Kurioser Reifenfehler: Hülkenberg vor Heimrennen bestraft
Weil Force India einen unerlaubten Reifensatz an Nico Hülkenbergs Auto montierte, verliert dieser seinen siebten Startplatz - Sergio Perez qualifiziert sich als Neunter
(Motorsport-Total.com) - Es hätte das perfekte Qualifying für Nico Hülkenbergs Heim-Grand-Prix in Deutschland sein können. Der geborene Nordrhein-Westfale setzte sich im engen Mittelfeld als "Best oft he Rest" durch und schnappt sich hinter Mercedes, Red Bull und Ferrari den siebten Startplatz. Und dann das: Weil er in Q1 einen Reifensatz fuhr, den Force India "elektronisch" schon an Reifenhersteller Pirelli zurückgegeben hat, wird er um einen Platz zurückversetzt. Ein kurioser Fall der seit diesem Jahr gültigen Reifenregeln, den es so noch nicht gegeben hat. Dabei hatte sich Hülkenberg schon so gefreut...
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Augen auf bei der Reifenwahl: Nico Hülkenberg verliert einen Startplatz Zoom Download
"Ich bin sehr glücklich, mich bei meinem Heimrennen als Siebter qualifiziert zu haben", sagte er, als die Untersuchung gegen ihn noch lief. "Unser Ziel war es, das Maximale aus unserem Potenzial herauszuholen und ich denke, dass wir das geschafft haben. Die meisten Runden der Session waren gut und in meinem letzten Versuch hat alles perfekt geklappt"... bis zu dem Urteil der Stewards.
So kam es zu der "Reifenpanne": Seit dieser Saison stehen den Teams pro Wochenende drei Reifenmischungen und insgesamt 13 Reifensätze zur Verfügung. Ein Satz der weichsten Mischung ist für den dritten Qualifyingabschnitt reserviert und zwei Sätze müssen für das Rennen zurückgelegt werden. Ein Satz muss nach 40 Minuten des ersten Trainings an Pirelli zurückgegeben werden und ein weiterer am Ende des Trainings. Nach dem zweiten und dritten Training müssen je zwei weitere Sätze zurückgegeben werden. So steht es im Sportlichen Reglement unter Artikel 24.4 iv.
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Elektronisch soll Force India auch regelkonform gehandelt haben. Doch einen der als zurückgegeben notierten Reifensätze fand in Q1 dennoch seinen Weg an den VJM09 mit der Startnummer 27, was nun einmal nicht den Regeln entspricht. Für diesen Präzedenzfall gab es dann die ungewöhnliche Strafe von nur einem Platz in der Startaufstellung. Hülkenberg gibt sich unschuldig: "Das ist nicht meine Baustelle. Ich bin hier nur um zu fahren." Profitieren tut lediglich Valtteri Bottas im Williams.
Doch genau das könnte zum Verhängnis werden. Denn zwischen den Rivalen um den vierten Konstrukteursplatz (derzeit steht Williams noch 20 Punkte vor Force India) geht es in Hockenheim äußerst eng zu. Zwischen Hülkenbergs Quali-Zeit von 1:15.510 Minuten und der von Felipe Massa auf Rang zehn liegt gerade mal eine Zehntelsekunde.
"Es war ein toller Kampf mit Nico und den Williams über das ganze Qualifying hinweg", freut sich der neuntplatzierte Perez. "Ein paar Hundertstelsekunden haben da den Unterschied gemacht." Die haben dem Mexikaner am Ende gefehlt. "In meinem letzten Versuch hatte ich in einigen Kurven leichte Probleme", erklärt er. "Ich denke, ich habe vielleicht etwas mit meinem Frontflügel aufgesammelt. Das hat mich etwas Zeit gekostet."
Hülkenberg war hingegen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. "Ich glaube, ich war einer der Letzten, der rausgefahren ist um die beste Strecke mitzunehmen. Denn wenn zehn Autos vor dir mit neuen Gummis fahren, wird es in der Regel ein bisschen besser. Da haben das Team und ich heute gute Arbeit geleistet."
Die Arbeit war sogar so gut, dass man bis auf 0,195 Sekunden a die Zeit von Sebastian Vettel rankommen konnte. "Das sind genau die zwei Zehntel, die fehlen", betont Hülkenberg. "Die Runde war perfekt, mehr wäre nicht drin gewesen. An diesem Wochenende sind die Abstände generell ziemlich eng - auch zur Spitze hin. Es ist natürlich eine kürzere Strecke, die nicht so viele Kurven hat. Ich erwarte aber, dass die ersten Sechs morgen wegfahren können."
Dahinter zeichnet sich ein heißer Kampf ab. Das hat sich schon in der Longrun-Pace am Freitag gezeigt. "Ich glaube, da sind wir mit Williams recht nah beieinander", so Hülkenberg. "Im Rennen wird es eine enge Kiste. Die Williams sind schnell. Ich muss schauen, dass ich am Anfang gut zurechtkomme. Der erste Stint auf den superweichen Reifen wird wichtig werden. Da hatten wir Ungarn noch Probleme. Aber wir haben dafür an diesem Wochenende schon ein besseres Verständnis."
Hülkenberg hofft bei seinem Heimrennen aber nicht auf spannende Duelle: "Es wird über Regen spekuliert und ich hätte ehrlich gesagt nichts dagegen."