Niki Lauda: Ich wollte von Anfang an Valtteri Bottas haben
Warum Valtteri Bottas an seinem ersten Rennwochenende für Mercedes seinen Soll erfüllt hat und Niki Lauda das vorhergesehen haben will
(Motorsport-Total.com) - Wie überall im Leben zählt auch in der Formel 1 der erste Eindruck. Valtteri Bottas hat bei Mercedes einen guten hinterlassen. Beim Saisonauftakt in Melbourne kam er direkt hinter seinem Teamkollegen Lewis Hamiltons ins Ziel - alles andere wäre eine Enttäuschung gewesen. Bei seinen Bossen hätte er nur mehr beeindrucken könne, wenn er den Sieg vor dem dreimaligen Champion geholt hätte. So aber erfüllte er seinen Soll und die Erwartungen, wegen denen er zu den Silberpfeilen geholt wurde.
Es will Niki Lauda in seiner Position als Aufsichtsratsvorsitzender des Teams gewesen sein, der den Finnen genau deswegen als Nachfolger von Weltmeister Nico Rosberg geholt haben will: wegen dessen Erfahrung, der Verlässlichkeit und der Harmonie im Team. Wie einst bei Hamilton sonnt sich Lauda dabei in seiner Vorsehung. "Ich habe von Bottas erwartet, dass er in einem neuen Team mit einem neuem Auto stetig schneller wird. Das hat er geschafft", lobt er sich damit auch selbst.
Eine gewisse Vorsehung kann man Lauda tatsächlich nicht absprechen. Nach den Testfahrten bilanzierte er: "Valtteri ist bis auf zwei Zehntel an Lewis' Qualifying-Performance herangekommen." In der Qualifikation zum Grand Prix von Australien betrug der genaue Abstand dann 0,293 Sekunden. Als Fazit der Gesamtleistung sagt Lauda: "Er hätte es nicht besser machen können."
Lauda: "Er immer der erste auf der Liste"
Lauda ist nicht ohne Grund in einer Spitzenposition bei einem Weltmeisterteam. Auf den 68-Jährigen mit der Erfahrung aus 171 Grand-Prix-Starts, drei WM-Titeln und Einsätzen als Teamchef und Berater lohnt es sich sicherlich auf ihn zu hören. Lange galt er als Heilsbringer, der Hamilton zum Wechsel von McLaren zu Mercedes überredet hat. Mittlerweile relativierte Ross Brawn: "Ich habe Lewis überzeugt zu kommen - Niki hat dafür beim Vorstand eine Lösung gefunden."
Jetzt will Lauda die Lösung Bottas gefunden haben. "Als Nico plötzlich entschied, nicht mehr mit uns zu fahren, standen wir erst einmal mit offenen Mündern da", erklärt er gegenüber 'SkySportsF1'. "Toto (Wolff, Mercedes-Motosportchef; Anm. d. Red.) und ich haben lange darüber diskutiert, wen wir holen sollen. Bottas war die richtige Entscheidung - für mich war er immer der erste auf der Liste. Wir brauchten einen erfahrenen, schnellen jungen. Wehrlein war für mich ein zu großes Risiko, weil er noch nicht so viel Erfahrung hat. "
Und nun freut er sich hinterher: "Bottas hat beeindruckende Arbeit geleistet: das erste Mal im Auto, gleich Platz drei, an Lewis herangekommen." Und stetig steigern konnte sich Bottas auch. War im ersten Training noch 0,583 Sekunden langsamer als Hamilton, holte er schon im zweiten auf 0,556 Sekunden auf. Im dritten Training war er dann sogar um ein Hundertstel schneller und im Rennen kam er schließlich nur 1,2 Sekunden hinter Hamilton ins Ziel.
Rosberg wäre nicht besser gewesen
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"Es hat mich beeindruckt, wie Valtteri das ganze Wochenende lang gefahren ist", lobt deshalb auch Wolff. "Da er in einem Mercedes und noch dazu in Nicos Auto sitzt, hat er sehr viel Druck. Er ist wirklich gut gefahren." Und Lauda packt sogar noch einen drauf: "Er war das ganze Wochenende lang eine Sensation. Ich glaube nicht, dass er schlechter gewesen wäre als Nico, wenn der hier gefahren wäre. Dann wäre hier vielleicht das exakt gleiche Ergebnis herausgekommen. Aber Bottas saß zum ersten Mal in dem Auto."
Und dann wäre da noch ein Aspekt, der den Silberpfeilen nach drei aufreibenden Jahren wichtig war: die Harmonie. Denn die vorhergesagten zwei Zehntel Abstand befriedigen auch das Alphatier Hamilton. "Lewis ist völlig entspannt", so Lauda. "Uns hat sehr gefallen, wie er in die Saison gestartet ist. Sie kommen beide sehr gut miteinander klar. Wir haben im Moment eine totale Harmonie und ich denke, das wird auch so bleiben."