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Vettel in Austin: Safety-Car durchkreuzt Podium-Strategie
Sebastian Vettel (P4) wollte in Austin mit alternativer Strategie aufs Podium, wurde jedoch vom Virtuellen Safety-Car gebremst - Keine Schuld an Hülkenberg-Crash?
(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel verpasst im Grand Prix der USA das Podium mit seinem vierten Platz knapp. Der Deutsche war in eine Kollision am Start verwickelt, hatte Probleme mit seinem Heckflügel und profitierte am Ende noch vom Ausfall des eigenen Teamkollegen Kimi Räikkönen. Mit einer ungewöhnlichen Dreistoppstrategie sicherte er sich zwölf Punkte.
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Sebastian Vettel muss sich in Austin mit dem vierten Platz zufriedengeben Zoom Download
"Unsere Ansprüche sind höher", stellt der viermalige Weltmeister gleich nach dem Rennen klar. "Heute war es besser als gestern. Heute hat uns auf Red Bull deutlich weniger gefehlt, vor allem zum Schluss hin mit gebrauchten Reifen", streicht er aber auch positive Aspekte hervor. Im Qualifying lag Vettel eine halbe Sekunde hinter den Bullen, auf Mercedes fehlten ihm bereits 1,3 Sekunden.
Nach dem Start konnte der Ex-Champion, der auf Supersoft losgefahren war, keine Position aufholen, er blieb vorerst Sechster. Dabei war er in eine Kettenreaktion in der ersten Kurve mit Nico Hülkenberg involviert. Er berührte den Force India, der wiederrum den Williams von Valtteri Bottas touchierte. Vettel wurde für den Vorfall nicht zur Verantwortung gezogen, es gab keine Strafe - doch Landsmann Hülkenberg, dessen Rennen daraufhin beendet war, ärgerte sich über den Ferrari-Fahrer.
Vettel kann die Anschuldigungen nicht nachvollziehen. "Ich habe nicht so viel davon mitbekommen, als ich auf die Bremse getreten bin, habe ich mich auf die Autos vor mir konzentriert. Neben mir war keiner. Ich habe nur den Schlag gespürt und zum Glück war nichts am Auto kaputt und ich konnte weiterfahren", rechtfertigt er sich und erklärt, dass er sich gegen die Red Bull am Ausgang von Kurve 1 gut positionieren wollte. "Ich war überrascht, dass wir keinen Schaden hatten."
Nachdem er ohne Probleme weiterfahren konnte, duellierte sich Vettel mit Verstappen um Position fünf hinter den Mercedes', Ricciardo und Räikkönen. Er kam am Red Bull auf dem Soft jedoch nicht vorbei. "Es hat sich zunächst nicht so gut angefühlt, als ich mich gegen Max nicht durchsetzen konnte. Ich bin ein bisschen abgefallen", schildert der Heppenheimer.
Nachdem alle Toppiloten in den Runden acht bis zwölf an die Box kamen, übernahm Vettel vorerst die Führung von Lewis Hamilton. Er blieb auf seinem Supersoft bis Runde 15 auf der Strecke - der längste erste Stint aller Topfahrer. "Die Reifen haben dann wieder besser funktioniert. Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon langsamer gemacht und habe die Reifen geschont. Jeder fuhr in Runde acht oder neun rein, es machte also keinen Sinn als Letzter dieser Gruppe auch reinzufahren, weil man dann dahinter rauskommt. Also wollten wir etwas anderes probieren", erklärt er die alternative Strategie.
Vettel: Stopp unter VSC hätte zehn Sekunden gebracht
Auf dem sechsten Platz reihte sich der Ferrari wieder ein. "Der Mittelstint war sehr gut", analysiert Vettel. Er konnte auf Räikkönen aufschließen, der Finne fuhr auf älteren Softs und fühlte sich auf der gelben Mischung nicht so wohl. Eine Teamorder wäre zu diesem Zeitpunkt laut Vettel jedoch nicht angebracht gewesen: "Nein. Ich denke, er litt sowieso durch seine Reifen. Er ist etwas zurückgefallen. Wir hatten einfach frischere Reifen und ich war, glaube ich, rund acht Zehntel schneller. Es war sehr eng, als er in die Box fuhr. Ein, zwei Runden später hätte ich ihn überholen können." Der Finne wechselte schlussendlich in Runde 25.
Vor dem Virtuellen Safety-Car (ausgelöst von Verstappen) kam Vettel in Runde 30 zum zweiten Mal zum Boxenstopp, was sich später als Fehlentscheidung entpuppen sollte. Diesmal tauschte er den Soft gegen einen frischen Medium-Reifen ein. Er reihte sich danach wieder hinter Teamkollegen Räikkönen ein. "Wir hatten die Gelegenheit, mit dem Medium bis zum Ende durchzufahren und vor Max zu laden, weil er beim Boxenstopp ein Problem hatte", erklärt der WM-Vierte. Jedoch durchkreuzte das Virtuelle Safety-Car diese Überlegung: "Hätten wir das gewusst, wären wir natürlich erst dann an die Box gefahren", gibt er im Nachhinein zu.
Ein Reifenwechsel in der Gelb-Phase hätte sogar das Podium bedeuten können, glaubt Vettel. Laut dem Deutschen hätte er so rund zehn Sekunden sparen und gegen Ende noch auf Daniel Ricciardo aufschließen können. "Das hätte uns in den Kampf um das Podium gebracht, aber das hätte nur mit viel Glück passieren können. Wir waren zu jenem Zeitpunkt zehn oder zwölf Sekunden hinter Daniel." Trotzdem sieht der Deutsche ein: "Der vierte Platz war heute das Maximum. Die Strategie ist am Ende nicht ganz aufgegangen."
Plötzlicher Strömungsabriss durch Probleme mit dem Heckflügel
Er muss mit dem vierten Rang zufrieden sein, vor allem wenn man die Probleme am Ende des Rennens in Betracht zieht. In Runde 36 beschwerte sich der Austin-Sieger des Jahres 2013 über das Fahrverhalten seines SF16-H. Als er darüber informiert wurde, dass es "ein paar Probleme" mit dem Heckflügel gebe, antwortete er schnippisch: "Ein paar ist gut..." Nach dem Rennen gibt er dann auch zu: "Ich war ziemlich brutal."
Er habe vor allem gegen Ende des Rennens Probleme bekommen. Im Live-Bild der Übertragung konnte man auch beobachten, wie er das ausbrechende Heck des Ferraris in den S-Kurven gerade noch abgefangen hat. "Es ist ziemlich überraschend, wenn man plötzlich Abtrieb verliert. Ich hatte ziemlich viel Glück, dass ich das Auto an dieser Stelle noch abfangen konnte. Das war ein ziemlich arger Rutscher." Eine Warnung an den viermaligen Weltmeister: "Danach habe ich ein bisschen langsamer gemacht, weil wir einen guten Abstand nach vorne und hinten hatten."
Fotostrecke: GP USA, Highlights 2016
50. Grand-Prix-Sieg für Lewis Hamilton - aber nur verhaltene Freude darüber: "Ist ganz okay", sagt der Mercedes-Star, im fünften Formel-1-Rennen in Austin zum vierten Mal erfolgreich. Sein Rückstand in der WM beträgt nun nur noch 26 statt 33 Punkte. Und drei Rennen sind noch zu fahren. Fotostrecke
Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene geht in seiner Medienrunde ebenfalls auf das Problem ein: "Auf dem Heckflügel haben sich einfach Gummiteile verfangen." Dies haben die Aerodynamik gestört und zu einem Strömungsabriss geführt, berichtet der Italiener. Zwar hätte Vettel auf dem Medium-Reifen das Rennen beenden können, doch entschied man sich ob der Probleme zu einem Sicherheitsstopp in Runde 54.
Weitere Punkte auf Red Bull verloren
"Er sagte, es sei nicht so einfach (zu fahren; Anm. d. Red.)", so Arrivabene. "Wir haben gesagt, dass er reinkommen solle. Wir haben den Heckflügel dann gereinigt." Außerdem holte sich Vettel für den Endspurt gebrauchte Supersofts ab. Der Abstand zu Carlos Sainz auf Platz fünf betrug zu jenem Zeitpunkt bereits 50 Sekunden. Mit dem neueren Reifensatz fuhr der Deutsche am Ende noch die schnellste Rennrunde.
Sein Fazit des Austin-Abenteuers: "Es war ein schwieriges Wochenende. Wir waren im Rennen konkurrenzfähiger als im Qualifying. Trotzdem waren wir einfach nicht schnell genug." Man habe ein paar Ideen, woran es hapert. Immerhin habe man schon früh in der Saison gemerkt, dass der Ferrari "unter bestimmten Bedingungen" nicht so gut funktioniere. "Daran haben wir gearbeitet und Fortschritte gemacht, aber natürlich gibt es noch viel Arbeit." Vor allem, wenn man Red Bull in der Team-Wertung noch abfangen möchte. Auch heute verlor man wieder wichtige Punkte. Der Abstand beträgt nun bereits 53 Zähler. Vettel konnte in der Fahrer-Tabelle zumindest Räikkönen überholen.