• 04. September 2016 · 21:03 Uhr

Warum Hamilton in Runde elf nicht mehr gewinnen konnte

Sein Rückstand und die Haltbarkeit der Reifen verbauten Lewis Hamilton das Happy-End einer Aufholjagd - Die Flinte hatte er schon zuvor ins Korn geworfen

(Motorsport-Total.com) - Das Unmögliche möglich zu machen scheint für Weltmeister Lewis Hamilton in seiner derzeitigen Form die leichteste Übung. Doch die Herkulesaufgabe, die nach dem verpatzten Start zum Italien-Grand-Prix in Monza am Sonntag vor ihm lag, war selbst für den Mercedes-Star eine Nummer zu groß. Nachdem er wegen zu stark durchdrehender Räder auf Rang sechs zurückgefallen war, schien der Sieg schon nach wenigen Metern futsch zu sein. Wir fragen in unserer Rennanalyse: Wirklich?

Hamilton selbst ist überzeugt, dass gegen Nico Rosberg mit freier Fahrt nichts auszurichten war. Und zwar schon in der Anfangsphase. Als er sich nach elf Runden im Duell mit Williams-Fahrer Valtteri Bottas, der ihm mit dem hohen Topspeed seines Autos einige Umläufe vor eine knifflige Aufgabe stellte, auf den vierten Platz gekämpft hatte, klaffte eine Lücke von 11,0 Sekunden. Hinzu kam, dass das dichte Auffahren auf den Finnen die Hinterreifen in Mitleidenschaft gezogen hatte.

"Leider ist so ein Rückstand zu groß, als dass wir ihn mit diesen Reifen noch aufholen könnten. Ich musste es schaffen, das Rennen mit ihnen durchzustehen", bedauert Hamilton, der den Abbau im Funk weit vor seinem Boxenstopp vermeldet und sich mit der Niederlage gegen den Teamkollegen abgefunden hatte. "Es war schnell kein Rennen gegen Nico mehr, sondern eines gegen die Jungs dahinter - und darum, nicht mehr Punkte einzubüßen", nennt er die Mission Schadensbegrenzung.

Ergo fuhr er - dann mit freier Bahn hinter den Ferrari von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen - das identische Tempo wie Rosberg, der an der Spitze den Schongang einlegen konnte. Bis zu den Boxenstopps der beiden Mercedes-Piloten in den Runden 24 respektive 25 wuchs der Rückstand geringfügig auf 11,7 Sekunden an. Weil es bei Rosberg klemmte, knabberte Hamilton mit dem um 1,7 Sekunden schnelleren Stopp noch etwas von seinem Polster ab. Doch es sah düster aus.


Nach Monza-Rennen: Rosberg steckt fest

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Denn zu diesem Zeitpunkt hätte Hamilton rund 0,4 Sekunden pro Runde aufholen müssen, um in der letzten Runde an Rosbergs Heck zu kleben - also ungefähr die Differenz, die er dem Erzrivalen in seinem Fabelumlauf im Qualifying aufbrummte. Doch die Rundenzeiten sprachen eine andere Sprache als am Samstag. In den drei Sektoren waren die beiden Silberpfeil-Asse im Rennen beinahe gleichauf, wie ein Vergleich der Bestwerte zeigt: Hamilton war nur 0,015 Sekunden, 0,035 Sekunden und 0,076 Sekunden schneller. Macht auf die Runde 0,136 Sekunden. Einfach zu wenig.

"Selbst wenn ich es geschafft hätte, wären die Reifen nicht mehr gut genug gewesen, um ihn zu überholen", winkt der Brite ab und glaubt, dass er selbst bei vollem Risiko chancenlos gewesen wäre. "Wenn ich mit meinem Tempo hätte weiterfahren können: Ich hätte die Lücke vielleicht auf sechs Sekunden eindampfen können, was aber nicht genug gewesen wäre, um zu gewinnen." Es war doppelt frustrierend, dass er Rosberg auf der Gegengeraden ständig sehen konnte - als er am Horizont der Parabolica-Kurve mit dem großen Pokal in den Händen verschwand.

Weil Hamilton die Pace drosselte, schrumpfte der Abstand nicht weiter zusammen als auf 9,4 Sekunden in Runde 31. Als er dann in Runde 41 - per Strategie längst vorbei an den Ferrari und auch real ärgster Rosberg-Verfolger bei einem Ausritt nochmals 1,6 Sekunden einbüßte, war die Messe gelesen. "Wenn ich acht Sekunden hinter ihm gewesen wäre, hätte ich es versucht", kommt Hamilton auf den kritischen Punkt nach dem Bottas-Manöver in Runde elf zurück.

Er ärgert sich über die Schlappe, die vermeidbar war. Denn mit einer umgemünzten Pole-Position hätte identisches Tempo ausgereicht. "Es ist nicht Weihnachten, wo man glücklich ist! Wir waren die Schnellsten und das ganze Wochenende über so dominant, um das Rennen dann in einer Zehntelsekunde zu verlieren", trauert Hamilton, macht sich aber Mut: "Wir kämpfen noch um die WM. So viel ist gegen uns gelaufen und wir sind immer zurückgekommen."

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