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Onboard-Vergleich macht Ricciardo sicher: "Uns fehlt Abtrieb"
Wie ein Ferrari-Onboard-Video Daniel Ricciardo die Probleme von Red Bull offenbarte und wieso sein Team im Dunkeln tappt, ob es am Set-Up oder am Konzept liegt
(Motorsport-Total.com) - Bereits bei den Testfahrten deutete sich an, dass Red Bull nicht mit Mercedes und Ferrari um den Sieg kämpfen kann. Der Saisonauftakt in Melbourne brachte dann den Beweis: Im Qualifying fehlte Max Verstappen über eine Sekunde auf die Pole-Position. Wie schnell kann Red Bull diesen Rückstand aufholen? Stardesigner Adrian Newey fertigte alleine in Melbourne 100 technische Zeichnungen an und schon in China bringt das Team zahlreiche Updates.
© xpbimages.com
Daniel Ricciardos Blick in die Zukunft: Wie lange braucht Red Bull um aufzuholen? Zoom Download
"Aber können wir in zwei Wochen eineinhalb Sekunden aufholen?", fragt Daniel Ricciardo. "Unwahrscheinlich. Obwohl wir auch in den vergangenen Saisons langsam in die Gänge gekommen sind." Dennoch reagiert man bei Red Bull trotz des enttäuschenden Auftakts keineswegs panisch. Fakt ist: Dem RB13, dessen Set-Up-Fenster extrem schmal ist, fehlt es an Abtrieb, zudem mangelt es der übergewichtigen Renault-Antriebseinheit an Leistung.
Auf das Set-Up-Problem angesprochen, meint Ricciardo: "Wir sind in einer ähnlichen Lage wie im Vorjahr bei den ersten Rennen. Wir haben zwar ordentliche Ergebnisse erreicht, waren aber trotzdem weit hinter Mercedes. Wir haben dann herausgefunden, wie man das Set-Up-Fenster vergrößert."
Liegt es am Set-Up oder am schnörkellosen Konzept?
Der "Aussie" ist zuversichtlich, dass das auch dieses Jahr gelingt. Die neuen Teile sollen bereits für Abhilfe sorgen: "Ich schätze, dass wir hier nicht so weit zurückliegen werden." Absolut schlau wurde man aber offenbar nicht aus dem Auftaktrennen. An der Wunder-Aufhängung, die in Melbourne nicht zum Einsatz kam, soll es jedenfalls nicht liegen: "Das Team sagt nicht, dass das Grund ist. Sie haben keinem speziellen Aspekt die Schuld gegeben."
Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Schanghai
Der Grand Prix von China findet 2017 bereits zum 14. Mal statt. Das Rennen debütierte 2004 im Formel-1-Kalender und ist seither ununterbrochen Bestandteil der Weltmeisterschaft. Und zwar stets auf dem Schanghai International Circuit. Fotostrecke
Unsicher ist auch, ob man das Potenzial schlicht noch nicht ganz ausreizen kann, weil es noch an Verständnis mangelt, oder ob es ein grundlegenderes Problem gibt. "Im Moment haben wir nicht genügend Grip an der Hinterachse", erklärt Ricciardo, was er selbst im Auto wahrgenommen hat. "Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht, ob wir nicht Grip genügend haben, oder das Auto einfach nicht dementsprechend eingestellt haben."
Die Onboard-Offenbarung
Er vermutet, dass der im Vergleich zur Konkurrenz extrem schnörkellose RB13 auch mit einer längeren Vorbereitungszeit Rückstand auf Mercedes und Ferrari hätte. Onboard-Aufnahmen von Kimi Räikkönen bei den Tests in Barcelona (hier nachzusehen) sind laut Ricciardo bezeichnend: "In Kurve 3, die ja jetzt für die Topteams voll geht, benötigte er nicht einmal die gesamte Streckenbreite. Da sieht man den Abtrieb, den sie haben. Wir können auch nicht so aggressiv in die Kurven fahren wie sie."
Der Abtriebsmangel erklärt auch, warum Red Bull bei den Tests immer wieder die Anstellung des Boliden und damit den Bodenabstand im Heck änderte. Auch der Motor erklärt einen Teil des Rückstands. "Im Qualifying haben wir auf den Geraden vier Zehntel auf Mercedes verloren, auf Ferrari waren es zwei Zehntel", verrät Ricciardo. Im Gegensatz zum Saisonauftakt 2016 sei die Fahrbarkeit zwar jetzt gut, "aber es fehlt uns an Speed". Diesbezüglich habe man also keine Fortschritte gemacht.
Ricciardo: Haben nicht Zeit bis zur Sommerpause...
Ob das große Update in Kanada das lösen werde? "Es kann nicht schnell genug gehen", ist Ricciardo ungeduldig. Den Kopf in den Sand will er allerdings nicht stecken: "Ich möchte derzeit nicht zu kritisch sein, denn es ist immer noch recht früh und wir haben Luft nach oben. Wenn es aber noch bis zur Sommerpause dauert, dann weiß ich nicht..."
Zumindest nach hinten scheint man abgesichert zu sein: Williams-Pilot Felipe Massa kam in Melbourne rund 55 Sekunden hinter Verstappen ins Ziel. "Ich hätte sogar einen zweiten Boxenstopp machen können, ohne einen Platz zu verlieren", schmunzelt der Niederländer.
Er gibt sich in Hinblick auf die Probleme seines RB13 nicht so auskunftsfreudig wie sein Teamkollege und scherzt stattdessen in Richtung der Journalisten: "Haben wir eine Stunde Zeit, um das zu besprechen?" Der Youngster glaubt aber immerhin an baldige Fortschritte: "Ich bin zuversichtlich, dass wir den Rückstand in den kommenden Rennen auf unter eine Sekunde bringen." Den Rest soll das Motoren-Update lösen.