Red Bull überrascht: Klarer Vorsprung im Duell mit Ferrari
Red Bull ist mit der Qualifikation in Austin zufrieden, weil man Ferrari deutlich in die Schranken weisen konnte - Daniel Ricciardo mit Taktikkniff zum Rennsieg?
(Motorsport-Total.com) - Red Bull kommt seinem Hauptziel für die Formel-1-Saison 2016 immer näher. Beim Qualifying zum Großen Preis der USA stellten Daniel Ricciardo und Max Verstappen ihre Boliden in die zweite Startreihe und waren damit deutlich schneller als die direkte Konkurrenz von Ferrari, für die nur die dritte Startreihe blieb - im Kampf um Rang zwei der Konstrukteurs-WM sieht es damit für die Bullen immer besser aus.
Nach ganz vorne war aber wieder einmal nichts möglich, obwohl es nach dem dritten Freien Training noch machbar erschien, doch Mercedes drehte erneut auf und war nicht zu bezwingen. "Wir haben erwartet, dass es so läuft", erklärt Daniel Ricciardo, der heute die teaminterne Oberhand hatte. "Wir waren zwar nicht nah an Mercedes dran, aber wir haben schon erwartet, dass sie schwierig zu schlagen sein werden", sagt er. "Wir haben aber ein gutes Polster gegenüber Ferrari und das Auto hat gut funktioniert."
Ricciardo holte wieder einmal das Maximum aus seinem RB12 heraus, hatte aber schon mehr als eine halbe Sekunde Rückstand auf die Pole-Position. "Meine Runde war ziemlich gut und sauber", resümiert er. "Die letzte Kurve war vielleicht ein wenig unsauber, aber wenn man die Lücke zu Nico und Max anschaut, dann hätte ich es nicht besser machen können."
Teamkollege Max Verstappen hatte zumindest von sich selbst ein wenig mehr erwartet, wie er zugibt: "Die letzte Runde war nicht fantastisch. In der letzten Kurve hatte ich enormes Übersteuern", schildert er, ist aber glücklich, dass er es in die zweite Startreihe geschafft hat, denn in Q2 halste er sich ein wenig zusätzlichen Druck auf, weil er wie Mercedes mit Soft statt mit Supersoft durchkommen wollte, um am Start eine andere Taktik fahren zu können.
Red Bull splittet die Taktik
"Ich musste eine gute Rundenzeit fahren, und glücklicherweise war es gut genug", sagt der Niederländer, der in Q2 sogar vier Zehntelsekunden Puffer zum Ausscheiden hatte. "Max hat einen großartigen Job gemacht, eine Zeit zu fahren, die unter dem Cutoff lag", lobt auch Teamchef Christian Horner, der sich mit dem heutigen Ergebnis anfreunden kann. Mercedes sei mit seinem Qualifying-Modus, der mehr Leistung verschafft, ohnehin nicht zu bezwingen, von daher liegt man bei Red Bull im Soll.
Für morgen träumt man beim Rennstall aber schon davon, den dritten Saisonsieg herausfahren zu können. Die Longrunzeiten waren am Freitag wie gewohnt stark, zudem kann man Mercedes vielleicht über die Taktik herausfordern. Denn während Nico Rosberg und Lewis Hamilton auf den Softreifen starten werden, beginnt Daniel Ricciardo mit Supersoft, der schon am Start einen guten Vorteil bringen könnte.
Kommt der Australier mit mehr Grip vor die Silberpfeile, kann er sie vielleicht taktisch ein wenig diktieren - und wenn nicht, dann ist man mit der gesplitteten Strategie zumindest auf der sicheren Seite. Die Auswahl haben übrigens die Fahrer selbst getroffen. Weil Verstappen eher mit dem Soft zufrieden war und sich Ricciardo mit Supersoft wohler bei den Longruns fühlte, wählten die beiden die unterschiedliche Taktik.
Ferrari im Blick, alles andere ist Zubrot
"Es ist immer gut, wenn man zwei Eisen im Feuer hat", weiß Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko. Teamchef Horner stimmt zu: "Bei gleicher Strategie können wir Mercedes wahrscheinlich nicht schlagen, aber wenn wir etwas anderes probieren und die anderen gegeneinander kämpfen, dann können wir vielleicht profitieren", erklärt er die Überlegungen hinter dem Strategiespiel. Bei Mercedes gibt man sich übrigens unbesorgt: Dort hält man den Start mit Soft für die bessere Variante.
Und während man bei Mercedes voll auf den Titelkampf fokussiert ist, will man bei Red Bull den Spielverderber markieren - aber nur in der Nebenrolle: "Für uns ist die WM-Entscheidung egal. Wir wollen schauen, dass für uns das bestmögliche Resultat herausschaut", betont Marko. Und dafür wäre es am besten, möglichst viele Punkte auf Verfolger Ferrari herauszufahren, die heute geschwächelt haben.
"Die sind fünf Zehntel hinter Ricciardo, das ist überraschend", findet Helmut Marko. "Sebastian Vettel sagte gestern, dass wir heute einen anderen Ferrari sehen würden, aber den haben wir nicht gesehen", unkt der Österreicher und gibt den Plan für das Rennen aus: "Uns überrascht, dass wir so klar vor Ferrari sind, aber das Hauptziel ist Platz zwei in der Konstrukteurs-WM. Wenn sich nach vorne irgendetwas ergibt, sind wir aber da."