"Maximum" Platz fünf: Verstappen das Zünglein an der Waage
Max Verstappen wurde beim Saisonauftakt in Australien Fünfter und konnte mit Kimi Räikkönen mithalten - "Seb schuldet Max ein Bier" - Bremsen stoppen ihn am Ende
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen konnte die Ehre von Red Bull auch am Rennsonntag in Australien retten. Der Niederländer holte sich den fünften Platz zum Saisonauftakt in Melbourne. "Das war das Maximum", schildert der 19-Jährige nach dem Rennen gegenüber dem 'ORF'. Er versuchte sich im Rennen auf einer anderen Strategie als die Mercedes- und Ferrari-Piloten vor ihm. Zu einem Rad-an-Rad-Duell gegen Kimi Räikkönen kam es jedoch nicht. "Wir waren nicht schnell genug", zieht Verstappen ein nüchternes Resümee.
Beim Start sah alles noch sehr vielversprechend für den Holländer aus. Er kam gut von seiner fünften Startposition weg, konnte sich neben Räikkönen positionieren, musste dann aber zurückstecken. Bereits nach dem Qualifying am Samstag wusste er, dass nur am Start eine Positionsverbesserung möglich sein würde. Er behielt seinen fünften Rang bei und konnte in weiterer Folge bis auf zwei Sekunden am Ferrari von Räikkönen dranbleiben, obwohl er sich per Teamfunk über Über- und Untersteuern beschwerte. Erst ab Runde 20 stieg sein Rückstand stetig auf vier Sekunden an, als er Lewis Hamilton nach dessen Boxenstopp in seinem Nacken spürte. Zu diesem Zeitpunkt meldete er am Funk stärkeren Abbau der Hinterreifen.
Auch in die rennentscheidende Szene war Verstappen involviert. Denn Sebastian Vettel kam in Runde 23 nach seinem Boxenstopp knapp vor Verstappen und Hamilton zurück auf die Strecke. Der Niederländer fand sich mitten im Kampf um den Sieg wieder. Er konnte Hamilton in den fünf Runden vor Vettels Stopp entscheidend aufhalten, sodass der Deutsche die Führung behielt. "Ich denke, Sebastian schuldet Max heute ein Bier", kommentiert Teamchef Christian Horner die Szene mit einem Schmunzeln. In Runde 25 ging der Red-Bull-Pilot dann selbst an die Box. Er steckte von Ultrasoft auf Supersoft um - ganz im Gegensatz zu den vorderen vier Fahrern, die alle auf Soft wechselten.
Attacke gegen Räikkönen "aus Sicherheitsgründen" vertagt
"Dahinter steckt nichts Großartiges. Wir versuchen einfach, etwas anderes zu machen", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner während des Rennens auf 'Sky Sports F1'. "Vielleicht hat er einen besseren Gummi am Ende des Rennens. Außerdem hat er einen freien Stopp Abstand hinter ihm." Nachdem die Rangliste von den Boxenstopps bereinigt war, lag Verstappen wieder auf Platz fünf hinter Räikkönen.
Der Abstand zum Finnen wuchs auf mehr als acht Sekunden an. Der "Iceman" hatte einen etwas frischeren Soft-Pneu aufgezogen. Ab Runde 28 konnte Verstappen den Abstand kontinuierlich verringern, sodass er zehn Runden vor Rennende bis auf eineinhalb Sekunden am Ferrari-Heck dran war. Helmut Marko erklärte nach dem Rennen, warum Verstappen danach wieder Boden verloren hat: "Zum Schluss haben wir aus Sicherheitsgründen den Max eingebremst. Wir hatten vorne unterschiedliche Daten, wie viel Bremsscheibe noch drauf war. Sonst wäre noch eine Attacke auf Räikkönen gekommen."
Obwohl die Order kam, dass er gegen Rennende Tempo rausnehmen soll, fragte Verstappen in der vorletzten Runde frech über Teamfunk: "Um wie viel ist die schnellste Rennrunde schneller?" Antwort bekam er von seinem Renningenieur eine eindeutige: "Zu schnell." Im Ziel fehlten Verstappen sechs Sekunden auf Räikkönen und den vierten Platz. Der Ferrari-Pilot schnappte sich auch die schnellste Rennrunde (1:26.538 Minuten), die um rund vier Zehntelsekunden schneller war als Verstappens schnellste Zeit.
"Hatten Kimis Pace": Renntrimm besser als Qualifying
"Ich war ein bisschen überrascht, dass wir so nahe an Kimi ranfahren konnten", meint Verstappen nach Rennende gegenüber 'Sky Sports F1'. "Unsere Pace war im Vergleich zu ihm ganz gut. Wir waren das gesamte Rennen über eng beisammen." Horner betont: "Die Autos sind hier sehr sensibel in der verwirbelten Luft. Wir haben das volle Potenzial von Max bei klarer Fahrt nicht gesehen. Wir hatten Kimis Pace heute." Verstappen bestätigt, dass bei unter zwei Sekunden Abstand zum Vordermann die verwirbelte Luft spürbar ist.
Dahinter konnten Williams, Force India und Toro Rosso nicht aufschließen. "Ich hatte von hinten keinen Druck, das war natürlich angenehm." Denn hinter Verstappen klaffte eine große Lücke auf. Felipe Massa kam mit 54 Sekunden Rückstand auf den Red Bull ins Ziel. Er war auch der letzte Pilot, der vom Führenden nicht überrundet wurde. Der Abstand nach hinten war ein Vorteil für Verstappen, wäre es zu einer Safety-Car-Phase gekommen. "Ein zweiter Stopp hätte keinen Sinn gemacht, außer ein Safety-Car wäre auf die Strecke gegangen. Wir wären dann mit dem Ultrasoft gefahren", verrät Horner am Sonntagabend.
Fotostrecke: GP Australien, Highlights 2017
Das erste Siegerfoto der Saison 2017: Sebastian Vettel gewinnt erstmals seit Singapur 2015 wieder einen Grand Prix - und das mit einem Ferrari, der dem höher eingeschätzten Mercedes-Silberpfeil mindestens ebenbürtig ist. Die neue Formel 1 hat das, was der alten jahrelang gefehlt hat: Spannung an der Spitze. Fotostrecke
"Der fünfte Platz war das Maximum. Ich war das gesamte Rennen an Kimi dran, das sah zwar gut aus, aber wir waren nicht schnell genug", relativiert Verstappen gegenüber dem 'ORF'. "Auf den Geraden fehlt es am Motor, auch in den langsamen Kurven haben wir Probleme." Sein Fazit: "Wenn du zwei Sekunden hinten bist, dann ist es sehr schwierig." Trotzdem konnte er einen leichten Aufwärtstrend erkennen. Das Auto habe sich im Renntrimm besser verhalten als im Qualifying.
Marko bestätigt die Aussagen seines Schützlings: "Der Rennspeed, auch von Ricciardo, war sehr gut. Max war phasenweise der schnellste Mann im Rennen." Trotzdem weiß der Grazer, dass man sowohl beim Chassis als auch beim Renault-Motor noch im Rückstand ist. Mercedes-Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda lobt Verstappens Vorstellung bei 'RTL': "Super gefahren, absolut fehlerfrei. Er hat sich verbessert. Es ging halt nicht schneller, aber es war leider schon vorhersehbar, dass Red Bull nicht auf dem gleichen Niveau ist wie Ferrari und Mercedes."