• 24. Oktober 2016 · 07:59 Uhr

Verstappen-Fiasko: Helmut Marko rügt das Enfant terrible

Mit den Reifen schlecht taktiert, den Boxenstopp vermasselt und dem Team Platz zwei gekostet: Verstappen hatte am Katastrophensonntag nicht an allem Schuld

(Motorsport-Total.com) - Dass Max Verstappen für alles andere steht als für langweilige Racing, wissen Formel-1-Fans nicht erst seit dem US-Grand-Prix am Sonntag. In Austin bot der Niederländer in 28 Runden, in denen er vor seinem Aus durch Getriebeschaden mitwirkte, aber eine besonders unterhaltsame Vorstellung - auch wenn das Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko in Anbetracht fehlenden Erfolges nicht schmeckte: "Bei Verstappen ist es leider überhaupt nicht gut gelaufen", grantelt der Österreicher.

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Max Verstappen kommt überraschend an die Box: Das Chaos war perfekt Zoom Download

Der Reihe nach: Am Start fiel der 19-Jährige von Position vier auf fünf zurück, um anschließend trotz der härteren Bereifung scheinbar mühelos von Sebastian Vettel im Ferrari wegzuziehen. Ein überraschend früher Boxenstopp brachte ihn in Schlagdistanz zu Kimi Räikkönen, den er mit einem sehenswerten Manöver kassierte. Wie so oft stimmte das Tempo bei Verstappen und die Einstellung ließ nicht zu wünschen übrig, als er im Kampf mit Nico Rosberg seine Pneus nicht schonen wollte.

"Ich bin doch nicht hier, um Vierter zu werden!", raunzte er seinen Renningenieur im Funk an, als der ihn einbremsen wollte. Auch im Nachgang war Verstappen überzeugt, dass er den Mercedes und Teamkollege Daniel Ricciardo hätte Paroli bieten können: "Ich hatte locker das Tempo, um mit den Jungs vorne mitzugehen", sagt er und verrät, dass er eigentlich schon früher hätte zurückstecken sollen. "Als Rennfahrer soll man nach vorne fahren", hadert Verstappen, "deshalb habe ich versucht, an Kimi vorbeizukommen als sie mir schon längst gesagt haben, ich solle die Reifen schonen."

Start misslungen, dann völlig übermotiviert

Klar, dass Aktionen wie diese Marko und Co. nicht schmecken: "Sein Start war nicht gut, dann hat er sich seine Reifen zu schnell kaputtgefahren", schüttelt die Red-Bull-Eminenz mit dem Kopf. Noch weniger gefiel dem Grazer, dass Verstappen in Runde 27 zur Überraschung seiner Crew die Box ansteuerte. Dass er sich zehn Sekunden vorher im Funk ankündigte, war da auch keine Hilfe mehr. Die Mechaniker saßen noch auf ihren Stühlen, es lagen keine Reifen für ihn parat und die Wagenheber waren noch mit Plastik abgedeckt. Das Chaos bei Red Bull war perfekt.


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Verstappen nimmt den peinlichen Fauxpas auf seine Kappe: "Sie haben mir gesagt, ich solle richtig Druck machen und ich hielt das für das Signal, an die Box zu kommen. Das war mein Fehler und nicht sehr clever." Offenbar kündigte er seinen Halt auch nicht über den dafür vorgesehenen Knopf am Lenkrad an und warnte verbal nur äußerst leise vor. Dass die Abfertigung in insgesamt 12,7 Sekunden relativ zügig vonstatten ging, hatte Red Bull einen anderen Boxenstopp-Panne zu verdanken - bei Daniel Ricciardo in Monaco.

Schlechter Parkplatz: Team und Technikpanne schuld

Als damals für den Australier die falschen Reifen bereitlagen und ein Grand-Prix-Sieg flöten ging, änderte das Team die Abläufe und verkürzte dabei die Vorbereitungszeit der Truppe, was sich am Sonntag ausgezahlt hätte - wären nicht zwei Runden später alle Mühen ohnehin umsonst gewesen. Verstappens Auto rumpelte auf der Gegengeraden wie ein Einkaufswagen auf Kopfsteinpflaster. Das Getriebe hatte den Geist aufgegeben, er humpelte nur noch über den Kurs zurück an die Box.

Er schlich an mehreren Notausgängen vorbei und stand einigen Konkurrenten unbeabsichtigt im Weg. "Ich hätte früher anhalten können, aber das Team hat mir gesagt, ich solle weiterfahren. Ich habe sie aber über ein ernsthaftes Problem informiert", klärt Verstappen auf. Dann kam doch die Anweisung zum vorzeitigen Feierabend und Red Bull schoss sich ein Eigentor. Weil sich das Auto nicht wegschieben ließ, kam das Virtuelle Safety-Car, das Ricciardo Rang zwei kostete.

"Das Auto ist steckengeblieben, obwohl es im Leerlauf war. Normalerweise drückt man dann den Knopf oben, aber er hat nicht funktioniert - sonst ist das Auto schnell im Notausgang", schildert Verstappen die Szene, in der sich viel Pech zu großem Unheil summierte. Es war das unheilvolle Ende eines Wochenendes, an dem das neue Enfant terrible der Formel 1 von Anfang an einstecken musste. Erst im Fahrerbriefing für seine Verteidigungsmanöver, dann auch noch von der FIA.

Für Alexander Wurz ist Verstappens Einstellung einerseits beneidens-, anderseits bedauernswert. "Er ist nicht gekommen, um Freunde zu finden. Aber es ist schwierig, das über eine ganze Karriere hinweg durchzustehen. Ich hoffe für ihn, dass es ihm nicht irgendwann zu schaffen macht, dass er sich so positioniert, dass er im ganzen Fahrerfeld isoliert ist", meint der Ex-Pilot im 'ORF', traut Verstappen das Dasein als Einzelkämpfer aber zu: "Man braucht hier keine Freunde, aber wenn es schlecht geht, dann wird es hart. Er kann jetzt nicht mehr retour, aber er hat auch das Zeug dazu."

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