Verstappen in Brasilien: "Wir sind schon das ganze Jahr Opfer"
Max Verstappen startet das Rennen im Ferrari-Sandwich - "Das war nie eine Strecke, die ich dominiert habe - um es mal höflich auszudrücken", gesteht Daniel Ricciardo
(Motorsport-Total.com) - "Frag mich etwas über die Formel E," scherzt Daniel Ricciardo nach der Qualifikation zum Großen Preis von Brasilien und spielt damit auch auf die schwache Motorleistung während seiner Zeitenjagd an. Der Australier hat nach seinem sechsten Platz immerhin sein charakteristisches Lachen nicht verloren. Red-Bull-Teamkollege Max Verstappen gewinnt das interne Teamduell und beginnt das Rennen vom vierten Rang aus - ausgerechnet im Ferrari-Sandwich. Der italienische Rennstall und vor allem Sebastian Vettel waren in der Formel 1 2016 zuletzt keine großen Freunde des im Fahrerlager durchaus umstrittenen Fahrstils des jungen Niederländers.
"Das ändert nicht viel", gibt sich Verstappen selbstbewusst, als dieser auf die Meinungsverschiedenheiten mit Vettel angesprochen wird. "Das ist passiert. Jetzt fängt man wieder von vorne an - so, wie ich das immer gemacht habe."
Zu Beginn der Qualifikation ist Verstappen noch der schärfste Verfolger von Spitzenreiter Mercedes, gefolgt von Kimi Räikkönen im Ferrari. Der Niederländer hat im ersten Drittel eine knappe halbe Sekunde Rückstand auf die Bestzeit des Feldes und liegt damit hauchdünn vor seinem Teamkollege Ricciardo. "Ich hatte nach dem ersten Sektor noch zwei Zehntelsekunden Vorsprung auf meine eigene Bestzeit, habe die Runde aber in der achten Kurve verloren - schade", ärgert sich Verstappen noch im Boxenfunk gegenüber seinem Team.
Im Regen selbst Mercedes schlagbar?
"Das Q3 lief einfach nicht rund", analysiert der Red-Bull-Pilot. "Mit den Reifen war es schwierig, obwohl ich nah an Kimi dran war. Mercedes war im Qualifying ein ganzes Stück vorne und im Rennen sind sie es sicher auch noch ein bisschen. Aber wenn es regnet, dann haben wir bessere Chancen."
Zwar prophezeien die Meteorologen Regen, ein Restrisiko bleibe dabei aber. "Der Startplatz ist sehr wichtig. Da kann ich mich nicht darauf konzentrieren, was ist, wenn es eventuell regnet", erklärt Verstappen, der sein Setup nicht komplett auf ein Regenrennen ausrichten wollte. "Es war dieser Temperatursturz, der die Sache hier zum Glücksspiel macht. Das wird für alle Teams gleich sein", erläutert Dr. Helmut Marko.
"Das war knapp mit Ferrari. Beide Fahrer hatten nicht die optimale Runde, aber es wird im Rennen ein spannender Kampf hinter Mercedes werden", so Teamchef Christian Horner. "Sollte es regnen, teile ich das Selbstvertrauen von Rosberg keineswegs", warnt Dr. Marko vor zu viel Euphorie bei Mercedes und fügt hinzu: "Dann schaut das Ganze ganz anders aus! Sollte es wirklich regnen, sind wir sicher, dass wir um den Sieg mitfahren", so der Österreicher selbstbewusst.
"Wir sind das Opfer!"
Weniger selbstsicher äußert sich Ricciardo, der in der Qualifikation weniger gut mit seinem Boliden zurechtkam: "Mir liegt der Kurs nicht so sehr wie im letzten Jahr, als es diese großen Randsteine noch gab. Es klingt vielleicht komisch, aber als Rennfahrer sind diese Randsteine sehr wichtig. Die können die Charakteristik eines Kurses verändern. Das war hier nie eine Strecke, die ich dominiert habe - um es mal höflich auszudrücken. Es war heute sehr knapp, das macht es aber auch frustrierend. Wir müssen daraus lernen und haben hoffentlich ein gutes Rennen."
Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Interlagos
Wer über Brasilien spricht, der spricht über Ayrton Senna. 41 Siege holte der dreimalige Weltmeister in seiner Karriere, und wohl kaum ein anderer ist so berühmt wie sein erster Triumph vor seinen heimischen Fans im Jahr 1991. Wir schauen uns den Ort seines vielleicht größten Sieges einmal ganz genau an. Fotostrecke
Das Red-Bull-Team kämpfte in Brasilien mit dem Antrieb. "Wir sind schon das ganze Jahr ein Opfer", beklagt sich Verstappen. "Das hat nicht erst in Brasilien angefangen! Aber es lässt sich nicht ändern. Wir müssen das Beste daraus machen und das ist uns heute gelungen."
Beeinflussen Red-Bull-Fahrer die WM-Entscheidung?
Der Australier hofft auf Regen, dann wäre vielleicht sogar Mercedes zu schlagen, so die Strategie bei Red Bull. Sollte dieses Duell aber erst in der letzten Runde ausgetragen werden, könnte dieses Manöver möglicherweise die WM-Entscheidung zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton herbeiführen. Dass es an diesem Grand-Prix-Wochenende tatsächlich zu dieser Situation kommen könnte, ist für den Red-Bull-Piloten aber kein Thema: "Ich habe mir über dieses Szenario bisher noch keine Gedanken gemacht. Ich fahre einfach mein Rennen", so Ricciardo.
"Was ist jetzt anders als in Melbourne? Du versuchst immer das Maximum aus deinem Rennen herauszuholen, aber wir attackieren sie dabei natürlich nicht so, dass wir in die Weltmeisterschaft eingreifen. Was passiert, passiert. Da gibt es genug Respekt. Alles andere wäre nicht fair", so der Red-Bull-Fahrer.