Toro Rosso mit goldenem Start: Da ist noch mehr drin!
Carlos Sainz und Daniil Kwjat dürfen nach starker Qualifikation auf viele Punkte im Formel-1-Grand-Prix 2017 in Australien hoffen: Rennen als Paradedisziplin
(Motorsport-Total.com) - Toro Rosso hat sich im Kampf um die Spitzenposition im engen Formel-1-Mittelfeld eine gute Ausgangsposition für das erste Rennen der Saison 2017 erarbeitet. Im Qualifying zum Grand Prix von Australien in Melbourne erreichten Carlos Sainz und Daniil Kwjat die Ränge acht und neun. Von den direkten Konkurrenten konnten sich einzig Romain Grosjean (6./Haas) und Felipe Massa (7./Williams) in eine noch bessere Ausgangslage für das erste Rennen des Jahres bringen.
© xpbimages.com
Zeitenjagd in Melbourne: Carlos Sainz setzte sich gegen Daniil Kwjat durch Zoom Download
"Es war ein gutes Ergebnis, aber kein optimales Qualifying. Wir waren nicht sicher, ob wir es in die Top 10 schaffen könnten. So gesehen war es natürlich gut. Aber wenn man sieht, wie unser Auto gestern war und es mit dem von heute vergleicht, dann war da mehr möglich", berichtet Sainz nach seiner schnellsten Runde in 1:24.487 Minuten. Der Spanier war am gesamten Samstag mit dem Handling seines STR12 erheblich weniger zufrieden als am Vortag.
"Wir hatten zum Start des Qualifyings erhebliche Probleme mit der Balance und müssen verstehen, warum das so war. Eigentlich hatten wir das Auto stabiler hinbekommen, aber das war im ersten Versuch dann nicht der Fall. Ich musste dann erst wieder Vertrauen aufbauen. Daher war es nicht optimal. Am Ende war das Ergebnis aber wirklich klasse", sagt der 22-Jährige, dem auf die beste Rundenzeit von Massa am Ende nur 0,044 Sekunden fehlten.
Auto schlechter als am Vortag: Dennoch stark!
"Es war eng. Das hatten wir so erwartet. Ich hatte deswegen zunächst große Sorgen, als sich das Auto nicht mehr so stabil anfühlte. Ich musste großen Aufwand betreiben, um eine vernünftige Runde hinzubekommen. Gestern kamen die Zeiten quasi wie von selbst, heute aber nicht", erklärt Sainz. "Die Autos reagieren sehr sensibel auf Veränderungen bei Wind und Streckentemperatur. Wir gehen mit den neuen Autos so dermaßen schnell durch die Ecken, dass dort kleine Veränderungen an einer Variablen große Auswirkungen haben können. Man hat ja gesehen, wie viele Fehler es von allen Fahrern gab."
Den heftigsten Fehler leistete sich Daniel Ricciardo (10./Red Bull), der in seinem ersten Versuch in Q3 abflog und in den Barrieren landete. Die folgenden Roten Flaggen unterbrachen des Arbeitsfluss. "Es ist immer schwierig, wenn man vor dem entscheidenden Versuch eine 15-minütige Pause hat", sagt Sainz. "Man weiß nicht, wie sich die Strecke verändert, wo dann die Bremspunkte sind und wie das Auto reagiert. Die Bremsen und alles weitere sind dann kalt. So etwas ist wirklich nicht einfach, aber es hat viel Spaß gemacht!"
"Auf Grundlage der Longruns vom Freitag dürfen wir optimistisch sein, denn da gehörten wir zu den Schnellsten" blickt der Spanier voraus auf den Sonntag. Toro Rosso hatte am freitag mit den besten Longrunzeiten der Topteam-Verfolger geglänzt. "Wenn das Auto so ist wie im Qualifying, dann wird es aber schwierig. Und der Start wird sehr kompliziert. Wir haben das ganz oft trainiert, aber es kommt irgendwie immer etwas anderes dabei heraus. Wenn alles gut geht, dann schaust du nach vorne, sonst musst du halt eher mal in den Rückspiegel schauen."
Viel Selbstvertrauen bei Kwjat: Nur ein Versuch im Q3
Die Toro-Rosso-Piloten gehen davon aus, im morgigen Rennen jeweils nur einmal stoppen zu müssen. Aufgrund des voraussichtlich unbeständigen Wetters hat man sich laut Daniil Kwjat aber bereits einen Plan-B zurechtgelegt. Dem Russen fehlten auf Rang neun in Qualifikation 0,025 Sekunden auf seinen Teamkollegen. Dieser knappe Abstand macht deutlich, dass die beiden Piloten offenbar das Maximum aus ihren Möglichkeiten gemacht haben. Erstmals seit Singapur 2016 waren beide "Roten Bullen" in den Top 10 eines Qualifyings.
"Es ist ein positiver Start", sagt Kwjat. "Q1 war noch für jeden schwierig, weil die Strecke macht, was sie will. Wir mussten die Informationen schnell verarbeiten. Das haben wir hinbekommen. Das Team war bisher operativ fehlerlos." Im Gegensatz zu einigen Kollegen blieben die Piloten des kleinen italienischen Teams ebenso ohne Fehler. "Und das ist hier schin schwierig", merkt Kwjat an. Die wechselnden Gripverhältnisse und die kleineren Auslaufzonen im Albert Park zu Melbourne bringen zusätzlichen Reiz.
"Wenn man sich in China oder Bahrain dreht, dann hat man ja große Auslaufzonen. Aber hier kann dir ein Fehler gleich richtig weh tun. Mir ist das Auto auch schon ein paarmal ausgebrochen. In der letzten Kurve schliddert man oft mal weg", berichtet der Ex-Red-Bull-Pilot. Kwjat setzte im Q3 alles auf eine Karte. Im Shootout der Top 10 machte der Russe nur einen einzigen Versuch - und der saß! "Leider hat es nicht für den Haas gereicht", meint Kwjat angesichts der Leistung von Grosjean. "Der hat die Runde seines Lebens gedreht."
"Wenn man ins Q3 kommt, dann gibt es nur eine Richtung: man schaut nach vorne und versucht sich zu verbessern", lautet die Kampfansage von Kwjat vor dem ersten Rennen des Jahres. Der Haas war heute vier Zehntelsekunden schneller", ergänzt Sainz. "Williams hatte mit beiden Fahrern an diesem Wochenende Probleme. Die sind auch noch vor uns. Oft sagen man, ich sei in meinen Einschätzungen übervorsichtig, aber ich bin erst dann zufrieden, wenn wir das Mittelfeld klar anführen. Das ist bisher nicht der Fall. Aber wir sind dank der Arbeit des Teams und auch dank Renault schon erheblich vorangekommen."