• 04. Oktober 2016 · 11:04 Uhr

Freie Fahrt statt Multi 333: So gelang Ricciardo der Sieg

Das teaminterne Red-Bull-Duell in Malaysia in der Analyse: Warum Max Verstappen die besseren Karten, Daniel Ricciardo am Ende aber trotzdem die Nase vorn hatte

(Motorsport-Total.com) - "Ich dachte, wenn ich es einmal schaffe, dann kann ich es vielleicht auch öfter schaffen. Ich müsste es nur noch 20 Mal machen", sagt Daniel Ricciardo. Es geht um das rennentscheidende Manöver zwischen dem Australier und Teamkollege Max Verstappen in Runde 39 des Großen Preises von Malaysia. Verstappen war auf sechs Runden frischeren Hard-Reifen auf seinen Red-Bull-Gefährten aufgelaufen und griff an.

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Daniel Ricciardo und Max Verstappen lieferten sich ein heißes Duell Zoom Download

Was damals noch keiner wusste: Es sollte dabei um den Rennsieg gehen. Lewis Hamilton war zu diesem Zeitpunkt komfortabel in Führung und hätte diese wohl auch nicht mehr abgegeben, wenn ihm zwei Runden später nicht ein Motorschaden aus allen Träumen gerissen hätte. Ricciardo und Verstappen kämpften direkt um Rang zwei und hatten vom Kommandostand bei Red Bull freie Fahrt bekommen.

Zwar wunderten sich viele Fans an den Bildschirmen, warum Ricciardo seinem schnelleren Teamkollegen keinen Platz machte - was sich im Nachhinein als goldrichtig herausstellte -, um vielleicht dem Niederländer noch eine Chance auf den Sieg zu geben. Doch der war für das Team ohnehin zu diesem Zeitpunkt außer Reichweite: "Wir wussten, dass Lewis noch einmal stoppen würde. Wenn er noch einen Satz neue Reifen aufgezogen hätte, dann wäre er ohnehin durchgekommen", erklärt Teamchef Christian Horner.

Von daher habe man sich eher nach hinten orientiert. "Wenn Daniel einen Platz an Max verloren hätte, dann hätten wir ihn an die Box geholt, um gegen Nico (Rosberg; Anm. d. Red.) zu covern", so Horner weiter. Doch zu diesem Zeitpunkt ging es zwischen den beiden Piloten um die direkte Position auf der Strecke, weil beide wohl nicht noch einmal zum Boxenstopp hätten kommen müssen, auch wenn es bei Ricciardo ziemlich knapp gewesen wäre.

Taktischer Vorteil bei Max Verstappen

Es sah so aus, als hätte Verstappen in Runde 39 die taktischen Vorteile in seiner Hand. Der 19-Jährige wurde im Rennen kurzerhand auf eine andere Strategie geschickt. "Wir wollten mehr Risiko mit dem hinteren Auto eingehen, darum war es sinnvoller, Max reinzurufen", erklärt Horner die Hintergründe, warum man ihn in Runde neun an die Box holte, als gerade das Virtuelle Safety-Car wegen des gestrandeten Haas von Romain Grosjean draußen war.

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Nach Hamiltons Aus holte Red Bull beide Fahrer an die Box Zoom Download

In Runde 27 holte sich Verstappen schließlich seinen Pflichtreifensatz Hard ab und schloss danach wieder auf seinen Teamkollegen auf. "Nach der Hälfte des Rennens sah es so aus, also würde seine Strategie die bessere sein", sagt Horner. Auch als Ricciardo den ersten Angriff seines Teamkollegen in sehenswerter Manier schließlich abwehren konnte, schien Verstappen noch die besseren Karten zu haben - schließlich hatte er noch genug Zeit für weitere Angriffe.

Doch das Lewis Hamilton zwei Runden später brennend ausrollte, verschaffte Ricciardo schließlich den Sieg - in zweifacher Hinsicht. Zum einen war der bis dato souveräne Brite außer Gefecht, zum anderen hatte er nun das strategische Ass im Ärmel. Red Bull beorderte beide Piloten während der Virtuellen Safety-Car-Phase an die Box, um sich Softreifen abzuholen. "Es logisch, dass wir beide Fahrer reinholen und kein Risiko eingehen", unterstreicht Horner.

Wenn der Vorteil umschlägt...

Denn durch das VSC hatte man genügend Zeit, um sich gegen die direkte Konkurrenz dahinter abzusichern und von da an auf frischen Reifen ins Ziel zu fahren. Weil Ricciardo zu diesem Zeitpunkt vorne lag und anders als Verstappen keinen angefahrenen Pneu nutzen musste, war der Sieg für ihn nun nur noch eine Frage des sauberen Fahrens. Theoretisch hätte Verstappen draußen bleiben können, doch das war für Red Bull keine Option: "Nein, es wäre eng geworden am Ende. Und wir hatten die Zeit, beide an die Box zu holen", so Horner.

Auch danach durften beide Piloten frei um den Sieg kämpfen, doch ein richtiger Angriff erfolgte seitens Verstappen nicht mehr. "Daniel hatte den kleinen Vorteil, dass er einen brandneuen Satz hatte und keinen angefahrenen aus dem Qualifying. Aber die Hauptsache war, dass er vorne war und nicht in verwirbelter Luft fahren musste", schildert der Teamchef die Hintergründe. "Max gingen die Reifen knapp vor Daniel aus."

Und somit bleibt die Runde 39 als entscheidender Moment um den Rennsieg hängen. Beinahe wäre Verstappen an seinem Teamkollegen vorbeigekommen, doch weil dieser knallhart blieb, sicherte er sich den Sieg. An das Manöver erinnert sich Ricciardo genau: "Ich konnte Max kommen sehen. Bei der Anfahrt auf Kurve 4 bin ich innen geblieben, wusste aber, dass er versuchen würde, einen guten Ausgang aus Kurve 5 zu bekommen."

So lief das knallharte Teamduell

"Ich hatte ein wenig durchdrehende Räder und dachte, dass er mich dort vermutlich ziemlich einfach kassieren würde, aber ich hatte gerade genügend Power, um inne zu bleiben. Und weil er mir Platz gelassen hat, konnten wir beide dabei bleiben. Er hatte also die Innenbahn für Kurve 6, aber ich konnte außen dranbleiben. Glücklicherweise gab es nicht zu viel Abrieb, von daher konnten zwei Autos Seite-an-Seite fahren, was echt Spaß gemacht hat", so Ricciardo weiter.


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"Ich habe also dagegenhalten können, und in Kurve 7 haben wir dann im Grunde versucht, uns gegenseitig auszubremsen. Ich war auf der saubereren Seite und konnte ein wenig später bremsen und den Angriff so abwehren", erzählt der Australier weiter. Für Verstappen war das auch der Zeitpunkt, wo er zunächst zurückstecken musste: "Ich habe entschieden, aufzugeben, weil ich eine engere Linie hatte. Wenn man den Randstein berührt, dann kommt man etwas nach links, und dann haben wir beide nichts davon", so der Niederländer. "Es ist besser, als Erster und Zweiter über die Linie zu fahren."

"Es war großartiges Rad-an-Rad-Racing zwischen den beiden, aber sie haben jederzeit die hunderten Angestellten, die sie repräsentieren, respektiert", ist Teamchef Christian Horner begeistert über den Zweikampf seiner Piloten und wird bestärkt, dass die Entscheidung der freien Fahrt richtig war. Eine Stallorder wie Multi 21 vor einigen Jahren hätte ohnehin keinen Sinn gehabt: "Wir haben zwei andere Fahrer, andere Umstände - und zu viele Dreien", lacht Horner. Multi 333 (in welcher Reihenfolge auch immer) ist bei den Startnummern 3 und 33 ja nicht gerade leicht zu lesen.

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