• 09. April 2017 · 11:49 Uhr

"Was zur Hölle ...?": Rohrspatz Räikkönen wird zum Funkwüter

Kimi Räikkönen läuft beim Formel-1-Rennen von China wieder zur Höchstform am Funk auf: Der Finne schimpft über die Strategie und verliert wertvolle Punkte

(Motorsport-Total.com) - Dass Kimi Räikkönen am Funk gerne mal etwas ungehalten sein kann, wissen wir spätestens seit seinen legendären Funksprüchen in Abu Dhabi 2012 ("Leave me alone, I know what I'm doing"), doch beim Formel-1-Rennen von China am heutigen Sonntag wurde die Geduld des Finnen von seinem Team arg strapaziert. Mehrfach beschwerte er sich über die Strategie von Ferrari, die ihm einen möglichen Podestplatz kostete.

Ferrari versuchte mit dem Weltmeister von 2007 eine alternative Strategie und wollte ihn mit Soft-Reifen durchfahren lassen, nachdem er sich während der Safety-Car-Phase am Anfang von seinen Intermediates verabschiedet hatte. Schnell meldete der "Iceman" Zweifel an dieser Taktik an: "Glaubt ihr wirklich, dass die Reifen bis zum Ende halten? Es fühlt sich nicht so an", meinte er nur 20 Runden später - und er hatte noch mehr als 30 vor sich.

Zwar spülte ihn diese Strategie im weiteren Rennverlauf bis auf Rang zwei nach vorne, doch Räikkönen hatte in Runde 39 die Nase voll: "Wo wollen wir denn ins Ziel kommen? Ich habe keine Vorderreifen mehr und es sind noch 20 Runden zu fahren", hinterfragte er die Strategie des Teams deutlich. Ferrari reagierte und holte Räikkönen zum Reifenwechsel an die Box, wo er sich Supersofts aufschnallen ließ.

Strategie: Kein Vorwurf an das Team

Doch das Kind war schon in den Brunnen gefallen. Räikkönen fiel bis auf Rang sechs zurück und musste dabei nicht nur seinen Teamkollegen sondern auch die beiden Red Bull sowie den Toro Rosso von Carlos Sainz durchlassen. Letzteren konnte er sich zwar wieder schnappen, doch im Ziel landete der "Iceman" nur auf dem fünften Rang, obwohl er bis zur 20. Runde vor Vettel lag, der am Ende Zweiter wurde.

"Wir hätten die Reifen eher wechseln sollen", seufzt Räikkönen nach dem Grand Prix, macht seinem Team aber keinen Vorwurf: "Nach dem Rennen kann man das immer einfach sagen. Es war kein starkes Rennen, aber so was passiert manchmal", so der Finne. "Wir hätten mit Sicherheit ein besseres Ergebnis einfahren können."

Allerdings hat sich der Finne das Ergebnis auch teilweise selbst zuzuschreiben. Am Start verlor er nämlich eine Position gegenüber Daniel Ricciardo (Red Bull), wodurch er auch nach seinem ersten Reifenwechsel hinter dem Australier hing. Vorbei kam er erst, als dieser in Runde 33 an die Box fuhr. Während Vettel nach seinem Angriff gegen Räikkönen selbst schnell vorbeikam, klappte es beim Finnen nicht mit einem Angriff.

Auch der Motor macht nicht mit ...

In der heute bevorzugten Kurve 6 ging es nicht, weil der Ferrari-Pilot zuvor in der Schneckenkurve wenig Traktion hatte und dementsprechend schlecht beschleunigte, auf der langen Geraden war Red Bull überraschenderweise einfach zu schnell. "Auf der Gegengerade waren sie ziemlich stark. Ich hätte vermutlich erwartet, sie ein bisschen einfacher zu bekommen", meint der Finne im Anschluss an das Rennen.

Doch die unvorteilhafte Strategie der Scuderia und der Verkehr waren nicht die einzigen Probleme, mit denen sich Räikkönen am Sonntag herumschlagen musste. Auch der Motor machte ein paar Mätzchen, die ihn zu kleineren Flüchen verleiteten. Schon früh im Rennen tönte es über den Äther: "Ich weiß nicht, was mit meinem Motor passiert ist. Ich habe null Drehmoment", so Räikkönen bereits in Runde acht.

Weitere acht Runden später schien sich das Problem noch immer nicht gelöst zu haben: "Was zur Hölle passiert am Ausgang von Kurve 12?", fragte er wieder. "Ich habe keine Power bis ich den K1 drücke." Auf der anschließenden 1,3 Kilometer langen Geraden konnte er sich seinem Teamkollegen aber immer wieder erwehren, dessen Angriff folgte kurz darauf an einer anderen Stelle. Und während Vettel auf die Jagd nach Spitzenreiter Lewis Hamilton (Mercedes) ging, musste Räikkönen mit seinen Reifen kämpfen.

Wichtige Punkte im Titelkampf verloren

Von einem spezifischen Problem wollte der Ferrari-Pilot nach dem Rennen aber nichts wissen. "Das Auto war auf frischen Reifen gut, aber die Vorderreifen haben schnell abgebaut", zuckt er ob seines Rennens mit den Schultern. "Auf Strecken wie hier verliert man dadurch viel Rundenzeit." Rund zwei Sekunden konnte ihm die Konkurrenz vor seinem zweiten Stopp pro Runde abnehmen, bis er endlich erlöst wurde. Wohl zu spät.

In der WM-Wertung bedeutet das für Räikkönen, dass er zulegen muss, will er im Kampf mit Vettel und Hamilton nicht schon früh weit zurückfallen. "Es ist schmerzhaft", sagt er nach dem heutigen Tag. "Ich bin enttäuscht über Rang fünf, aber die Punkte nehme ich mit." Beim nächsten Rennen in Bahrain am kommenden Wochenende will er vor allem schauen, das Set-up richtig hinzubekommen. "Dann sollte es einfacher sein zu kämpfen", so der Finne.

Ob er dann auch am Funk wieder zum Choleriker wird, das dürfte vermutlich ganz stark am Rennverlauf hängen. Doch bei Ferrari weiß man ganz genau, dass man Räikkönen nehmen muss, wie er ist. Teamchef Maurizio Arrivabene will die Schimpftiraden am Funk daher nicht überbewerten. "Kimi ist zu Beginn einer Saison immer so, falls ihr euch erinnert", winkt er ab.

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