• 09. Oktober 2016 · 13:46 Uhr

Ferrari zu langsam: Taktikpoker wird zum Bumerang

Sebastian Vettel ging bei der Strategie großes Risiko ein und verlor sein Podium im Überrundungsverkehr, wäre aber ohnehin chancenlos gewesen - Räikkönen bedient

(Motorsport-Total.com) - Im Qualifying sah es noch so aus, als sei Ferrari wieder die zweite Kraft in der Formel 1. Doch das Rennen zum Japan-Grand-Prix am Sonntag sprach eine andere Sprache: Als Vierter und Fünfter ließen sich Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen zumindest von einem Red-Bull-Piloten schlagen, Mercedes erkannten sie nicht einmal mehr mit dem Fernglas. Nach der Zieldurchfahrt hatten beide nicht das Gefühl, das Optimum aus ihren Möglichkeiten gehabt zu haben. Und Vettel ärgerte sich.

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Sebastian Vettel alleine auf weiter Flur: Nur so war der Ferrari einigermaßen schnell Zoom Download

Nach dem Start von Rang sechs ging es drei Plätze nach vorne und in Runde zwölf auf den Hard-Reifen. Von hinten kam Lewis Hamilton im Mercedes immer näher. Ferrari hatte das Gefühl, auf den Druck reagieren zu müssen und dachte darüber nach, Max Verstappen noch zu kassieren. "Wir wollten länger draußen bleiben und etwas probieren, um gegen Ende zurückzukommen", erklärt Vettel. Die Scuderia holte ihn im 34. Umlauf an die Box - und zog überraschend weiche Reifen auf.

"Das Ziel war Platz zwei, nicht drei", unterstreicht Vettel. Doch Verstappen war mit starken Runden auf frischen Gummis so schnell unterwegs, dass der Deutsche ihn bei der Ausfahrt aus der Box schon gar nicht mehr sah. Dafür bog er direkt hinter Hamilton auf die Ideallinie. "Lewis' Outlap war sehr gut. Ich bin währenddessen in den Verkehr geraten. 1,5 Sekunden waren am Anfang der Runde futsch, weil ich nicht vorbeikam", hadert Vettel mit den Überrundungen. Besonders mit einer.

Pascal Wehrlein im Manor musste sich Handzeichen und Funkbeschwerde gefallen lassen, doch Vettel lässt nach dem Rennen Milde walten. "Ich hatte das Pech, dass ich immer in den Kurven auf sie aufgelaufen bin, wo es für sie schwierig ist, aus dem Weg zu gehen", sagt er und erinnert sich an das Manöver gegen seinen Landsmann in der Haarnadel: "In Kurve 11 gibt es schon so wenig Grip, da habe ich nochmal Zeit verloren. Insgesamt dürften es dann vier Sekunden gewesen sein."


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Weil Hamilton auf Hard schneller war als Vettel auf Soft, war das Duell entschieden, ehe es jemals begonnen hatte - und Ferraris spontan umdisponierte Strategie nach hinten losgegangen. "Der Reifen ist einfach zu schnell verschlissen. Aber es hätte gegen ihn ohnehin kein Halten gegeben. Der Abstand zum Podium war zu groß. Auch die Hinterbänkler haben letztlich keinen Unterschied gemacht." In Anbetracht seines nach wie vor zu langsamen Autos erkennt der Heppenheimer keinen Taktikfehler: "Es war doch richtig, das Risiko einzugehen, auch wenn der Nutzen fraglich ist."

Kimi Räikkönen zeigte sich nach einem Qualifying mit Platz drei, das ihm bereits am Vormittag ein Getriebewechsel samt Startplatzstrafe ruinierte, deutlich geknickter: "Ziemlich enttäuschend. Das Wochenende war aber völlig in Ordnung", lautet die gespaltene Bilanz des Finnen. Er erkennt das Hauptproblem darin, dass er nach einem durchwachsenen Start ständig hinter Konkurrenten hing: "Schon Start hatte ich keinen Platz, um irgendwo hinzufahren. Es war dann schwierig, wenn ich hinter jemanden war. Aber wenn wir freie Fahrt hatten, war unser Tempo gut." Nur bewerkstelligte Ferrari das mit einem frühen zweiten Boxenstopp und einem langen Schlussstint auf Hard nicht.

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