Ferrari muss einsehen: Mercedes samstags (noch) zu stark
Obwohl Ferrari bis zu Q3 alle Sessions für sich entschied, muss sich Sebastian Vettel wieder mit Rang zwei begnügen: Mercedes ist im entscheidenden Moment zu stark
(Motorsport-Total.com) - "Die Pole hatte das Auto heute einfach nicht drin", muss Sebastian Vettel nach dem Qualifying der Formel 1 in China einsehen. Ferrari galt nach den Eindrücken des dritten Freien Trainings durchaus als Favorit auf die Pole-Position, doch als es ernst wurde, konnte Lewis Hamilton wieder einmal zulegen und der Scuderia den ersten Startplatz um 0,186 Sekunden verwehren. Doch immerhin reichte es für Vettel noch zu Rang zwei.
Und dieser Kampf war äußert knapp. Um gerade einmal eine Tausendstelsekunde (oder 5,9 Zentimeter) verdrängte er Mercedes-Pilot Valtteri Bottas in die zweite Startreihe. "Es war ein guter Job, dass wir genügend Vorsprung hatten, um es in die erste Reihe zu schaffen", grinst Vettel, der direkt vor seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen starten wird, der mit 0,462 Sekunden Rückstand auf die Pole-Position Vierter wurde.
Zwischenzeitlich sah es eigentlich so aus, als würde die Pole nur über die Roten gehen. Das dritte Training ging deutlich an Ferrari, und in Q1 leistete man sich sogar den Luxus, als einziges Team mit Softreifen zu fahren, während die Konkurrenz auf Supersoft setzte - trotzdem holte Vettel um 0,255 Sekunden die Bestzeit. In Q2 war Ferrari sogar doppelt vorne, doch in der entscheidenden Session legten die Silberpfeile wieder zu.
Nur die letzte Kurve war nicht perfekt
Trotzdem blickt Vettel zufrieden auf die Qualifikation zurück. "Es war eine schöne Session, die ich sehr genossen habe. Wenn wir am Ende etwas schneller hätten sein können, dann hätte ich sie noch mehr genossen, aber ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Runde", sagt der Heppenheimer über seinen letzten Versuch. "Vielleicht habe ich in der letzten Kurve etwas Zeit verloren, weil ich ein wenig zu früh auf die Bremse gestiegen bin."
Dadurch kam er ein wenig zu sehr auf den inneren Randstein. "Dann verzögert sich alles ein bisschen. Man wartet, dass sich das Auto wieder ein bisschen setzt", erklärt Vettel. "Ich war dann spät auf dem Gas und habe Schwung verloren. Da waren noch fünf, sechs Hundertstel drin." Doch das hätte natürlich nicht für ganz vorne gereicht. Am Ende muss Vettel einsehen, dass ihm in jedem Sektor ein Hauch auf Hamilton fehlte, der sich seine sechste Pole in Folge sichern konnte.
Und während der Deutsche von einer ansonsten "perfekten Runde" spricht, ist Teamkollege Räikkönen angesichts des doch deutlichen Rückstands unzufrieden. "Der vierte Platz ist ein wenig enttäuschend", räumt der Finne ein. "Wir hatten hier und da ein paar Probleme, die eine bessere Rundenzeit verhindert haben." Zwar sicherte er sich in Q2 die Bestzeit, doch im dritten Abschnitt klagte der "Iceman" plötzlich über fehlenden Grip an der Hinterachse.
Vettel witzelt über Lauda-Wette
Schon die ganze Zeit über hatte Räikkönen mit Untersteuern an seinem Boliden zu kämpfen - speziell in Kurve 3, wo man viel Zeit verlor. Geändert hatte Ferrari eigentlich nichts, doch das Problem wurde schlimmer. Das sei aber normal: "Wenn man härter pusht, wird es noch einmal verstärkt", so der Finne. "Es sind nur kleine Dinge, aber die summieren sich am Ende in der Rundenzeit."
Somit ging das erste Duell zwischen Rot und Silber heute an Mercedes, was auch die Silberpfeile etwas überraschte. Deren Aufsichtsratsvorsitz Niki Lauda hatte sogar zehn Euro darauf gewettet, dass man heute geschlagen wird, was Vettel aber eher amüsiert: "Er hat zehn Euro verloren? Na da hat er ja nicht so viel Vertrauen in uns gehabt. Zehn Euro? Geiziger Sack", schmunzelt der Deutsche. "Wenn er wirklich daran geglaubt hätte, hätte er mehr investiert."
"So ist es eine sympathische Geste, aber die Wahrheit hat es nicht widergespiegelt", sagt er weiter und weiß, dass das für den morgigen Sonntag nichts heißen muss. Schon in Australien gab es jene Startreihenfolge und am Ende war Ferrari vorn. Zudem weiß man bei der Scuderia, dass die Silberpfeile im Qualifying immer noch Extraleistung herausquetschen können, weswegen man wieder auf die Rennpace von "Gina" hofft, wie Vettel sein Auto getauft hat.
Ferrari wieder im Rennen stärker?
Dass das Wetter morgen etwas schlechter wird, könnte Ferrari dabei durchaus in die Karten spielen, denn je unvorhersehbarer die Bedingungen sind, desto eher lässt sich Mercedes auf dem falschen Fuß erwischen. "Wir können uns noch verbessern. Wir werden sehen, wie das Rennen morgen ausschaut", macht sich Vettel Hoffnungen. "Das Auto fühlt sich gut an, das ist die Hauptsache."
An Regen oder Smog denkt man dabei heute noch nicht. Doch egal wie die Bedingungen morgen aussehen werden, bei Ferrari ist man frohen Mutes: "Der Speed ist ziemlich okay", nickt Räikkönen und gibt den Plan vor: "Wir müssen das Rennen beenden und unser Bestes geben. Dann werden wir sehen, was der morgige Tag bringt." Muss Mercedes Angst haben? "Ich hoffe es", grinst Vettel.