• 04. September 2016 · 20:17 Uhr

Red Bull: Mechaniker verursachten Verstappens Pannenstart

Red Bulls "fast optimale Schadensbegrenzung": Wie die Strategie Daniel Ricciardos Traummanöver ermöglichte und wieso Max Verstappen für den Fehlstart gelobt wird

(Motorsport-Total.com) - "Das war eine fast optimale Schadensbegrenzung", meint Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko nach dem Grand Prix von Italien, den seine Piloten Daniel Ricciardo und Max Verstappen auf den Plätzen fünf und sieben beendeten. Nach Podestplätzen in den vergangenen fünf Rennen ein mäßiges Ergebnis, aber wegen der fehlenden Motorleistung des Renault-Motors ist die österreichische Truppe mit Sitz in Milton Keynes zufrieden. "Wir wussten, dass die Plätze fünf und sechs das Maximum sein würden", erklärt Marko.

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Probleme beim Start: Bei Max Verstappen aktivierte sich das Anti-Stall-System Zoom Download

Ein Ergebnis, dass Red Bull wegen des katastrophalen Starts von Verstappen nicht erreichte. Hat der Niederländer, der nach seinen umstrittenen Zweikämpfen in Spa viel Kritik über sich ergehen lassen musste, gepatzt? Ganz im Gegenteil, wie Marko klarstellt: "Seine Elektronik ist beim Start in den Anti-Stall-Modus gesprungen, das war nicht sein Fehler. Er hat fantastisch reagiert, und hat in einer Sekunde umgeschaltet."

Das Anti-Stall-System soll verhindern, dass der Bolide abstirbt, wenn die Drehzahl in den Keller rasselt. Warum sich dieser Notmechanismus beim RB12 aktivierte, war für den des 18-Jährigen zunächst rätselhaft: "Ich kenne den Grund nicht." Marko liefert gegenüber 'auto motor und sport' die Erklärung nach: "Max konnte nichts dafür. Die Techniker hatten das System falsch eingestellt."

Verstappen sicher: Ohne Startproblem im Ziel vor Bottas

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In der ersten Kurve fand sich Verstappen sogar hinter Wehrlein wieder Zoom Download

Wo Verstappen ins Ziel gekommen wäre, wenn er beim Start nicht von Platz sieben auf elf zurückgefallen wäre? "Ich wäre natürlich vor Bottas gelandet", sagt der Niederländer gewohnt selbstbewusst. Doch selbst Ricciardo besiegte Bottas, der in der Startaufstellung direkt vor den beiden Red-Bull-Piloten stand, erst sechs Runden vor der Zielflagge. Und zwar mit einer Aktion, die möglicherweise als Überholmanöver des Jahres in die Saisonannalen eingehen wird, denn beim Verlassen der Parabolica-Zielkurve sah es nicht so aus, als könnte Ricciardo Bottas attackieren.

"Der Williams ist so schnell auf den Geraden und ich lag weit zurück", bestätigt der "Aussie" gegenüber 'Sky Sports F1'. "Ich wusste aber, dass es jetzt passieren musste, denn mir wir klar: Näher komme ich nicht." Außerdem wusste er über seinen einstigen Formel-Renault-Rivalen, dass man dem Finnen im Zweikampf vertrauen kann.

Kichern und Surfer-Gruß: Wie Ricciardo sein Traummanöver erlebte

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Auf den Geraden hatte Ricciardo gegen Bottas einen schweren Stand Zoom Download

"Er fährt fair, und ich wusste, dass er kein schmutziger Fahrer ist", sagt Ricciardo. "Wenn er mich gesehen hat, was der Fall war, dann würde er nicht gegen mich einlenken und einen Unfall riskieren." Dennoch war es für den dreimaligen Grand-Prix-Sieger ein Manöver auf Messers Schneide, als er sich aus großer Distanz in der ersten Schikane am Williams vorbeibremste.

"Die Bremszonen sind so lang, dass man etwas versuchen kann, aber ich war nicht überzeugt, dass es gelingen würde. Ich habe dann im Auto gekichert, als ich es geschafft hatte", schildert Ricciardo, der nach dem gelungenen Manöver mit dem Kopf nickte und den Surfer-Gruß Hang Loose zum Besten gab. "Ich war ziemlich aufgeputscht, weil ich ja am Anfang so weit weg war, und dachte mir: Cool!"

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Ricciardo in Monza als Überholspezialist erweist, wie er verrät: "Vor zwei Jahren hatte ich hier mein bestes Überholmanöver gegen Vettel. Die Strecke scheint mir zu liegen." Applaus erntete er auch von seinen Chefs. "Ein tolles Manöver", zeigt sich Marko begeistert. Horner stimmt in den Tenor ein, weiß aber, dass auch Bottas eine entscheidende Rolle spielte: "Daniel war so weit hinten, dass er darauf angewiesen war, dass Valtteri mitspielte."

Red-Bull-Strategie ermöglichte Topmanöver

Und auch die Red-Bull-Boxenstrategie leistete einen entscheidenden Beitrag. "Als uns klar wurde, dass wir bei Bottas keinen Undercut machen konnten, entschieden wir uns, den zweiten Stopp hinauszuzögern, dann für die letzten 16 Runden die Supersoft-Reifen aufzuziehen und auf den Grip-Vorteil zu hoffen, was sich ausgezahlt hat", erklärt Horner. Der Williams-Pilot war hingegen auf dem langsameren Soft-Reifen unterwegs.

Ein Einstopprennen hätte sich laut Red Bull nicht ausgezahlt, obwohl sich diese Strategie bei Mercedes als goldrichtig erwies und Ricciardo diese sogar in Erwägung zog. "Ich habe dem Team im ersten Stint mit dem Supersoft-Reifen mitgeteilt, dass ich noch ein paar Runden länger fahren kann. Am Ende setzten sie dann aber auf zwei Stopps."


Fotostrecke: GP Italien, Highlights 2016

Bei Verstappen setzte man ebenfalls auf einen späten zweiten Stopp, und auch der kampfeslustige Youngster belohnte das Team mit einem beeindruckenden Überholmanöver gegen Sergio Perez, dass ihm Rang sieben einbrachte. "Ich wollte es eigentlich in der ersten Kurve probieren, habe aber dann gedacht, dass es in den nächsten vier, fünf Runden schon noch klappen wird", beschreibt er die Situation. "Dann kam er aber schlecht aus der zweiten Kurve heraus, und ich war in der vierten Kurve ganz knapp dran und habe es probiert." All die Kritik an seinen Manövern hatte er laut eigenen Angaben zu diesem Zeitpunkt nicht im Kopf.

Red Bull: Ferrari weiterhin im Griff

Mit Platz sieben ist der Niederländer zufrieden: "Das Tempo war in Ordnung, und in Anbetracht des Starts hat es schon gepasst." Teamkollege Ricciardo ist euphorischer: "Das war absolut das Maximum. Ich bin das perfekte Rennen gefahren, habe keine Fehler gemacht und habe bis zum Ende gekämpft."

Und auch die Teamführung zieht nach dem für Red Bull schwierigsten Rennen der Saison ein positives Fazit. "Wir befinden uns in einer besseren Position als vor zwölf Monaten, aber wir müssen noch ein bisschen aufholten", sagt Horner. "Wir wissen aber, dass jetzt mit Singapur, Malaysia, Japan und Mexiko Strecken kommen, die den Eigenschaften unseres Autos besser liegen sollten." Und Marko blickt zufrieden auf den Punktestand in der Konstrukteurs-WM: "Ferrari ist immer noch elf Punkte hinter uns. Wichtig war uns, dass wir bei der Abreise aus Europa als Zweiter vor ihnen liegen."

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