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Wieso Bottas und Räikkönen bis zum Stopp schwächelten
Während die Teamkollegen um den Sieg kämpften, waren Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen beim Boxenstopp bereits weit abgeschlagen: Die Gründe für den Fehlstart
(Motorsport-Total.com) - Was war in Melbourne mit den Finnen los? Während die Teamkollegen um den Sieg kämpften, konnten Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen vor allem in der Anfangsphase das Tempo an der Spitze kaum mitgehen. Der Ferrari-Pilot krabbelte am Ende als Vierter geschlagene 22,393 Sekunden hinter Sieger Sebastian Vettel ins Ziel, Bottas arbeitete sich als Dritter immerhin noch auf 1,277 Sekunden an Lewis Hamilton heran. Auf den Sieg fehlten 11,250 Sekunden (hier geht's zum Rennergebnis).
Während es für Bottas, der sich kurzfristig auf ein neues Team einstellen musste, lobende Wort gab, sorgte die Leistung seines Landsmannes bei Ferrari für Verwunderung. "Der Unterschied zwischen Neuling Bottas und Hamilton war sehr gering", meint Niki Lauda gegenüber 'RTL'. "Aber was da bei Kimi schiefgelaufen ist, weiß ich nicht. Der Unterschied zu Sebastian war unglaublich. Und das, obwohl die beiden normalerweise eng beisammen liegen."
Rasch wurde im Fahrerlager spekuliert, die neuen, physisch anstrengenderen Autos würden den 37-Jährigen, der auch dem Zigaretten- und Alkoholkonsum nicht abgeneigt ist, an seine Grenzen bringen. Für Lauda ein kompletter Blödsinn: "Er war ja von Anfang an hinten. Und da war er noch nicht müde." Als er den Finnen im Fahrerlager entdeckt, ergänzt er: "Schau wie er da sitzt, gemütlich, mit der Sonnenbrille auf, er schwitzt nicht einmal."
Bottas' Rutschpartie
Interessant ist, dass sowohl Räikkönen als auch Bottas im ersten Stint viel Zeit verloren haben. Als der Mercedes- und der Ferrari-Pilot in den Runden 25 und 26 an die Box kamen, lagen sie bereits 14 beziehungsweise 21 Sekunden hinter der Spitze. Das spiegelte sich bis zu diesem Zeitpunkt auch bei den schnellsten Rennrunden wider, die um rund eine Sekunde langsamer waren als die ihrer Teamkollegen.
"Wir haben bemerkt, dass es Valtteri locker und ruhig angegangen ist", vermutete Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zunächst. Dabei litt er wie Räikkönen unter Problemen mit der Ultrasoft-Mischung. "Der erste Stint war für mich das größte Problem", bestätigt Bottas. "Ich hatte das Gefühl, dass ich auf der Ultrasoft-Mischung nur herumrutschte. Mir fehlte vorne wie hinten der Grip, ganz besonders nach zehn Runden. Das war nicht einfach."
Wieso Bottas plötzlich Hamilton einholte
Mit der Soft-Mischung hatte sich das Problem plötzlich in Luft aufgelöst. "Es fühlte sich großartig an, verhielt sich sehr schön und war richtig gut zu fahren", sagt der Mercedes-Pilot. Der Rückstand auf Teamkollege Hamilton schrumpfte in 13 Runden um fünf Sekunden - im Windschatten des dreimaligen Weltmeisters war aber wegen der Luftverwirbelungen für Bottas Endstation.
Zudem erklärt Wolff, dass man Hamilton bewusst einbremste. "Valtteri hat ein beeindruckendes Wochenende ohne Fehler hingelegt und sogar auf Lewis aufgeholt, aber da muss ich ergänzen, dass wir bei Lewis das Tempo herausgenommen haben. Und zwar sehr früh, als uns klar war, dass wir unter normalen Umständen nicht mehr gewinnen können."
Räikkönen schwante schon nach dem Qualifying Böses
Räikkönen klagt über ähnliche Probleme mit der Ultrasoft-Mischung wie Bottas. Der Finne hatte bereits nach dem Qualifying eine Vorahnung, was ihm im Rennen blühen werde. "Ich hatte bereits gestern ein paar Probleme mit dem Untersteuern", erzählt der Ferrari-Pilot, der eine starke Vorderachse benötigt, um schnell zu sein. "Das war im ersten Stint auch heute das Problem. Dadurch waren wir relativ schnell ein bisschen im Niemandsland. Aber mit den Soft-Reifen war das Auto dann sehr gut."
Der Routinier weiß, was nun zu tun ist. "Ich habe bereits gestern nach dem Qualifying einige Dinge verstanden, aber das war es ein bisschen zu spät", verweist er auf die Parc-Ferme-Regeln, die eine Veränderung des Set-Ups nicht erlauben. "Das Ergebnis ist enttäuschend, aber ich bin froh über die Erkenntnisse und zuversichtlich, dass ich beim nächsten Rennen wieder dort sein werde, wo ich hingehöre."
Es geht doch: Räikkönen fährt Schnellste Runde
Räikkönen beweist sogar Galgenhumor: "Es ist bei weitem keine Katastrophe, den es war mein bester Saisonstart der vergangenen vier Jahre, als ich gar nicht das Ziel erreichte. Außerdem haben wir im Vergleich zu den vergangenen Jahren eine ziemlich gute Basis, auf der wir aufbauen können."
Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2017
Das erste Siegerfoto der Saison 2017: Sebastian Vettel gewinnt erstmals seit Singapur 2015 wieder einen Grand Prix - und das mit einem Ferrari, der dem höher eingeschätzten Mercedes-Silberpfeil mindestens ebenbürtig ist. Die neue Formel 1 hat das, was der alten jahrelang gefehlt hat: Spannung an der Spitze. Fotostrecke
Dass er im Gegensatz zu Bottas seinen Rückstand auf der Soft-Mischung nicht spürbar reduzierte und sogar drohte, von Red-Bull-Pilot Max Verstappen überholt zu werden, sieht Räikkönen nicht weiter tragisch, denn er hat eine Erklärung. "Ich habe mir um ihn keine allzugroßen Sorgen gemacht, denn es ist schwierig zu überholen, und wenn wir es gebraucht hätten, wären wir schnell gewesen. Wir mussten aber sehr viel Sprit sparen."
Kein Wunder, schließlich fuhr er so gut wie nie im Pulk, wodurch der Luftwiderstand größer ist. Dass er tatsächlich schnell sein kann, bewies Räikkönen außerdem mit der Schnellsten Rennrunde, die er im vorletzten Umlauf in 1:26.538 Minuten setzte.