, am Boxenfunk kam zunächst Entwarnung. Bis er dann doch aufgefordert wurde, die Bremsen zu kühlen, als er während der Longrun-Simulationen vergeblich versuchte, den vor ihm fahrenden Bottas zu überholen.
Doch Ferrari blieb heute nicht vor technischen Problemen verschont. Bereits zu Mittag rollte Räikkönen mit einem Turboschaden aus, und am Abend blieb Vettel einmal mit Elektrikdefekt stehen. Streckenposten mit isolierten Handschuhen schoben ihn zurück an die Box, wo das Problem rasch behoben war. Vettel konnte sogar noch sein geplantes Longrun-Programm absolvieren - und machte dabei recht gute Figur.
Selbst Red Bull ist diesmal deutlich näher an Ferrari und Mercedes dran als zuletzt - und das, obwohl Verstappen zu Beginn der Longrun-Tests noch minutenlang zuschauen musste, während die Mechaniker seinen Unterboden tauschten. Der 19-Jährige fuhr über den abgebrochenen T-Wing von Bottas (bereits zum zweiten Mal nach Schanghai). "Nicht ideal", sagt er, aber: "Zumindest Daniel sieht recht konkurrenzfähig aus."
Ricciardo fuhr auf Supersoft einen Longrun-Durchschnitt von 1:36.9 Minuten - mit Reifen, die am Ende 13 Runden drauf hatten. Da war Hamilton (1:36.7 Minuten) nur marginal schneller, wenn auch mit etwas stärker gebrauchten Pneus. Ferrari wiederum zeigte, dass das Renntempo okay ist, als Räikkönen in der neunten Runde auf Soft 1:35.5 Minuten hinknallte. Im vergleichbaren Reifenstadium war Hamilton um vier Zehntelsekunden langsamer.
Hülkenberg (starker Soft-Longrun) hatte auf die schnelle Einzelrunde eine halbe Sekunde Rückstand und setzte sich damit knapp vor Felipe Massa (7./Williams). Im ersten Training hatte es noch nach einer Dominanz der Mercedes-Kundenteams im Mittelfeld ausgesehen. Am Abend schafften mit Romain Grosjean (9./Haas/+1,195) und Daniil Kwjat (10./Toro Rosso/+1,397) zwei weitere Nicht-Mercedes-Piloten den Sprung in die Top 10.
Carlos Sainz im zweiten Toro Rosso wurde 18., absolvierte aber auch nur fünf Runden. Er blieb früh stehen, weil es aus seinem Cockpit qualmte. Verdacht: Auspuff gebrochen. Auch Lance Stroll (16./Williams/+2,051) spürte sprichwörtlich Feuer unter dem Hintern: "Das tut weh", funkte er am Ende der Session. Hintergrund: Aus einem bisher noch ungeklärten Grund wurde sein Sitz heiß - ein Problem, das Hamilton auch gut kennt.
Stoffel Vandoorne (20./McLaren/+2,920) musste nach seinem MGU-H-Defekt zu Mittag die ersten 40 Minuten zuschauen, ehe er ins zweite Training eingreifen konnte. Ihm war es zu verdanken, dass Pascal Wehrlein (19./Sauber/+2,807) beim Comeback nicht Letzter wurde. Der Deutsche war um zwei Zehntelsekunden langsamer als Marcus Ericsson (17.), allerdings fuhren die beiden auch mit unterschiedlichen Aero-Konfigurationen.