Daniel Ricciardo: Vettel hätte Platz drei "nicht verdient" gehabt
Lachender Dritter: Der Red-Bull-Pilot erklärt, warum Vettels Verteidigungsmanöver kurz vor Schluss illegal war, aber nicht so aussah - "Die Berührung war in Ordnung"
(Motorsport-Total.com) - Klar, dass Daniel Ricciardo gute drei Stunden nach dem Mexiko-Grand-Prix breit grinste. Das lag allerdings nicht nur daran, dass dem Australier das Lachen sowieso nie aus dem Gesicht zu treiben ist, sondern an der Strafe für Sebastian Vettel, die ihn auf den dritten Rang spülte. "Ist doch logisch, dass ich gerne auf dem Podium gestanden hätte", trauert der Red-Bull-Star nur aus einem Grund. Denn sonst war Ricciardo total zufrieden - auch mit der Entscheidung der Rennleitung.
© Red Bull
Daniel Ricciardo ließ sich feiern, als es stockdunkel war und alle Zuschauer weg Zoom Download
Das fragliche Manöver Vettels im Kampf um Platz vier zwei Runden vor Schluss hatte schon im Cockpit die Alarmglocken schrillen lassen. "Ich war mir meiner Sache sicher und habe mich voll auf das Manöver eingelassen. Dann hat er mir beim Anbremsen die Türe zugeworfen", fasst Ricciardo, der zu diesem Zeitpunkt auf frischeren und weicheren Reifen der schnellere Mann war, zusammen. "Seb hat das getan, worüber sich jeder in letzter Zeit beschwert hat: er hat beim Bremsen die Richtung gewechselt."
Ricciardo argumentiert, sich in der zweiten DRS-Zone vor Kurve vier für seinen Angriff auf die Außenbahn gesetzt zu haben, wo Vettel die Schotten dicht gemacht hätte. Er hätte nach innen gezogen, um dort sein Glück zu versuchen: "Das war meiner Meinung nach mein gutes Recht." Vettel hätte gebremst und die Spur gewechselt. "Als ich dann versucht habe, die Berührung zu vermeiden, haben meine Reifen blockiert. Er kam näher und ich konnte nirgends mehr hin."
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So sah es letztlich aus, als wäre Ricciardo der Übeltäter gewesen, weil er Vettel scheinbar aus der Kurve drängt. Auf die Täuschung fiel sogar Rennlegende Niki Lauda herein. Er forderte für die Szene eine Fünf-Sekunden-Strafe gegen den Red Bull (den er für Max Verstappen hielt), als er sie während eines TV-Interviews vorgespielt bekam. Für Ricciardo gab es aber nie einen Zweifel an der Schuldfrage oder der Legalität der Vettel-Aktion: "Ich bin direkt zu den Interviews und habe frei von der Seele geredet", betont er, dass er schon sofort nach dem Aussteigen eine Sanktion forderte.
Vettel beschreibt Ricciardo-Aktion als extrem aggressiv
Vettel habe das Podium "nicht verdient", ließ er die Reporter wissen. "Als ich später zurück war, habe ich die TV-Bilder gesehen. Es war exakt so, wie ich es beim Fahren wahrgenommen hatte", betont Ricciardo. "Trotzdem hat der Kampf Spaß gemacht. Am Ende ist es schöner, Jäger zu sein, als nur für sich selbst zu kämpfen. Das Rennen ist zum Leben erwacht. Klar, es gab früher solche Fälle, aber jetzt steht es Schwarz auf Weiß da. Ich liebe gutes Racing, aber es war nicht korrekt."
Früher heißt: Vor der so genannten "Verstappen-Regel". Auch wenn es um den Teamkollegen geht, befürwortet Ricciardo die Novelle. "Wenn man so spät noch zur Seite zieht, bringt man sich selbst in eine schlechte Position. Wenn man so etwas tut, korrigiert man nur den Fehler, dass man nicht früher verteidigt hat", sagt er. Berührungen fände er in Ordnung, nicht aber einen Richtungswechsel beim Bremsen. Sebastian Vettel sah die Sache - noch vor der Bestrafung - natürlich ganz anders.
Der Ferrari-Pilot spricht davon, nach einem schlechten Ausgang aus Kurve drei damit gerechnet zu haben, dass Ricciardo die Lücke suchen würde. "Er springt sogar rein, wenn er den Rest der Kurve nicht schafft", beschreibt Vettel seinen Ex-Teamkollegen als aggressiven Überholer, mit dem er schon zuvor das eine oder andere Hühnchen zu rupfen hatte - etwa in dieser Saison in Barcelona. "Ich habe ihm genug Raum gelassen, aber es war sehr spät. Wir haben beide die Kurve gerade so bekommen, aber es ist nicht gut, wenn die Autos sich berühren, weil sie dafür nicht gebaut sind."
Ricciardo bekam sein Podium übrigens doch noch. Als es in Mexiko-Stadt schon dunkel war und alle Zuschauer auf dem Weg nach Hause im Stau feststeckten, kletterte der weiter grinsende Red-Bull-Pilot gemeinsam mit Max Verstappen, seinem frisch überreichten Pokal und einigen Fotografen doch noch auf das Treppchen. "Ich bin natürlich glücklich, klar", sagt Ricciardo. "Die Punkte tun mir für die Fahrer-WM gut." Im Kampf um Rang drei hat er - wie sollte es anders sein - Vettel abgehängt.