Zweiter Rennabbruch in Brasilien: Martin Brundle verteidigt FIA
Die Entscheidung, das Rennen in Brasilien zum wiederholten Male zu unterbrechen, kam bei vielen Fans nicht gut an, doch Martin Brundle verteidigt Charlie Whiting
(Motorsport-Total.com) - Als das Rennen in Interlagos am Sonntag nach 27 Runden zum zweiten Mal abgebrochen wurde, schalte ein gellendes Pfeifkonzert von den Tribünen des Autodromo Jose Carlos Pace. Die Fans waren mit der Entscheidung von Renndirektor Charlie Whiting, die Autos hinter dem Safety-Car zurück an die Boxengasse zu beordern, überhaupt nicht einverstanden. Auch aus dem Fahrerfeld gab es kritische Stimmen. Lewis Hamilton konnte den Abbruch beispielsweise ebenfalls nicht nachvollziehen.
Ex-Formel-1-Pilot und TV-Experte Martin Brundle bricht in seiner Kolumne für 'Sky Sports F1' allerdings eine Lanze für Whiting und die FIA. "Lasst uns für einen Moment in Charlies Schuhe schlüpfen. Gerade haben wir den Crash von Räikkönen gesehen, bei dem er beinahe mit dem Manor von Ocon kollidiert wäre", erinnert Brundle. Der Ferrari-Pilot war kurz zuvor auf der nassen Piste in die Boxenmauer geknallt.
Besonders gefährlich: Esteban Ocon wäre beinahe frontal auf den havarierten Ferrari aufgefahren ."Das erinnert ein wenig an 2010, als Antonio Liuzzi auf dem relativ langsamen Kurs in Abu Dhabi auf einen umgedrehten Michael Schumacher aufgefahren ist. Einsitzer sind einfach nicht für Frontalzusammenstöße gemacht", erklärt Brundle. Im schlimmsten Fall hätte Ocon bei einem High-Speed-Crash in die Luft geschleudert werden können.
"Wenn ein Auto abgehoben und in der Boxengasse oder in den Zuschauerrängen gelandet wäre - und es dabei Tote gegeben hätte -, dann hätten Charlie und die FIA noch mehr rechtliche Papierarbeit als die gehabt, die der traurige Fall von Jules Bianchi auslöste. Diese Verantwortung und Haftbarkeit haben wir nicht, wenn wir auf dem Sofa oder in der Kommentatorenkabine sitzen", mahnt Brundle.
Der Brite, der 1996 in Melbourne selbst Opfer eines spektakulären Unfalls wurde, hat daher vollstes Verständnis für Whitings Entscheidung, das Rennen nur sieben Runden nach der Freigabe erneut abzubrechen. "Zur gleichen Zeit sagten die Wettervorhersagen voraus, dass stärkerer Regen unmittelbar bevorsteht. Charlie erhielt eine Menge widersprüchliche Nachrichten von den Fahrern", erklärt Brundle.
"Viele sagten, man könne weiterfahren, aber andere, unter anderem der viermalige Weltmeister Vettel, behaupteten das Gegenteil", erinnert er. Letztendlich konnte das Rennen nach einer erneuten Pause fortgesetzt und wie geplant beendet werden. Die Piloten fuhren die kompletten 71 Runden. Trotzdem dürfte es auch in Zukunft wieder Diskussionen geben, denn ähnliche Situationen sind in der Formel 1 kaum zu vermeiden.