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Lewis Hamilton: Meine Qualifying-Runde war "fast perfekt"
Der Weltmeister erklärt, warum es "Eier" braucht, um jedes Zeitspähnchen aus dem Auto zu kitzeln - Gerhard Berger hält Lewis Hamilton für teils unschlagbar
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton hält seine Fabelrunde, die ihm am Samstag die Pole-Position für den Italien-Grand-Prix in Monza (Formel 1 2016 live im Ticker) einbrachte, nicht für makellos. Der Mercedes-Star sagt, dass ihm trotz einer knappen halben Sekunde Vorsprung auf Teamkollege Nico Rosberg Kleinigkeiten an seinem Umlauf gestört hätten.
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Lewis Hamilton in Superhelden-Pose: Auch Nico Rosberg zog nur noch den Hut Zoom Download
"Es war meine beste Runde des Wochenendes. So sollte es auch sein. Das ist nicht immer der Fall - manchmal fährst du die schon im dritten Training. Daher bin ich heute sehr glücklich. Aber sie war nicht perfekt, denn eine Runde ist nie perfekt", so Hamilton. "Es gab eine Kurve, in der ich am Ausgang mehr hätte rausholen können. Aber abgesehen davon war sie ziemlich geil."
Das bedeutet im Zahlenvergleich mit Rosberg: 26,529:26,631 Sekunden im ersten Sektor, 27,586:27,697 Sekunden im zweiten, 26,962:27,189 Sekunden im dritten mit der schwierigen Parabolica-Zielkurve. Hamilton konnte sich sogar den Luxus leisten, auf seiner letzten (und schnellsten) Q3-Runde im ersten Sektor keine persönliche Bestzeit zu fahren - trotzdem war er dort immer noch schneller als Rosberg.
Das perfekte Treffen der Bremspunkte sei "definitiv ein Teil davon" gewesen, bestätigt Hamilton - und schildert: "Wenn du dir die Deltas anschaust, dann war ich einfach überall schneller: Eingang Kurve 1, Ausgang Kurve 1, Eingang Kurve 4, Ausgang Kurve 4. Überall ein bisschen, das summiert sich dann. Wenn du wie ich ein Spätbremser bist, ist es wichtig, den Kurvenausgang gut hinzubekommen. Das ist mir in der Runde mit Ausnahme von einer Kurve gelungen. Da habe ich den Eingang gut getroffen, aber den Ausgang nicht."
Dennoch hätte er nicht erwartet, so deutlich vor Rosberg zu liegen. Mercedes-Sportchef Toto Wolff bringt die Tagesform seiner Schützlinge ins Spiel - und das berühmte Popometer: "Ich habe keine wissenschaftliche Erklärung dafür", sagt er. "Lewis hat es einfach sehr gut hinbekommen, er fühlt sich im Auto sehr wohl. Von Nico hatte ich nicht den Eindruck, dass er heute top in Form war. Offenbar hat er sich im Auto nicht hundertprozentig wohl gefühlt." Schon an der Stimme des Deutschen habe er erkannt, dass es irgendwo haken würde, unterstreicht Wolff.
Rosberg selbst zieht - angesichts der Deutlichkeit seiner Niederlage ziemlich kurz angebunden - den Hut vor Hamilton: "Es gibt keinen besonderen Grund (für den großen Rückstand; Anm. d. Red.). Lewis hat einfach einen großartigen Tag erwischt. Ich habe ziemlich überall etwas verloren. In jeder Kurve."
Auch Ex-Formel-1-Pilot und Rosberg-Berater Gerhard Berger staunt über die derzeitigen Leistungen des Briten - und stimmt mit Wolff überein, der Hamilton an guten Tagen für "unschlagbar" hält: "Das ist auch so, aber das macht nichts!"
"Nico", sagt Berger, "liegt nur neun Punkte hinter Lewis. Heute hat Lewis eine super Runde hingebracht, aber Nico steht trotzdem neben ihm in der ersten Startreihe. Das Rennen ist lang, es kann viel passieren. Nico muss einfach dranbleiben, die Zähne zusammenbeißen und immer schauen, dass er die Punkte mitnimmt. Dann ist das Titelrennen offen. Abgerechnet wird am Ende."
"Unter normalen Umständen wird es schwierig werden, Lewis zu schlagen, aber es sind in der Formel 1 sehr oft keine normalen Umstände", meint er. "Dann kann Nico gut zuschlagen. Man hat gesehen: Vor zwei Jahren hat sich die Weltmeisterschaft im letzten Rennen entschieden. Das könnte durchaus dieses Jahr auch wieder der Fall sein. Vielleicht geht das Pendel einmal in die Richtung von Nico. Aber heute war Lewis unschlagbar."
Zurück zu Hamilton und der perfekten Runde, die maximales Risiko erfordert. "Es ist nicht einfach, die Eier dafür zu haben", sagt Hamilton über Kalkül im Qualifying, bei dem Mercedes derzeit auch ohne den letzten Einsatz nicht vom Thron zu stoßen zu sein scheint. Dennoch traut sich der Champion den heiligen Gral zu: "Ich weiß, was ich kann. Wenn die Bremsbalance, das Setup und die Bremspunkte stimmen, dann weiß ich, was möglich ist."
"Das kannst du nicht jedes Mal umsetzen. Aber das Ziel ist, immer so um die 95 oder 98 Prozent herauszuholen." Dann reicht es auch noch locker, solange man in einem Silberpfeil sitzt. Und: "Ich wusste, dass ich drei Zehntel schneller bin, die hatte ich im Sack. Dass es dann am Ende fünf waren, war schön, aber für mich keine Überraschung."