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Rennvorschau Suzuka: Jetzt erst recht, Lewis Hamilton?
Nach dem Sepang-Pech steht Lewis Hamilton im Titelduell mit dem Rücken zur Wand: Wieso das in Suzuka seine Chance sein könnte und welche Rolle das Wetter spielt
(Motorsport-Total.com) - War Sepang schon die Vorentscheidung in der WM? Nach Lewis Hamiltons kapitalem Motorschaden, der seine Siegträume nach einem bis dahin perfekten Wochenende zunichte machte, führt Nico Rosberg nun fünf Rennen vor Schluss bereits mit 23 WM-Punkten Vorsprung. Er könnte sich also einen Ausfall leisten und wäre immer noch auf Augenhöhe mit Hamilton.
Doch wer den Briten jetzt abschreibt, der macht einen Fehler: Nachdem Hamilton in Sepang bereits Verschwörungstheorien, sein Bolide werde sabotierte, befeuerte, nahm ihn Niki Lauda mit seinem Privatjet mit nach Japan, um ihn wieder aufzurichten.
Jetzt klingt der dreimalige Weltmeister schon wieder ganz anders: "Ich werde meine innere Stärke nutzen, um an den nächsten fünf Rennwochenenden zurückzuschlagen. Wenn ich so eine Leistung zeige wie am vergangenen Wochenende und das Auto hält, dann ist für mich noch etwas drin."Nie zuvor hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff, dessen Team dieses Wochenende erneut den Konstrukteurs-Titel sicherstellen kann, Hamilton so konzentriert und hart arbeiten gesehen.
Mit der Wut im Bauch in den Titelkampf: Ein Vorteil?
Manchmal ist es sogar ein Vorteil, im Titelkampf mit dem Rücken zur Wand zu stehen: Frag nach bei Sebastian Vettel, der 2010 ähnlich wie Hamilton beim vorletzten Rennen einen sicheren Sieg in Südkorea durch einen Motorschaden verspielte und dann in Abu Dhabi nichts mehr zu verlieren hatte und besondere Kräfte abrufen konnte. Oder Kimi Räikkönen, der 2007 in Interlagos die Sensation schaffte und aus beinahe aussichtsloser Situation die beiden McLaren-Piloten im Titelkampf übertrumpfte.
Und dann wäre da noch die Tatsache, dass der anspruchsvolle Kurs in Suzuka Hamilton liegt. "Ich liebe die Strecke in Suzuka. In den vergangenen beiden Jahren war ich dort schnell unterwegs", sagt Hamilton, der Rosberg 2014 und 2015 im direkten Duell um den Sieg schlug und somit zwei Suzuka-Triumphe zu Buche stehen hat.
Rosberg jagt einem Sieg auf der Achterbahn hingegen noch nach: Abgesehen von zwei Podestplätzen und den zwei Pole-Positions gab es nicht viel Zählbares. "Daher sieht er Verbesserungspotenzial: "Dort ist es für mich bislang nie richtig gut gelaufen. Aber ich glaube, dass ich in dieser Saison gezeigt habe, dass ich aus den letzten beiden Jahren viel gelernt habe."
Regenschlacht kündigt sich an
Hat Hamilton nach seinem nach wie vor nicht restlos geklärten Schaden am Verbrennungsmotor nun einen Nachteil gegenüber Rosberg? Nein. Der Brite verfügt nun über genau die gleiche Ausgangslage wie der Deutsche. "Inklusive gebrauchter Antriebseinheiten, die er in den Freien Trainings einsetzen kann", wirft der Technikverantwortliche Paddy Lowe ein.
Für ordentlich Salz in der Formel-1-Suppe könnte aber an diesem Wochenende das Wetter sorgen: Der offizielle Formel-1-Wetterdienst Ubimet prophezeit nach einem vermutlich trockenen Freitag für Samstag und Sonntag eine zunehmende Regenwahrscheinlichkeit. Eine nasse Piste während des Qualifyings ist laut den Österreichern "wahrscheinlich", am Sonntagnachmittag ist mit "kräftigen Schauern" zu rechnen, "auch Blitz und Donner können dabei sein".
Fotostrecke: Technikdramen, die Rennsiege kosteten
Malaysia-Grand-Prix 2016: Dümmer kann es für Lewis Hamilton kaum laufen. Souverän in Führung liegend ereilt den Mercedes-Star in Sepang ein Motorschaden. Später soll ihn das den WM-Titel im Kampf gegen seinen Teamkollegen Nico Rosberg kosten. Nach dem Finale in Abu Dhabi fehlen im lediglich fünf Punkte ... Fotostrecke
Das tragische Rennen im Jahr 2014, das vom Unglück um Jules Bianchi überschattet wurde, hat gezeigt, wie schwierig es ist, bei derartigen Bedingungen in Suzuka zu fahren. Durch die hügelige Topographie müssen die Piloten mit zahlreichen Bächen rechnen, die quer über die Fahrbahn rinnen - eine absolute Herkulesaufgabe im Cockpit.
Red Bull eine Bedrohung für Mercedes
Öffnet der Himmel tatsächlich wie erwartet seine Schleusen, dann ist auch Red Bull wieder ein heißer Siegkandidat. Kein Bolide funktioniert bei Regen so gut wie der RB12. Doch auch bei trockener Piste darf man die Siegertruppe von Sepang keinesfalls unterschätzen. In Suzuka zählt vor allem Abtrieb - und das war immer schon eine Spezialität der Mannschaft um Adrian Newey.
"Suzuka sollte uns liegen", schickt Teamchef Christian Horner eine Warnung in Richtung Mercedes. Und auch Motorsportkonsulent Helmut Marko lässt keine Zweifel daran, dass seine Mannschaft den dritten Saisonsieg anpeilt: "Wir werden wieder eine ähnliche Strategie fahren und auf das Maximum gehen und dabei nicht nur versuchen, vor Ferrari zu sein, sondern nach Möglichkeit auch versuchen, Mercedes vor uns zu attackieren."
Ferraris schwierige Ausgangslage
Die in Sepang erneut schwer geschlagene Scuderia muss hingegen versuchen, die Abwärtsspirale zu stoppen: Suzuka liegt zwar beiden Piloten, doch Sebastian Vettel muss in der Startaufstellung nach seinem Harakiri-Manöver in Sepang drei Plätze zurück. Auch das Malaysia-Update, ein sogenannter Batwing, schlug nicht wie erhofft ein. In Suzuka will man das Teil erneut testen.
Kimi Räikkönen: In Suzuka muss das Auto stimmen
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Inzwischen hat man aber selbst in Maranello erkannt, dass Red Bull und damit Platz zwei in der Konstrukteurs-WM vermutlich eine Nummer zu groß sind. "Es wird sehr schwer, sie noch einzuholen", fürchtet Teamchef Maurizio Arrivabene. Dazu müssten man 46 Punkte aufholen. Und in der Fahrer-WM läuft der inzwischen nur noch fünftplatzierte Vettel Gefahr, auch von Max Verstappen überholt zu werden: Der Niederländer liegt nur noch sechs Zähler hinter ihm.
Ferrari setzt auf aggressive Reifenstrategie
Wie zuletzt versucht Ferrari sein Glück mit einer aggressiven Reifenstrategie. Ferrari wählte für Suzuka neun Sätze Soft-Reifen - das ist die weichste verfügbare Mischung. Und Vettel ist der einzige Fahrer, der lediglich einen Satz Medium-Reifen orderte. Womöglich ist all das wegen des erwarteten Regens aber ohnehin nur Theorie.
Wenn es trocken bleibt, dann müssen die Piloten im Rennen wie in Sepang einen Satz der härtesten Reifenmischung aufziehen. Das ergibt Sinn, denn der alte Suzuka-Asphalt ist deutlich rauer als der neue Belag in Malaysia, in den schnellen Kurven werden die Pneus ähnlich auf die Probe gestellt. Im Vorjahr setzte sich Hamilton mit einer Zweistoppstrategie durch - eine Safety-Car-Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent und ein nicht gerade überholfreundlicher Kurs mit nur einer DRS-Zone bei Start und Ziel müssen in die Strategie einberechnet werden.
"GP2-Motor": Honda will verlorene Ehre wieder herstellen
Im Duell um Platz vier in der Konstrukteurs-WM ist diesmal Force India leicht zu favorisieren. Der Williams gilt nicht gerade als Abtriebswunder, doch genau darum geht es in Suzuka. Die Truppe rund um Nico Hülkenberg, die schon im Vorjahr in Suzuka stark war, liegt nach wie vor nur haarscharf vor Williams: Drei Zähler trennen die beiden Rennställe.
Dahinter hat McLaren im Duell gegen Toro Rosso mit 15 Punkten Vorsprung für eine kleine Vorentscheidung gesorgt. Das ist aber für McLaren-Partner Honda dieses Wochenende nur Nebensache: Für die Lokalmatadoren zählt es nach der peinlichen Vorstellung im Vorjahr, als Fernando Alonso die Antriebseinheit als "GP2-Motor" beschimpft hatte, das Gesicht zu wahren. Das ist der Grund, warum Jenson Button bis Austin auf sein Motorenupdate warten muss, das Alonso in Sepang erhielt. Nur keine Startplatzstrafen lautet die Devise.
Am Ende des Feldes wird es für Sauber langsam eng. Die Schweizer haben es trotz Updates und Aufrüstung bislang nicht geschafft, den ersten Saisonpunkt einzufahren und liegen nach wie vor hinter Manor auf dem letzten Platz, der für nächstes Jahr keine TV-Gelder einbringt. Mit 19 Rennen ohne Punkte hat man nun auch den eigenen Negativrekord aus dem Jahr 2014 gebrochen. Ein Chaosrennen in Suzuka könnte sich als Rettungsanker erweisen.