• 24. August 2016 · 08:36 Uhr

Rennvorschau Spa: Nico Rosberg zum Siegen verdammt

Wieso der Sieg für Nico Rosberg in Spa Pflicht ist, wie Mercedes bei Hamilton pokert und warum die Ränge beim Klassiker endlich wieder voll sein werden

(Motorsport-Total.com) - Ist Nico Rosberg die Saison 2016 bereits entglitten? Ein Vorsprung von bereits 43 Punkten in der Anfangsphase der WM ist nun einem Rückstand von 19 Zählern auf seinen Erzrivalen Lewis Hamilton gewichen. Dazu kommt: Der dreimalige Weltmeister hat sechs der vergangenen sieben Rennen gewonnen. Noch schlimmer: Rosberg hat in diesen Rennen abgesehen von seinem Baku-Sieg nur einen zweiten Platz errungen.

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Spa wäre für Rosberg die Gelegenheit, um Hamiltons Siegeslauf zu beenden Zoom Download

Man kann für Rosberg nur hoffen, dass ihm die Zeit mit der Familie auf Ibiza gutgetan hat, um sich in der zweiten Hälfte gegen Hamilton noch einmal aufzubäumen. "Ich hatte eine großartige Sommerpause", ließ er seine Fans via 'Twitter' wissen. "Und jetzt geht es zurück an die Arbeit."

Alles andere als sein Premierensieg in Spa (Hamilton siegte bereits zwei Mal) wäre für Rosberg, der in den Ardennen 2014 mit Hamilton kollidierte, ein herber Rückschlag. Er muss auf jeden Fall verhindern, dass Hamilton in ähnlicher Tonart wie gegen Ende der ersten Saisonhälfte von Sieg zu Sieg rast und seinem Stallrivalen die Schneid abkauft.

Hamilton durch Motorenstrafe gehandicapt?

Noch mehr zum Siegen verpflichtet ist Rosberg, wenn Hamilton wie von Mercedes angedacht in Belgien seine Motorenstrafe absitzt. Der Brite hat diese Saison bereits die fünfte Antriebseinheit eingebaut, aber den sechsten Komponenten ist eine Rückversetzung in der Startaufstellung die Folge.

Wie Mercedes diesbezüglich agieren wird, weiß noch nicht einmal der WM-Leader selbst. "Das ist noch unklar - wir werden wie immer im letzten Moment entscheiden", erklärt ein Sprecher des Weltmeisterteams auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com'.

Es wird auch davon abhängen, ob das Motorenupdate für die zweite Saisonhälfte in Spa oder Monza zum Einsatz kommen wird. Mercedes erwägt, gleich zwei Antriebseinheiten bei einem Rennen ins Pool zu holen, weil man dann weitere Strafversetzungen bis Saisonende so gut wie ausschließen kann - außerdem kann Hamilton schlimmstenfalls auf den letzten Platz zurückversetzt werden, alle weiteren Strafplätze verfallen beim nächsten Rennen.

Reifen als Unsicherheitsfaktor, Wetter überraschend stabil

Interessant ist die Reifenwahl in Spa: Während Rosberg vier Sätze der härtesten Mischung Medium nominiert hat, sind es bei Hamilton nur drei, dafür hat der Brite mit sechs Soft-Sätzen bei der mittleren Mischung um einen Satz mehr zur Verfügung. Ganz anders agiert Ferrari: Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen haben überhaupt nur einen Medium-Satz, aber dafür gleich sieben Sätze der Supersoft-Reifen zur Wahl. Bei Mercedes sind es nur vier.

Die Reifen müssen in Spa in den langgezogenen, schnellen Kurven enormen Belastungen standhalten, in der Eau-Rouge-Senke sorgt eine Kompression für zusätzliche Kräfte. Im Vorjahr hatten Rosberg und Vettel Reifenschäden, und auch in der Vergangenheit waren die Reifen in den Ardennen oft am Limit. Bangen bis zur Zielflagge ist also erneut angesagt. Erwartet werden zwei bis drei Boxenstopps.

Zumindest das gefürchtete Chaoswetter in den Ardennen dürfte aber dieses Jahr ausbleiben: Sommerliche Temperaturen an die 30 Grad und viel Sonnenschein sind prognostiziert, nur am Renntag steigt die Regenwahrscheinlichkeit auf 30 bis 40 Prozent - für Spa eine Traumprognose.

Die Oranjes kommen: Verstappen sorgt für volle Ränge

Mercedes ist für Belgien klarer Favorit, aber ein Auge sollte man auf jeden Fall auf Red Bull werfen: Durch den erstarkten Renault-Motor sollten die langen Geraden dem einstigen Weltmeisterteam nicht mehr so große Schmerzen bereiten wie in der Vergangenheit, zudem könnten sich die hervorragende Aerodynamik und die guten Abtriebswerte in den langgezogenen Kurven als Trumpf erweisen.

Dazu kommt, dass Max Verstappen in Belgien im Grunde Lokalmatador ist. Der Niederländer besitzt durch seine Mutter Sophie Kumpen auch die belgische Staatsbürgerschaft, außerdem rechnen die Veranstalter mit über 20.000 niederländischen Fans, die auf den endlich wieder gut gefüllten Rängen für Stimmung sorgen werden. Da der Kurs zum Überholen einlädt, darf man mit einem Feuerwerk des 18-jährigen Wunderkindes rechnen.

Ocon als neue Messlatte für Wehrlein

Hinter den drei Topteams spitzt sich der Kampf zwischen Williams und dem aufholenden Force-India-Team um Platz vier zu (nur noch 15 Punkte Abstand), aber auch ein Blick ans Ende des Feldes ist dieses Mal interessant: Der Franzose Esteban Ocon ersetzt bei Manor den Indonesier Rio Haryanto, dem das Geld ausgegangen ist.

Der 19-Jährige aus Huest gilt als talentierter Mann, der kaum Fehler macht. Vor allem für Pascal Wehrlein wird der ebenfalls von Mercedes unterstützte Ocon eine entscheidende Messlatte, schließlich musste er im Qualifying gegen Haryanto so manche überraschende Niederlage einstecken.

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