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Toro Rosso punktet doppelt: Daniil Kwjat geht die Luft aus
Carlos Sainz kann sich in Australien gegen Daniil Kwjat durchsetzen (trotz Teamorder) - Unterschiedliche Strategien und Problem mit Motorpneumatik
(Motorsport-Total.com) - Toro Rosso darf mit dem Ausgang des ersten Saisonrennens 2017 zufrieden sein. Carlos Sainz und Daniil Kwjat holten trotz technischer Schwierigkeiten und strategischen Fehlern die Plätze acht und neun. "Das war ein gutes Rennen und eine solide Leistung des gesamten Teams. Beide Autos in den Punkten, das ist gut", freut sich der Spanier am Sonntag in Australien. Sainz fehlten nur 1,2 Sekunden auf den siebten Platz und Sergio Perez im Force India. (Das Ergebnis im Detail!)
"Wir wollten auf den Undercut von Perez reagieren und sind sehr früh an die Box gekommen. Nachdem ich gesehen habe, was Vettel und Kwjat gemacht haben, denke ich, dass der Ultrasoft viel länger gehalten hätte", analysiert Sainz die Strategie. Er kam in Runde 18 an die Box und wechselte von Ultrasoft auf Soft - um gegen Perez, der seinen Boxenstopp eine Runde zuvor absolviert hatte, zu kontern. Der Mexikaner blieb jedoch vor dem Spanier.
Toro Rosso hat die Strategie der Piloten aufgeteilt. Im Nachhinein hadert Sainz damit: "Ich bekam womöglich die langsamere. Ich musste den Soft gegen Ende hin managen." Teamkollege Kwjat war hingegen auf einer Zweistoppstrategie unterwegs - und war auch der einzige Pilot, der es damit in die Top 10 schaffte. Der Russe fuhr auf Ultrasoft los, absolvierte den längsten Stint aller Piloten auf dem lila Reifen (34 Runden) und kam erst dann an die Box. Dort holte er sich den Supersoft ab.
"Daniil hatte einen 15 Runden frischeren Supersoft drauf, da hat mich das Team gebeten, die Positionen zu tauschen." Sainz lag in Runde 42 mit 22 Runden alten Softs auf dem achten Rang, Kwjat kam mit den sechs Runden alten Supersofts von hinten angebraust und sollte sich Perez schnappen. Sainz wollte zuerst nicht Platz machen und vergewisserte sich via Teamfunk: "Er lässt mich wieder vorbei, wenn er Perez nicht überholen kann, ja?" Danach folgte der Platztausch.
"Ich habe nicht freiwillig Platz gemacht, aber die Order des Teams befolgt", stellt Sainz nach dem Rennen klar. "Manchmal muss man eben reif genug sein und das akzeptieren. Am Ende hat es sich gelohnt für mich." Denn Kwjat bekam Probleme mit der Pneumatikluft beim Motor. Er musste ein zweites Mal an die Box kommen, damit das Team die Luft nachfüllen konnte. Durch den zweiten Boxenstopp in Runde 49, bei dem Kwjat erneut Ultrasofts aufzog, überholte Sainz ihn wieder.
"Mit all den Überrundungen war es schwierig, die Pace zu halten. Daniil ist dann noch einmal an die Box gefahren und ich konnte durchschlüpfen - und am Ende meine Pace zeigen." Denn gegen Rennende kam Sainz an Perez bis auf eine Sekunde heran. Das team feuerte ihn per Funk an: "Kämpfe wie ein Tier, Carlos!" Kwjat hadert nach dem Rennen hingegen mit der Technik: "Schade, dass wir Probleme mit der Luft hatten. Ansonsten hätten wir um Platz sieben gekämpft. Das hat uns weitere Punkte gekostet."
"Gutes Ende eines positiven Wochenendes"
Mit seiner Strategie war er grundsätzlich zufrieden. "Ich bin nicht an die Box gefahren, weil die Reifen noch gut gehalten haben. Das war ein sehr langer Stint", kommentiert er seinen ersten Rennabschnitt. Über die ausgeführte Teamorder freut er sich: "Er (Sainz; Anm. d. Red.) hat Respekt gezeigt. Es ist gut, dass wir uns in solchen Situation aufeinander verlassen können." Am Ende reihte er sich hinter Sainz auf dem neunten Rang ein. "Es ist ein guter Start in die Saison. Das war ein produktiver Sonntag. Wir haben einen soliden Job gemacht und jeder im Team war sehr konstant." Sainz ergänzt: "Ein gutes Ende eines positiven Wochenendes."
Trotzdem weiß man bei Toro Rosso: "Wer auch immer den besten Job hinter den Top 3 macht, wird das viertbeste Team sein." Derzeit scheint vor allem Williams noch außer Reichweite für das Red-Bull-Schwesterteam zu sein. "Williams hat gezeigt, dass sie im Renntrimm einen Schritt voraus sind. Haas war auf dem Ultrasoft vielleicht eine Zehntel schneller pro Runde. Dann kommen wir. Wir sind eigentlich schneller als Force India, sie waren allerdings etwas cleverer heute und konnten sich mit dem Undercut einen Vorteil herausholen", analysiert Sainz.
Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2017
Das erste Siegerfoto der Saison 2017: Sebastian Vettel gewinnt erstmals seit Singapur 2015 wieder einen Grand Prix - und das mit einem Ferrari, der dem höher eingeschätzten Mercedes-Silberpfeil mindestens ebenbürtig ist. Die neue Formel 1 hat das, was der alten jahrelang gefehlt hat: Spannung an der Spitze. Fotostrecke
Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ist zufrieden mit seinen Fahrern: "Wir konnten beide Autos in das Q3 bringen im Qualifying. Das zeigt, dass das komplette Paket sehr konkurrenzfähig und ermutigend ist. Beide Piloten hatten heute einen guten Start und konnten ihre Positionen verteidigen." Die Leistung von Force India muss er anerkennen: "Perez ist ein solides Rennen gefahren, er konnte Carlos und Daniil überholen. Unter anderen Voraussetzungen hätten wir ihn schnappen können. Allerdings verloren wir rund zehn Sekunden, da wir an Daniils Auto zweimal Luft nachfüllen mussten", spricht er auch das technische Problem an.
"Am Ende kam Carlos dem Force India gefährlich nahe, allerdings musste er abreißen lassen aufgrund der blauen Flaggen für die Führenden. Das Auto hat eine gute Leistung gezeigt und unsere Boxenstopps haben heute auch gut funktioniert." Toro Rosso liegt mit sechs Punkten nun auf dem sechsten Rang in der Herstellerwertung, hinter Williams und Force India.