• 27. November 2016 · 20:43 Uhr

Vettel kritisiert Hamiltons Taktik: "Fair ist es nicht ganz"

Sebastian Vettel kritisiert Lewis Hamiltons Bummelzug-Taktik in Abu Dhabi als nicht "nett und fair" - Red-Bull-Teamchef Horner verteidigt: "Wäre unfair, ihn zu kritisieren"

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton gab nach dem Grand Prix von Abu Dhabi zu, dass er womöglich sein langsamstes Rennen aller Zeiten an diesem Sonntag auf dem Yas Marina Circuit gefahren ist. Der Brite bildete gegen Ende des Rennens einen regelrechten Bummelzug, der an den bekannten "Trulli-Train" vergangener Tage erinnerte. So wollte er Sebastian Vettel und Max Verstappen dazu bringen, noch an Nico Rosberg vorbeizugehen - womit sich seine WM-Chance signifikant erhöht hätte. Die Taktik ging jedoch nicht auf. War das Spielchen überhaupt sportlich fair? Vettel hat daran seine Zweifel.

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Vettel versteht Hamiltons Strategie zwar, findet sich aber nicht ganz fair Zoom Download

"Ich glaube, man kann es verstehen", beginnt der Ferrari-Pilot, der durch den Stau noch an Max Verstappen vorbeikam, seine Analyse der Hamilton-Strategie. "Mercedes baut neben Autos ja auch Omnibusse und die letzten Runden waren eher eine Busfahrt", scherzt er, bevor er dennoch anmerkt: "Ich glaube, nett und fair ist es nicht ganz."

"Vielleicht hätte sich Lewis am Ende eher einen Gefallen getan, aufs Gas zu treten", meint der Deutsche, der durch Hamiltons Spielerei an der Spitze tatsächlich noch für den Rennsieg in Frage kam. Doch Rosberg konnte er dennoch nicht mehr schnappen. "Die Mercedes waren zu stark auf der Geraden, außerdem hatte Nico den Windschatten vom Auto davor."

Horner hält zu Hamilton: "Wie beim Fußball..."

Einen Nichtangriffspakt zwischen den deutschen Landsleuten habe es jedenfalls nicht gegeben, betont Vettel. "Ich habe alles gegeben, um auf Platz zwei oder noch weiter vorn zu landen, aber er hat DRS von Lewis bekommen. Das hat es sehr schwer gemacht. Meine Reifen waren am Ende auch nicht mehr die besten, da war leider nicht mehr drin." Natürlich wusste Vettel jedoch auch, dass er "nichts Dummes" machen konnte.


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Der viermalige Weltmeister schätzt, dass Hamilton insgesamt rund 1,5 Sekunden langsamer gefahren ist verglichen mit der normalen Mercedes-Rennpace. "Ich kann verstehen, dass jeder seine eigene Taktik wählt. Für mich war es interessant, weil ich so zwischenzeitlich den Sieg vor Augen hatte." So musste er außerdem noch auf "Risikofaktor" Max Verstappen hinter ihm aufpassen. Teamkollege Kimi Räikkönen sieht die Angelegenheit weniger dramatisch. Der Finne meint: "Es ist Teil des Racings. Solange es nicht völlig lächerlich wird, ist es noch in Ordnung", kommentiert er die Hamilton-Taktik. Er selbst konnte davon nicht profitieren.

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Am Ende des Rennens hatte Rosberg nur noch 0,5 Sekunden Rückstand - Vettel 0,8 Zoom Download

Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist indes weniger kritisch. Der Brite findet, dass sich Hamilton "völlig innerhalb der Regeln" bewegt hat. Hamilton hat das Rennen "so langsam er konnte" gewonnen, da ihm nur der Sieg allein nicht geholfen hätte. "Wenn er vorne weggebraust wäre, hätte sich die Möglichkeit nicht ergeben. Es ist wie in einem Fußballspiel, wenn ein Team sich vor dem Gegner schützt, indem es den Ball hin und her spielt und dem Gegner keine Möglichkeit lässt, an den Ball zu kommen", vergleicht der Brite.

Sainz: Hamilton "ist ein fairer Sportsmann"

Hamilton habe nichts falsch gemacht durch sein Verhalten. "Es wäre unfair, ihn zu kritisieren", findet Horner. "Nur zwei Fahrer fahren um die Weltmeisterschaft, von daher war es total offensichtlich, dass er das tun würde. Man konnte sehen, wie Max auf zehn Runden älteren Reifen aufholen konnte."

Und auch aus dem Lager der Jungbullen bekommt Hamilton für sein Fahrverhalten Unterstützung. Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz, der die Schlussphase des Rennens nach seinem Ausfall vor dem TV-Bildschirm ansehen konnte, stimmt Horner zu: "Ich würde es auch machen. Wenn du ein Siegertyp bist, dann möchtest du den Titel gewinnen und alles versuchen. Immer innerhalb der Regeln, wie er das auch gemacht hat."

Auch für Sainz war Hamiltons strategisches Fahren okay: "Ich unterstütze Lewis' Entscheidung. Hätte er es noch etwas übertrieben, wäre es womöglich zu viel gewesen. Er hat exakt das getan, was er tun musste. Er hat Nico unter Druck gesetzt und der musste damit dann erst einmal umgehen. Er hat sich gut verhalten und ist ein fairer Sportsmann."

Bei Mercedes war man hingegen wenig beeindruckt von Hamiltons Pace. Mehrfach wurde der Ex-Weltmeister dazu aufgefordert, schneller zu fahren. Sogar Technikchef Paddy Lowe persönlich meldete sich zu Wort. Die Aufforderungen seien legitim gewesen, weil der Rennsieg in Gefahr gewesen sei. Über Konsequenzen werde das Team nun nachdenken...

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