Nico Rosberg: Warum PR-Tage so anstrengend sind
Mercedes muss in Malaysia den Spagat zwischen Sponsoren-Befriedigung und Topleistung stemmen - Hat das Einfluss auf den Titelkampf der Piloten?
(Motorsport-Total.com) - Mercedes hat das erste Rennen in Malaysia bereits sich: den Sponsoren-Marathon in Kuala Lumpur. Am Mittwoch waren Nico Rosberg und Lewis Hamilton dafür den ganzen Tag auf Achse. Denn für Sponsor und Teampartner Petronas ist das Rennen in Sepang ein Heimauftritt - das zerrt an Aufmerksamkeit und Energie. Nebenbei müssen sich die Piloten aber auch noch auf den immer spannender werden teaminternen Titelkampf konzentrieren.
"Das Team achtet schon sehr darauf", sagt Rosberg. "Letztendlich wollen wir alle gewinnen - auch die Sponsoren wollen, dass wir gewinnen. Und allen ist bewusst, dass die PR-Aktivitäten da nicht unbedingt förderlich sind. Deswegen ist alles sehr sorgfältig strukturiert, damit wir unsere Leistung bringen können, wenn es dann drauf ankommt."
Fragerunden bei den Mitarbeitern des Mineralölkonzerns, Auftritte in der Shoppingmeile, Autogrammstunden für die Fans - die Gesichter von Rosberg und Hamilton sind in der malaysischen Hauptstadt dieser Tage überall zu sehen. "Es ist schon anstrengend, aber das ist Teil das Jobs", gibt Rosberg zu. "Man muss nur aufpassen, dass es im gesunden Maße passiert. Es nimmt einem schon Energie. Es geht drunter und drüber: links, rechts, oben, unten unterschreiben - hier Fans, da Chefs, dort Kinder."
Der amtierende Vizechampion wirkt etwas erschöpft. Er wird aber nicht müde zu betonen, dass für ihn nur eins zählt: ein Sieg in Sepang - und das unabhängig von der starken Konkurrenz im eignen Team, den derzeitigen Titelchancen oder dem momentanen Lauf von drei Siegen in Folge. "Einen Sieg im Rücken zu haben ist immer schöner als eine Niederlage", räumt er ein. "Aber einen großen Unterschied macht es nicht. Wir fangen hier wieder bei null an."
"Aus Singapur muss ich nichts mitnehmen", so Rosberg weiter. "Es war ein großartiges Wochenende und wir sind sehr glücklich darüber. Aber das ist schon jetzt Geschichte. Jetzt bin ich hier und habe die Möglichkeit, hier auch zu gewinnen. Genau das werde ich versuchen."
Fotostrecke: Race by Race: Die Wende im Titelduell
Bereits zum dritten Mal in Folge entscheidet sich das Titelduell in der Formel 1 wohl zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton. Die beiden dominieren die Saison 2016 nach Belieben und schenken sich nichts. Nachdem es für den Deutschen zu Saisonbeginn sehr gut aussah, hat Hamilton das Blatt gewendet. Wir zeigen das Titelduell in Bildern. Fotostrecke
Fakt ist: Hamilton musste nach der Sommerpause einige Schlappen einstecken. In Spa nahm er einige Motorenstrafen in Kauf und startete vom Ende des Feldes. In Monza vermasselte er den Start und in Singapur lief er das ganze Wochenende seiner Abstimmung hinterher. Rosberg konnte jedes Mal Profit daraus schlagen. Er sorgte damit bereits für die zweite Wende im Titelduell. Denn nach seiner starken Anfangsphase hatte Hamilton zwischen Monaco und Hockenheim aus 43 Punkten Rückstand schon einen 19-Zähler-Vorsprung herausfahren können. Mittlerweile führt Rosberg wieder mit acht Punkten.
"Es ist nicht so, dass ich gar nicht darüber nachdenke", sagt er. "Mir sind die Situation und die aktuellen Punkte schon bewusst. Ich versuche mich aber immer nur auf das kommende Rennwochenende zu konzentrieren. Das hat für mich jetzt immer am besten funktioniert. Ich will in Sepang gewinnen, mehr erst mal nicht."
Dennoch: Das Duell der Silberpfeile und damit auch das Verhältnis zwischen den Hauptakteuren bleibt ein gespannt. Ein einheitliches Teamgefüge konnten Rosberg und Hamilton auch dem Sponsor nicht vorspielen. Das gemeinsame Lächeln vor den Kameras scheint beiden schwer zu fallen. "Wir treiben uns beide schon sehr stark an - auf der Strecke und auch in vielen Bereichen neben der Strecke", beschreibt es Rosberg. "Es ist ein großartiger Kampf, da zählt alles."
Am Sonntag geht es in die 16. Runde der dritten Saison in Folge, in der die Mercedes-Piloten um titelentscheidende Punkte kämpfen werden. Und beim Grand Prix von Malaysia wollen sie sich dann keine PR-Erschöpfung mehr anmerken lassen. "Die Erfahrung hilft, so etwas mit Disziplin anzugehen", erklärt Rosberg. " Ich weiß, dass ich Momente, in denen nichts anfällt, nutzen muss um mich zu entspannen. Das ist wichtig. Denn es ist ein sehr intensives Leben. Für mich ist es wichtig, die Balance zu finden."