Sebastian Vettel über Hamilton-Blockade: "War meine Schuld"

Wie Sebastian Vettel die Q2-Blockade an Lewis Hamilton selbst gesehen hat, wieso Mercedes keine Strafe fordert und weshalb Ferrari Kritik einstecken muss

von Sven Haidinger · 30.10.2016 00:41

(Motorsport-Total.com) - Normalerweise ist es Sebastian Vettel selbst, der sich über Funk beschwert, von Nachzüglern aufgehalten zu werden. Doch im Q2 von Mexiko stand der Ferrari-Pilot in der Zielkurve plötzlich selbst im Weg herum und kostete ausgerechnet WM-Herausforderer Lewis Hamilton Zeit. "Er hat mich blockiert", schimpfte der Mercedes-Star über Funk. Vettel wurde nicht bestraft, nimmt aber die Schuld auf sich: "Lewis hat recht. Es war im Endeffekt meine Schuld, aber Gott sei Dank war seine Runde davon nicht allzu sehr betroffen und er konnte locker ins Q3 kommen."

Sebastian Vettel hielt Lewis Hamilton in der Stadion-Passage auf

Doch wieso passte Vettel eingangs der Zielkurve nicht besser auf? "Ich wusste nicht, dass noch ein Auto kommt und habe mich auf meine Runde konzentriert", erklärt der Heppenheimer, der über Platz sieben schwer enttäuscht war, wie er den Zwischenfall im Cockpit erlebte. "Im letzten Moment habe ich ihn im Spiegel gesehen."

Während Vettel abgelenkt war, wurde er auch von seinem Renningenieur Riccardo Adami nicht gewarnt, dass der WM-Zweite in einer schnellen Runde von hinten kommt. "Sorry, Seb", meinte der Italiener sofort via Funk. Und Vettel reagierte: "Ja, du hast mir das nicht gesagt." Nach dem Qualifying fordert der viermalige Weltmeister mehr Aufmerksamkeit von Seiten des Kommandostands: "Ich habe direkt am Funk gesagt, dass da in Zukunft aufgepasst werden muss."

Während Vettel die Schuld also auf sich nimmt, erhält er von anderen Rückendeckung. "Sebastian hat selber in den Funk an sein Team gebrüllt, ob die schlafen", sieht auch der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda den Fehler beim Team. "Sie hätten ihm das sagen müssen, dass Lewis kommt, so wie das alle Gescheiten hier in der Boxengasse machen."

Warum Mercedes nach dem Zwischenfall nicht gegen Ferrari vorgeht? "Weil es um nichts ging", erklärt der Österreicher, dessen Pilot den Aufstieg in Q3 schaffte und der schließlich die Pole holte. "In Anbetracht dessen wird sich Mercedes denken: Wir werden euch nicht zu hart pushen, denn Vettel startet ohnehin nur von Platz sieben", meint Paul di Resta gegenüber 'Sky Sports F1'.

Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert analysiert währenddessen gegenüber 'Sky Sports F1', dass Vettel wegen der speziellen Kurvenabfolge vor der Blockadeaktion kaum Chancen hatte, den Verfolger zu sehen. "Das ist schwierig, denn eingangs der Stadionpassage kann er den anderen nicht sehen", sagt er. "Für die Linkskurve in der Mitte des Stadions gilt das Gleiche. Erst beim Ausgang sieht er den anderen, aber dann ist es zu spät."

Hamilton musste also die Ideallinie verlassen. "Hätte auch Sebastian nach innen fahren können?", fragt Herbert. "Ja. Hätte er das tun sollen? Wahrscheinlich. Aber das hätte ihn anfangs seiner schnellen Runde beeinträchtigt." Es war übrigens nicht das einzige Mal im Mexiko-Qualifying, dass sich Vettel zur falschen Zeit am falschen Ort befand: Auch Daniel Ricciardo musste dem Ferrari in Q3 ausweichen. Auf die Frage seines Renningenieurs, ob er blockiert wurde, meinte der Red-Bull-Pilot: "Ich denke, dass das ein bisschen etwas ausgemacht hat." Die Rennkommissare drückten erneut ein Auge zu.