Alonso nach Auftakt frustriert: "Wollen Weltmeister werden"
Obwohl der Auftakt für McLaren-Honda besser als erwartet lief, schiebt Fernando Alonso Frust: Wie wehrlos er auf den Geraden ist und was ihn noch antreibt
(Motorsport-Total.com) - Obwohl Fernando Alonso beim Trainingsauftakt in Melbourne auf den nach den Horrortests immerhin recht beachtlichen zwölften Platz kam, brodelt es unterm Helm des McLaren-Piloten. Grund ist die schwache Honda-Antriebseinheit. "Es ist sehr frustrierend", beschreibt der zweimalige Weltmeister am Freitag im Albert Park seine aktuelle Stimmungslage. Zumal er sich in Topform wähnt: "Ich fühle mich gut vorbereitet, fühle mich sehr schnell, ich attackiere. Wenn jemand vor mir ist, dann hole ich in den Kurven 50 Meter auf, um dann auf der Gerade 200 Meter zu verlieren."
Damit stellt Alonso klar: Das MCL32 scheint ein gutes Chassis zu sein, das in den Kurven genug Abtrieb generiert, aber auf den Geraden ist man wegen der Honda-Misere unter ferner liefen. Um keine Defekte zu riskieren, gab Honda noch nicht die volle Leistung frei. Das wirkt sich zusätzlich auf die Rundenzeit aus: 2,380 Sekunden fehlten Alonso im Tages-Klassement auf Bestzeit-Halter Lewis Hamilton, den er eigentlich dieses Jahr im Titelkampf herausfordern wollte. Immerhin teamintern besitzt der 35-Jährige klar die Vorherrschaft: Rookie Stoffel Vandoorne fehlten ganze 2,988 Sekunden auf die Bestzeit.
Zwischen Alonso und die Spitze pressten sich nicht nur die Piloten der drei Top-Teams, sondern auch beide Toro Rosso, der Haas von Romain Grosjean, der Renault von Nico Hülkenberg und der Force India von Sergio Perez.
Direkte Gegner sind Alonso "komplett egal"
Darauf angesprochen, macht sich beim Asturier leichter Ärger breit: "Ob wir auf Platz 13, sieben oder neun liegen, oder ob ein Renault oder ein Force India vor uns liegt, ist mir komplett egal. Die Reihenfolge kümmert mich nicht, auch nicht, wer im Mittelfeld liegt. Wir wollen Weltmeister werden, wir wollen auf das Podest fahren, wollen Rennen gewinnen. Und wir sind ziemlich weit hinten." Auch die Antwort auf die Frage, was seine Motivation ist, sagt alles: "Ich versuche, Wunder zu vollbringen."
Dabei lief es immerhin etwas besser als bei den Wintertests. Die Vibrationen des neu konzipierten Honda-Motors traten zumindest nicht in der gleichen Vehemenz wie in Barcelona auf. "Es ist aber noch zu früh, um sagen zu können, ob das Problem gelöst ist", meint McLaren-Boss Zak Brown. "Wir haben noch keine Grand-Prix-Distanz absolviert, obwohl wir heute immerhin einige Runden gedreht haben - so viele wie noch an keinem Tag."
Konkret kam Alonso auf 38 Runden, Vandoorne, der jeden Kilometer bitter nötig hat, auf 47 Umläufe. Der Motor ärgerte das Team nur teilweise. "Wir hatten zwar ein paar Probleme, aber weniger als bei den Wintertests", sieht die McLaren-Nummer-1 auch etwas Positives. "So haben wir das Potenzial des Autos ein bisschen mehr ausgereizt, weil wir jedes Mal, wenn wir auf die Strecke gehen, neue Dinge ausprobieren."
McLaren-Chassis erhält positives Zeugnis
Obwohl das Chassis nicht das Problem des Teams aus Woking ist, hat die Truppe neue Teile mit nach Melbourne gebracht. Alonso stellt ein positives Zeugnis aus. "Wir konnten ein paar neue Teile testen, die wir hierher gebracht haben, und sie funktionieren gut. Das ist das Positive. Wir müssen aber noch deutlich steigern und das Potenzial des Autos freimachen."
Und auch McLaren-Chef Brown bestätigt, dass die Fahrer grundsätzlich mit dem Fahrverhalten des Autos zufrieden sind. "Sowohl Fernando als auch Stoffel meint, dass sich das Auto sehr gut anfühlt und gut aussieht." Der US-Amerikaner zeigt sich auf Klassement positiv überrascht und etwas erleichtert: "Ich weiß nicht, ob es in Hinblick auf das Qualifying repräsentativ ist, aber ich hoffe es. Platz zwölf wäre ein bisschen besser als prognostiziert, aber es war nur das Freie Training des ersten Tages."
Und Rookie Vandoorne arbeitet sich langsam an das Limit der Formel 1 heran. "Ich habe noch Luft nach oben, aber jedes Mal, wenn ich im Auto sitze, fühle ich mich besser", beschreibt er seine Fortschritte. "Auch unsere Set-Up-Änderungen gehen in die richtige Richtung. Wir können uns bei der Rundenzeit auf jeden Fall noch verbessern." Das sei aber derzeit laut dem Belgier ohnehin nicht im Fokus: "Ich schaue nicht wirklich auf die Rundenzeit. Derzeit geht es mehr um das Gefühl. Wir haben uns vom ersten auf das zweite Training deutlich verbessert."