• 09. November 2016 · 07:46 Uhr

Rennvorschau Brasilien: Fast alles spricht für Nico Rosberg

Nico Rosberg steht in Brasilien vor dem Titelgewinn und hat die Statistik auf seiner Seite - Wie nah sind Red Bull und Ferrari dran? - Regen könnte Spannung bringen

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg steht am Wochenende in Brasilien vor dem vielleicht wichtigsten Rennen seiner Karriere. Mit einem Sieg in Interlagos könnte sich der Mercedes-Pilot bereits ein Rennen vor Saisonende zum Weltmeister krönen. 19 Punkte liegt der Deutsche vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton, der zwar die beiden vergangenen Rennen in Austin und Mexiko gewinnen konnte, den Titel aus eigener Kraft aber nicht mehr holen kann. Er muss hoffen, dass Rosberg in Brasilien und Abu Dhabi Punkte liegenlässt.

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Nico Rosberg konnte das Rennen in Brasilien 2014 und 2015 gewinnen Zoom Download

Doch ein Blick in die Geschichtsbücher spricht an diesem Wochenende klar für den Deutschen, der in Interlagos 2014 und 2015 die Nase vorne hatte und sich neben dem Rennsieg jeweils auch die Pole-Position schnappte. Brasilien war in den vergangenen Jahren "Rosberg-Land", und das muss Hamilton in diesem Jahr ändern, wenn er auch beim Finale in Abu Dhabi noch eine Chance auf den Titel haben will.

"Ich habe noch nie in Brasilien gewonnen, und das möchte ich an diesem Wochenende ändern", gibt sich der Noch-Weltmeister kämpferisch. Dreimal stand Hamilton in Interlagos bereits auf dem Podium, dazu kommen eine Pole-Position und vier schnellste Runden. Gewinnen konnte er im Autodromo Jose Carlos Pace allerdings noch nie. Das muss Hamilton in diesem Jahr korrigieren.

Rosberg will den Sack zumachen

Tatsächlich wäre es nicht das erste Mal, dass der Brite eine WM in Sao Paulo verlieren würde. In seiner Rookie-Saison 2007 kam er in Interlagos - damals die letzte Station des Jahres - nicht über Platz sieben hinaus und verlor den Titel noch an Kimi Räikkönen. "Ich habe 2007 verloren und weiß, dass es nicht so schmerzhaft wie damals werden wird", erklärt Hamilton im Hinblick auf eine drohende WM-Niederlage. Trotzdem würde er diese Erfahrung natürlich am liebsten vermeiden.


Jenson Button: Was Brasilien besonders macht

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Rosberg kann das Rennen währenddessen ganz entspannt angehen. Ihm würden in den beiden letzten Rennen des Jahres bereits ein zweiter und ein dritter Platz sicher zum Titelgewinn reichen. Sogar einen Ausfall in Brasilien könnte er sich erlauben, wenn er anschließend das Finale in Abu Dhabi gewinnt. "Ich denke, dass diese neue Situation mental ein bisschen einfacher ist", erklärt Teamchef Toto Wolff.

Rosberg selbst hat allerdings keine Lust auf Rechenspielchen. Er möchte den Sack am liebsten bereits an diesem Wochenende zumachen. "Ich werde meine Herangehensweise nicht verändern. Ich muss weiter das machen, was mir dabei hilft, meine Bestleistung zu bringen - und das bedeutet, jedes Mal auf Sieg zu fahren", stellt Rosberg klar. Zumal der Deutsche ganz genau weiß, dass jederzeit der Defektteufel zuschlagen kann. Er wird daher nichts dem Zufall überlassen.

Mercedes wieder ohne echten Gegner?

Fakt ist, dass Hamilton im Titelkampf Unterstützung braucht. Er muss versuchen, möglichst viele Autos zwischen sich und seinen Teamkollegen zu bringen. Doch wie groß ist die Chance, dass Red Bull und Ferrari Mercedes in Brasilien gefährlich werden können? In den beiden vergangenen Rennen feierten die Silberpfeile jeweils einen Doppelsieg - und in Brasilien dürfte es unter normalen Bedingungen ähnlich laufen.


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in Brasilien

Red Bull war auf der Strecke mit 70 Prozent Vollgasanteil in den beiden Vorjahren hoffnungslos unterlegen. Das beste Ergebnis war ein sechster Platz im Jahr 2014 - damals noch herausgeholt von Sebastian Vettel. Weil der Renault-Motor mittlerweile deutliche Fortschritte gemacht hat, darf man in diesem Jahr sicherlich auf ein besseres Ergebnis hoffen. Trotzdem erscheint es unwahrscheinlich, dass man Mercedes unter normalen Umständen gefährlich werden kann.

Und Ferrari? Die Scuderia hat derweil ganz andere Sorgen. Nachdem Sebastian Vettel der dritte Platz in Mexiko nachträglich aberkannt wurde, wartet man mittlerweile bereits seit fünf Rennen auf ein Top-3-Ergebnis. Kimi Räikkönen stand sogar zuletzt vor zehn Rennen in Spielberg im Juli auf dem Treppchen. Da käme ein Erfolg über Mercedes in Brasilien schon mehr als überraschend.

Williams und Force India lauern auf Chance

Umso spannender könnte dafür der Kampf um WM-Platz vier werden. Während die ersten drei Ränge von Mercedes (679 Punkte), Red Bull (427) und Ferrari (365) quasi schon fest bezogen sind, bekriegen sich dahinter Force India (145) und Williams (136) in einem Kopf-an-Kopf-Duell. In Brasilien könnten die beiden Mercedes-Kundenteams noch einmal richtig abräumen, denn in der Vergangenheit war der Mercedes-Antrieb in Interlagos ein großer Vorteil.


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So wurden 2014 die ersten fünf Plätze allesamt von Autos mit Mercedes-Motor belegt. Auch im Vorjahr überzeugten Valtteri Bottas und Nico Hülkenberg auf den Plätzen vier und sechs. "Es ist ein sehr wichtiges Wochenende für uns", weiß Force-India-Teamchef Vijay Mallya und erklärt: "Der Kampf um Platz vier in der Meisterschaft geht jetzt in die heiße Phase. Jeder Punkt ist wichtig."

Mit Spannung darf auch der Auftritt von McLaren-Honda erwartet werden. Nach dem Debakel im Vorjahr (Stichwort #PlacesAlonsoWouldRatherBe) kann es 2016 eigentlich nur besser laufen. Zumal die Truppe in diesem Jahr auch auf den Powerstrecken im Kalender nicht mehr völlig chancenlos war. Punkte könnten für Fernando Alonso und Jenson Button am Wochenende also durchaus im Bereich des Möglichen liegen.

Mehr Spannung dank Regen?

Dringend einen Punkt braucht noch immer Sauber. Die Schweizer schrammten zuletzt in Mexiko nur ganz knapp an der Top 10 vorbei, doch letztendlich kann man sich für den elften Platz von Marcus Ericsson wieder einmal nichts kaufen. Das Team steht noch immer ohne einen einzigen Punkt da und liegt damit auf dem elften und letzten WM-Rang. Ein Zähler würde reichen, um Manor auf Platz zehn noch abzufangen, doch in Brasilien muss die Truppe um Monisha Kaltenborn wohl wieder einmal auf außergewöhnliche Umstände hoffen.

Hoffnung könnte möglicherweise das Wetter machen, denn tatsächlich ist aktuell für das gesamte Wochenende in Interlagos Regen angekündigt. Wechselhafte Bedingungen im Rennen könnten das Feld ordentlich durcheinanderwirbeln und so auch Sauber und Co. eine Chance auf Punkte ermöglichen. Auch Lewis Hamilton könnte ein Wetterumschwung in die Karten spielen, denn im Regen hatte Nico Rosberg in diesem Jahr schon mehrfach Probleme.

Sollte es trocken bleiben, könnten auch die Reifen ein Thema werden. Pirelli reist mit den Mischungen Soft, Medium und Hard nach Interlagos. "Die harten Reifen kommen in Brasilien erstmals seit 2013 wieder zum Einsatz", erklärt Pirellis Motorsportdirektor Paul Hembery und erinnert: "2015 hatten wir ein Rennen mit drei Boxenstopps." Durch die härte Mischung könnten sich in diesem Jahr Alternativen mit weniger Stopps ergeben.

Viele Hitzköpfe und ein Abschied

Spannend dürfte - auch abseits der Strecke - das Wiedersehen von Sebastian Vettel und Max Verstappen sein. Nachdem die beiden in Mexiko zunächst auf der Piste und dann auch verbal aneinandergerieten, erklärte der Deutsche, dass er keine Lust auf eine Aussprache habe. "Wenn jemand das Gespräch suchen muss, dann vielleicht eher er. Ich denke, es gibt nicht viel zu sagen", so Vettel, der in Mexiko am Funk wiederholt ausfällig wurde.

Verstappens Konter: "Ich denke, er sollte noch einmal zur Schule gehen, um seine Sprache zu verbessern. Ich werde mit ihm sprechen, weil es einfach lächerlich ist, wie er damit umgeht. Er ist das ganze Wochenende so frustriert, dass er im Auto nur rumschreit. Er muss im Moment einfach ein sehr frustrierter Typ sein." Weil auch Niki Lauda, Helmut Marko und Co. im verbalen Schlagabtausch mitmischten, könnte es in Brasilien erneut hochemotional zugehen.

Für Felipe Massa wird es so oder so ein emotionales Rennen werden. Der Brasilianer fährt an diesem Wochenende ein letztes Mal vor seinen heimischen Fans. "Interlagos ist mein Zuhause", erklärt der Vizeweltmeister von 2008, der seine Formel-1-Karriere nach dieser Saison beendet und in Sao Paulo bisher insgesamt fünfmal auf dem Podest stand. Wenn er das in diesem Jahr noch einmal schafft, könnte selbst ein Titelgewinn von Nico Rosberg fast zur Nebensache werden...

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