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Formel 1 Melbourne 2017: Hamilton deklassiert die Konkurrenz!
Schnellste Runde, dominante Longruns: Lewis Hamilton fährt Bestzeit in Australien und bringt sogar seinen sonst zurückhaltenden Chef Toto Wolff ins Schwärmen
(Motorsport-Total.com) - "Mercedes hat geblufft", hat Experte Marc Surer schon vor dem Freitagstraining in Melbourne (Formel 1 2017 live im Ticker) prophezeit, und jetzt scheint sich seine Prognose zu bewahrheiten. Denn Lewis Hamilton, von den Teamchefs in einer Umfrage zum klaren WM-Favoriten 2017 gekürt, sicherte sich souverän die Tagesbestzeit.
Der Mercedes-Star meisterte den Kurs im Albert Park in 1:23.620 Minuten und war damit um mehr als sechs Sekunden schneller als im Freitagstraining 2016. Auf der Ergebnisliste bedeutete das einen Vorsprung von 0,547 Sekunden auf Sebastian Vettel (2./Ferrari). Aber die wahre Dominanz des Silberpfeils zeigte sich erst bei den Longrun-Simulationen in der letzten halben Stunde.
Denn während sich Red Bull schwer tat, überhaupt die 1:29er-Barriere zu knacken, und für Vettel bei 1:28 tief Endstation war, fuhr Hamilton auf einem mehr als 20 Runden langen Stint mit den Ultrasofts niedrige 1:28er-Zeiten wie ein Schweizer Uhrwerk - mit gelegentlichen 1:27er-Zeiten zum Drüberstreuseln. Und als er kurz vor Schluss auf Soft wechselte, fuhr Hamilton wieder 1:27.8 Minuten. "Das war einer unserer besseren Freitage. Lewis ist seiner eigenen Liga. Ich bin happy", strahlt Mercedes-Sportchef Toto Wolff, sonst als notorischer Tiefstapler bekannt.
Mit diesem Tempo konnte Hamiltons neuer Teamkollege Valtteri Bottas nicht mithalten. Der Finne belegte mit 0,556 Sekunden Rückstand den dritten Platz und konnte sich im internen Mercedes-Vergleich den ganzen Tag nicht in Szene setzen. Wenn er mal kurzzeitig vor Hamilton lag, dann nur wegen weicherer Reifen.
Die Pace von Hamilton und Mercedes sei "beeindruckend, eine Klasse für sich", staunt Experte Surer. "Da kommt keiner in die Nähe, auch sein Teamkollege nicht. Aber Vettel ist Zweitschnellster. Das lässt hoffen. Vielleicht haben die noch was im Köcher." Schließlich habe Ferrari bei den Tests eigenen Angaben nach auch nicht Qualifying geübt. Surer: "Morgen werden wir mehr wissen."
Ferrari also schon am Limit? "Ich hoffe nicht", meint Vettel. "Freitag ist nicht so wichtig, zumindest das Ergebnis. War schon okay. Heute Morgen hatten wir kleinere Probleme, das Auto fühlt sich noch nicht so gut an, wie es sollte - aber ich glaube, dass wir noch zulegen können." Und Experte Pat Symonds macht Mut: "Ich glaube, dass Ferrari am Freitag etwas konservativer fährt."
Der zweite Finne im Feld, Kimi Räikkönen (Ferrari), wurde mit 0,905 Sekunden Rückstand Vierter. Er gehörte zu den Fahrern, die wegen Zwischenfällen auf der Strecke ihre Attacke auf die Stoppuhr nicht perfekt timen konnten. Deswegen ist auch der Rückstand der Red-Bull-Fahrer Daniel Ricciardo (5./+1,030) und Max Verstappen (6./+1,393) noch mit Vorsicht zu genießen.
Tatsache ist aber, dass Red Bull von den drei Topteams die größte Mühe hatte, auf Longrun-Zeiten zu kommen. Obendrein fuhr Verstappen ("Im Moment sind wir zu langsam") bei einem der spektakuläreren Ausritte des Tages seinen Unterboden kaputt, was etwas Trainingszeit kostete. Ricciardo: "Mercedes ist sauschnell - aber es scheint nur Lewis zu sein und nicht Valtteri."
Erster Verfolger der drei Topteams war unterm Strich Carlos Sainz (Toro Rosso) mit eineinhalb Sekunden Rückstand, gefolgt von Romain Grosjean (Haas/+1,816) und Nico Hülkenberg (Renault/+1,858). Fernando Alonso (McLaren-Honda) schnitt indes fast besser als erwartet ab und belegte letztendlich den zwölften Platz. Ihm fehlten 2,380 Sekunden.
Das Mittelfeld liegt wie erwartet eng beisammen. 17 von 20 Fahrern blieben innerhalb von drei Sekunden - ein Cut, den nur Pascal Wehrlein (Sauber), Kevin Magnussen (Haas) und Jolyon Palmer (Renault) verpassten. Williams-Rookie Lance Stroll ("Ein positiver Tag") wurde mit 2,905 Sekunden Rückstand 16. und blieb nicht weit hinter Felipe Massa (14./+2,711).
Letzterer rollte allerdings schon nach 35 Minuten aus, als er keinen Gang mehr einlegen konnte und den Motor abstellen musste. Fünf Minuten vor Ende der Session verabschiedete sich dann auch Marcus Ericsson (15./+2,878), der Schwede mit Verdacht auf Fahrfehler.
Der erste echte Crash der Saison ging auf Palmers Kappe. Der Renault-Pilot (Kraftübertragungs-Problemen in FT1) konnte erst nach einer Viertelstunde auf die Strecke gehen - und landete nach vier Runden schon in der Mauer. In der letzten Kurve verlor er plötzlich die Kontrolle über sein Auto und schlug mit dem Heck voran ein. Daraufhin musste die Session kurz unterbrochen werden.