• 08. Oktober 2016 · 09:03 Uhr

Formel 1 Suzuka 2016: Rosberg holt im Tausendstel-Krimi Pole!

Nico Rosberg holt zum dritten Mal hintereinander die Pole in Suzuka, Lewis Hamilton ist diesmal mit P2 zufrieden - Red Bull unterliegt Ferrari in der 130R

(Motorsport-Total.com) - Aller guten Dinge sind drei: Nico Rosberg wartet noch immer auf seinen ersten Sieg beim Grand Prix von Japan in Suzuka (Formel 1 2016 live im Ticker), aber im Qualifying sicherte er sich zumindest schon mal seine dritte Pole-Position auf der anspruchsvollen Traditionsstrecke. Der WM-Leader (23 Punkte Vorsprung) verwies seinen Teamkollegen Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen (Ferrari) in einer spannenden Entscheidung auf die Plätze.

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Lewis Hamilton, Polesetter Nico Rosberg und Kimi Räikkönen in Suzuka 2016 Zoom Download

"Es läuft schon das ganze Wochenende gut. Die Balance stimmt und ich fühle mich einfach wohl", strahlt Rosberg. Aber Q3 war eine dramatische Angelegenheit: Zuerst fuhr Hamilton, bis dahin stets langsamer, eine Bestzeit von 1:30.758 Minuten. Damit war er im ersten Run plötzlich um 0,195 Sekunden schneller. "Nico", erklärt Mercedes-Sportchef Toto Wolff, "hat sich auf dem ersten Satz nicht wohlgefühlt. Da haben sie mit dem Reifen etwas probiert."

Aber als die Pole-Position ausgefahren wurde, war er dann "richtig schnell" (Wolff). Zwar war Rosberg im ersten Sektor noch um 0,008 Sekunden langsamer als Hamilton, aber auf der Ziellinie hatte er die Nase um 0,013 Sekunden vorne! "Dieses Wochenende geht mir nicht so leicht von der Hand wie das letzte", seufzt der Suzuka-Sieger von 2014 und 2015, der zuletzt den Grand Prix von Malaysia bis zu seinem Motorschaden dominiert hat.

Hamilton ließ nach dem dritten Freien Training das Setup umbauen. Tatsächlich lief es dann etwas besser: "Ich bin happy damit, so nahe dran zu sein", nimmt er den zweiten Platz gelassen hin. Kein Wunder: Auch in den vergangenen beiden Jahren stand jeweils Rosberg auf Pole und er auf Platz zwei, am Ende hatte er dann trotzdem das bessere Ende für sich. Rosberg weiß: "Der Start wird morgen wichtig. Es geht bergab, das macht es noch schwieriger."

Hinter den beiden Silberpfeilen steht diesmal Räikkönen. "Es ist das gleiche Auto wie vergangene Woche. Mich überrascht, wie schnell es hier war", knurrt der "Iceman", der sich schon gestern darüber gewundert hatte, wie ein derart schlecht ausbalanciertes Auto so schnell sein kann. Räikkönen stellt im Qualifying-Stallduell gegen Sebastian Vettel auf 7:10. Auf der Stoppuhr hatte er heute 0,079 Sekunden Vorsprung.

"Das ist ein sensationelles Teamergebnis", freut sich Vettel (wegen Grid-Strafe Siebter der Startaufstellung), "und zwar auf einer Strecke, auf der man uns nachgesagt hat, dass wir keine Chance haben, weil unser Auto so schlecht ist. So schlecht kann es nicht sein!" Perfekt ist es aber auch nicht: "Ich hatte Untersteuern. Das müssen wir noch loswerden, denn das tut einem im ersten Sektor, in dem es so viele schnelle Kurven gibt, richtig weh", hält Räikkönen fest.

Überraschend: Ferrari war im zweiten Q3-Run um zwei Zehntelsekunden schneller als Red Bull. Nach dem ersten Versuch waren die beiden Teams noch innerhalb von 0,056 Sekunden (!) gelegen. Analysiert man die besten Sektoren, war Red Bull - vor allem Max Verstappen (5./+0,531) - nur in den S-Kurven superschnell. "In den langsameren Kurven", seufzt Verstappen, "hat es nicht funktioniert. Normalerweise sind wir dort sehr stark. Liegt vielleicht an den Temperaturen."

"Ich war auf den Geraden einfach langsamer", ärgert sich Malaysia-Sieger Daniel Ricciardo (6./+0,593) über die dritte Startreihe. Das Stallduell gegen Verstappen (Gesamtstand 9:4) hat er diesmal im ersten Sektor verloren: "Da wäre noch etwas drin gewesen." Teamchef Christian Horner analysiert: "Leider haben wir durch die 130R nicht die gleiche Power. Da haben wir zwei Zehntel in einem sehr kurzen Sektor liegen gelassen."

Hinter den Topteams klafft dann eine Lücke von sieben Zehntelsekunden zu Sergio Perez (7./Force India), der in der Q3-Entscheidung auf die Tausendstelsekunde gleich schnell war wie Romain Grosjean (Haas), seine Runde aber früher fuhr und daher auf dem sechsten Startplatz steht. Nico Hülkenberg (Force India/+1,495) wurde Neunter und liegt im teaminternen Qualifying-Duell mit 8:9 im Hintertreffen. Esteban Gutierrez (Haas/+1,900) wurde Zehnter.

Hülkenberg, der Perez dieses Wochenende eigentlich im Griff hatte, beschwerte sich in Q2 erstmals: "Das Auto entwickelt mehr und mehr Untersteuern. Das ist nicht gut." Da war er noch um 37 Tausendstelsekunden schneller als der Mexikaner, und vor allem reichte es, um beide Williams vor dem Top-10-Finale auszuschalten. Valtteri Bottas und Felipe Massa starten morgen aus der sechsten Startreihe, unmittelbar vor den beiden Toro Rossos.

Teamintern war bei den "Jungbullen" diesmal Daniil Kwjat um 0,062 Sekunden schneller. Das muss man jedoch relativ sehen: Carlos Sainz leistete sich in der entscheidenden Q2-Phase einen Dreher in der Spoon-Kurve, wenngleich festgehalten werden muss, dass er schon bis dahin im ersten Sektor nicht auf persönlichem Bestzeitkurs war. Hinzu kommt, dass Sainz am Vormittag wegen eines technischen Problems nur drei Runden fahren konnte.

Eine bittere Enttäuschung setzte es ausgerechnet im Honda-Land Japan für das McLaren-Team: Jenson Button schied mit der alten Antriebs-Ausbaustufe schon in Q1 aus (17.), Fernando Alonso mit der neuen dann in Q2 (15.). Die Renaults (P16/18) konnten ebenfalls nicht an das sensationelle Abschneiden in FT3 anknüpfen. Und Pascal Wehrlein (22.) verlor zum zweiten Mal hintereinander das Manor-Stallduell gegen Esteban Ocon.

0,208 Sekunden lagen zwischen den beiden Mercedes-Junioren. Wehrlein sucht nicht nach Ausreden: "Am Ende hat's nicht funktioniert, mit dem dritten Reifensatz meine Runde zu verbessern", sagt er. Allerdings sei am gesamten Wochenende "der Wurm drin" gewesen, mit einer Vielzahl technischer Probleme. Und er begann das Qualifying im Wissen um eine Grid-Strafe: "Klar konzentriert man sich auf die Longruns, wenn man um fünf Plätze nach hinten muss."

Für das Rennen rechnet nun nicht nur Vettel mit einem "engen Kampf"; auch bei Mercedes wähnt man sich trotz der Doppel-Pole keineswegs in Sicherheit: "Auf den Longruns war es noch enger. Es droht Spannung", befürchtet Sportchef Wolff. Und Red-Bull-Boss Horner meint: "Wir wissen, dass die anderen einen Qualifying-Modus haben, den sie aber nicht im ganzen Rennen nutzen können. Hoffentlich können wir im Rennen stärker sein."

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