• 06. April 2017 · 15:35 Uhr

Mutprobe mal anders: Das Geheimnis der Schneckenkurve

Die Schneckenkurve von Schanghai gilt seit jeher als größte Herausforderung auf den Formel-1-Kurs von China: Worauf es bei der Mutkurve besonderer Art ankommt

(Motorsport-Total.com) - Für die Piloten in der Formel 1 gibt es nichts Schöneres, als durch schnelle Passagen zu fahren, die viel Mut erfordern. Doch in China hat es den Piloten ausgerechnet eine Kurve angetan, die dem Namen nach alles andere als schnell ist und eigentlich so gar nicht zur Königsklasse passt: die Schneckenkurve.

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Die Schneckenkurve hört sich einfacher an als sie in Wirklichkeit ist Zoom Download

Doch der Name kommt nicht etwa daher, weil sie so langsam durchfahren wird, vielmehr ähnelt ihre Windung einem Schneckenhaus, weil sie sich immer weiter zusammenzieht und dadurch zu einer der größten Herausforderungen der Formel 1 wird. "Es ist eine ziemlich einzigartige Kurve", stellt auch Fernando Alonso in jedem Jahr wieder fest und betitelt den Abschnitt als eine seiner Lieblingspassagen.

Denn die Schneckenkurve, die eigentlich aus zwei separaten Kurven in unterschiedliche Richtungen besteht, stellt die Fahrer vor eine schwierige Aufgabe. Als Kurve 1 schließt sie sich direkt an die Start- und Zielgerade an, auf der Piloten während des Rennens mit hohem Tempo angeflogen kommen. Mit hohem Speed muss man dann die richtige Linie treffen, ansonsten kommt man weit heraus und verliert Zeit.


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Doch neben der Linie das richtige Tempo zu erwischen, ist die große Kunst. Fährt man zu langsam, verliert man Zeit, fährt man zu schnell, kann man die Linie nicht halten und verliert noch mehr Zeit. Jedoch gibt es für die Piloten überhaupt keinen Anhaltspunkt, wie schnell die Kurve durchfahren werden kann, denn die Verzögerung ist kein abrupter Prozess. "Man tritt nicht voll auf die Bremse, weil man dann das Auto verärgern würde, sondern man baut den Druck langsam auf", schildert Haas-Pilot Romain Grosjean.

Keine Patentlösung zum Durchfahren

Sich einfach rumrollen lassen, ist dann aber die falsche Lösung: "Man muss wieder auf das Gas gehen, weil die Kurve zu lang ist, um sie in einem Zug zu durchfahren", so der Wahl-Franzose weiter. Und dann geht man wieder auf die Bremse, um den engeren Rechtsbogen und die anschließende Linkskurve zu durchfahren. All das ist aber über das Wochenende ein dynamischer Prozess.

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Auch der zweite Teil will ordentlich durchfahren werden Zoom Download

Denn wie man die Kurve durchfährt, hängt von vielen Faktoren ab: Über- oder untersteuert das Auto? Wie ist der Zustand der Reifen? Was macht der Wind? Und ist vor einem noch ein anderes Auto? "Manchmal weiß man gar nicht, wie die Reaktion des Autos ausfallen wird", sieht Alonso die große Schwierigkeit der Schnecke. "Sie benötigt immer deine höchste Aufmerksamkeit und deine besten Fähigkeiten."

Noch schwieriger wird es, wenn andere Autos um einen herum sind. Besonders am Start ist es in den vergangenen Jahren gerne Mal eng geworden. Im Vorjahr war etwa Sebastian Vettel (Ferrari) über einen Angriff von Red-Bull-Pilot Daniil Kwjat nicht begeistert, weil er dadurch ausweichen musste und als Kettenreaktion in Teamkollege Kimi Räikkönen fuhr.

2017 höhere Belastung für Fahrer

Die Schnecke ist aber nicht nur für die Piloten eine Herausforderung, sondern stellt auch besondere Anforderungen an das Material. Weil die Piloten mehrere Sekunden bei hoher Geschwindigkeit nach rechts lenken, werden die kurvenäußeren Reifen stark belastet - vor allem der linke Vorderreifen. Da die Vorderreifen in China ohnehin stärker belastet werden, war es bislang so, dass die Piloten ihren Fahrstil auf dem Rest der Runde sogar daran angepasst haben, "weil man den linken Vorderreifen schützen will", wie Alonso anmerkt.


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2017 kommen nun Boliden an den Kurs, die noch deutlich mehr Abtrieb haben und höhere Kurvengeschwindigkeiten fahren können. "Vielleicht können wir in diesem Jahr sogar mit Vollgas reinfahren", rätselt Grosjean. Körperlich kommen die Piloten durch die hohen g-Kräfte damit sogar noch stärker an ihre Grenzen, doch zumindest könnte der Reifen nicht mehr so stark belastet werden, weil das Überhitzungsproblem der Vergangenheit nicht mehr so ausgeprägt ist.

Welche Herausforderung die Schneckenkurve 2017 zu bieten hat, wird sich morgen im Freien Training erstmals zeigen. Für Alonso ist wichtig, dass man sich schnellstmöglich an die neuen Gegebenheiten anpassen kann, "weil man dort eine Menge Zeit verlieren kann", wie er sagt. "Immerhin verbringt man rund zehn Sekunden dort. Zwei oder fünf km/h schneller sind spielend zwei oder drei Zehntel, die man dort gewinnen kann."

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