• 22. Oktober 2016 · 22:30 Uhr

Rekordrunde: So holte Lewis Hamilton seine erste Austin-Pole

Lewis Hamilton umrundet den Circuit of The Americas im Qualifying schneller als je ein Mensch zuvor - Doch wie wichtig ist die Pole-Position in Austin überhaupt?

(Motorsport-Total.com) - Ein dickes Ausrufezeichen von Lewis Hamilton: Der Weltmeister umrundete den Circuit of The Americas im Qualifying in 1:34.999 Minuten und lieferte damit die schnellste Runde ab, die je auf dem CoTA gedreht wurde. Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg musste sich mit 0,216 Sekunden Rückstand mit Rang zwei begnügen. Dabei hatte der Deutsche durchaus realistische Chancen auf die Pole-Position, wie ein Blick auf die einzelnen Sektorenzeiten im Qualifying beweist.

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Lewis Hamilton steht am Sonntag zum ersten Mal auf der Pole in Austin Zoom Download

Tatsächlich war Rosberg in den Sektoren zwei und drei schneller als Hamilton. In Sektor eins nahm ihm der Weltmeister allerdings fast drei Zehntel ab - zu viel für Rosberg. "Es hat heute leider nicht sein sollen. Ansonsten ist aber eigentlich alles im Qualifying gut gelaufen", berichtet der WM-Leader und erklärt: "Ich fühlte mich wohl und habe ein paar gute Runden rausgehauen. Lewis war einfach schneller, im ersten Sektor hat er es rausgeholt."

"Das ist ein bisschen schade, aber wir wissen, dass das Qualifying in diesem Jahr nicht alles ist. Von daher habe ich morgen auch beste Chancen, das Rennen von Platz zwei aus zu gewinnen. Das ist auch mein Anspruch, das werde ich versuchen", gibt sich Rosberg angriffslustig. Allerdings konnte der Deutsche auf dem CoTA - im Gegensatz zu Hamilton, der hier bereits dreimal erfolgreich war - noch nie gewinnen.

"Ich fühle mich großartig. Es ist meine erste Pole hier, nachdem ich es viele Jahre vergeblich versucht habe. Ich bin sehr, sehr glücklich", freut sich Hamilton und erklärt: "Ich war hier immer schnell, aber aus irgendeinem Grund brachte ich es im Qualifying nicht perfekt zusammen. Kurve 1 war immer mein Schwachpunkt. Jedes Jahr habe ich daran gearbeitet, aber ich habe es nie richtig hinbekommen. An diesem Wochenende hat es geklappt."

Umgekehrte Vorzeichen bei Mercedes

Kurios: 2014 und 2015 stand Rosberg in Austin auf der Pole, doch der Sieg ging jeweils an Hamilton. In diesem Jahr sind die Vorzeichen nun genau umgekehrt. "Lewis hat es fantastisch gemacht. Wenn er nur Zweiter geworden wäre, dann wäre es morgen für ihn schwieriger geworden", erklärt Niki Lauda und Toto Wolff ergänzt: "Lewis hat (im zweiten Versuch in Q3; Anm. d. Red.) richtig zugelegt. Auch im letzten Sektor war er dann unheimlich schnell."

"Insgesamt haben sie sich gegenseitig wieder zu einer Höchstleistung gepusht. Der Vorsprung auf Red Bull ist sieben oder sogar acht Zehntel. Am Ende war es einfach wieder eine 'Hamilton-Runde'", lobt Wolff, der sich allerdings auch bewusst ist, dass bei Rosberg ebenfalls "mehr drin gewesen" wäre. Bereits im ersten Versuch in Q3 patzte der Deutsche in der ersten Kurve, und auch im zweiten Anlauf bekam er den ersten Sektor nicht optimal hin.

Für Wolff dürfte es ohnehin das Wichtigste sein, dass seine beiden Silberpfeile am Sonntag wieder auf den Startplätzen eins und zwei stehen. "Ich bin relaxed. Wir haben die Meisterschaft ja eigentlich schon eingetüet", gibt sich der Österreicher bei 'Sky' ganz entspannt und erklärt: "Jetzt wollen wir ihnen einfach nur zwei haltbare Autos geben." Das klappte im Qualifying zumindest zu 99 Prozent.

Merkwürdiges Problem bei Hamilton

Denn ausgerechnet vor seinem entscheidenden Versuch in Q3 meldete Hamilton ein Problem mit der Gangschaltung. Letztendlich konnte der Brite seine Runde aber problemlos absolvieren und seine Fabelzeit in den Asphalt brennen. Nach dem Qualifying erklärt der Pole-Setter, dass es kein generelles Problem an seinem Boliden gebe. Trotzdem dürfte am Sonntag eine gewisse Angst bei Hamilton mitfahren, denn vor allem die Erinnerung an den Motorschaden in Malaysia ist noch ziemlich frisch.


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Sollte Mercedes das Rennen allerdings ohne technische Defekte überstehen, ist ein weiterer Doppelerfolg ziemlich wahrscheinlich. "Der Vorsprung im Qualifying ist größer, als wir erwartet hatten", zeigt sich Wolff von der Red-Bull-Leistung überrascht. Er ergänzt jedoch: "Allerdings waren die Longruns von Red Bull schnell. Schauen wir morgen..." Daniel Ricciardo hatte auf Platz drei mehr als eine halbe Sekunde Rückstand auf die Hamilton-Bestzeit.

Auf die leichte Schulter wird man das Rennen aber keinesfalls nehmen. "Red Bull hat die Strategie gesplittet. Das macht es schwieriger für uns, weil es ihnen mit beiden Autos mehr Möglichkeiten gibt. Wir wollen die Strategie aber bei beiden Fahrern gleich haben, um nicht in die Meisterschaftsentscheidung einzugreifen", erklärt Wolff. Während am Sonntag beide Mercedes-Piloten auf den weichen Reifen starten, setzt Red Bull nur bei Verstappen auf Soft und bei Ricciardo auf Supersoft.

Entscheidung schon beim Start?

Und dann sind da ja noch die Starts, die in dieser Saison - wie auch zuletzt in Suzuka - nicht immer problemlos über die Bühne gingen. "Das ist ein bisschen unsere Achillesferse, aber Nico hat es in den vergangenen Rennen gut hinbekommen. Ich hoffe, dass es bei Lewis auch gut klappt, und dass sie es dann auf der Strecke ausfahren", erklärt Wolff, und Hamilton selbst ergänzt: "Wir haben in den letzten Wochen hart gearbeitet, um uns in verschiedenen Bereichen zu verbessern."

"Ich habe am gesamten Wochenende Starts geübt, also habe ich für morgen ein gutes Gefühl", gibt sich der Weltmeister optimistisch und verrät: "Die Unterstützung durch die Fans ist hier großartig. Außerdem sind einige Freunde und meine Familie da." Klar ist, dass Hamilton das Rennen unbedingt gewinnen muss. Schließlich liegt er in der WM vier Rennen vor Ende der Saison 33 Punkte hinter Rosberg.

Aus eigener Kraft kann der Brite damit in diesem Jahr nicht mehr Weltmeister werden. Er muss auf Ausrutscher von Rosberg hoffen, dem sogar vier zweite Plätze sicher zum Titel reichen würden. Niki Lauda warnt den WM-Leader allerdings davor, ab sofort nur noch auf Ergebnis und nicht auf Sieg zu fahren. "Nein, das kann er nicht machen", sagt Lauda und stellt klar: "Nico muss attackieren und versuchen zu gewinnen."

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