• 30. Juli 2016 · 15:03 Uhr

Formel 1 Hockenheim 2016: Rosberg trotz mehr Sprit auf Pole

Technisches Problem, schwereres Auto, aber Nico Rosberg steht beim Grand Prix von Deutschland trotzdem vor Lewis Hamilton - Red Bull in Lauerstellung

(Motorsport-Total.com) - Nico Rosberg setzt sein perfektes Wochenende beim Grand Prix von Deutschland (Formel 1 2016 live im Ticker) fort und behält auch nach der vierten Session eine weiße Weste. Der Mercedes-Fahrer sicherte sich im Qualifying in Hockenheim in einer spannenden Q3-Entscheidung wie schon bei seinem Sieg im Jahr 2014 die Pole-Position. Zweiter wurde Teamkollege Lewis Hamilton, dahinter landeten die Red-Bull- und Ferrari-Fahrer auf den Plätzen.

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Daniel Ricciardo, Polesetter Nico Rosberg und der enttäuschte Lewis Hamilton Zoom Download

"Das war echt cool am Ende, ein gutes Gefühl", jubelt Rosberg über seine 27. Pole-Position (1:14.363 Minuten), für die er bis zum letzten Moment zittern musste (und mit der er Mika Häkkinen übertrifft). Denn in Q1 und Q2 war er jeweils langsamer als Hamilton, in der ersten Q3-Runde führte er aber nach zwei Sektoren um 0,007 Sekunden. Doch während Hamilton die Runde zu Ende fuhr und in Führung ging, bog Rosberg ohne von außen ersichtlichen Grund an die Box ab.

Ausschlaggebend dafür war ein elektronischer Fehlalarm, ausgelöst durch einen "Throttle-Brake-Overlap auf seiner Out-Lap", wie Mercedes-Sportchef Toto Wolff erklärt. Heißt im Klartext: Rosberg betätigte Gaspedal und Bremse gleichzeitig, sorgte damit für eine seltene Störung der Elektronik. Die war aber schnell behoben, sodass er im zweiten Run wieder normal angreifen konnte - wenn auch mit dem Druck, dass die Runde unbedingt sitzen musste.

Und das noch dazu mit Handicap gegenüber Hamilton, denn: "Er war ein bisschen schwerer, um Sprit mitzuhaben, falls die erste Runde nicht gelingt", klärt Wolff auf. "Die Runde war Hammer! Ist mir echt gut gelungen", strahlt Rosberg, der am Ende 0,107 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen hatte. Hamilton war heute "eigentlich schnell genug, nur habe ich es nicht ganz auf die Straße gebracht, als es drauf ankam". Zum Beispiel beim Anbremsen der Spitzkehre.

Beinahe hätte Mercedes im Qualifying einen echten Herausforderer gehabt. Daniel Ricciardo (Red Bull) lag nach dem ersten Run völlig überraschend nur 0,240 Sekunden hinter Hamilton (und 0,377 vor seinem Teamkollegen Max Verstappen). Im zweiten Anlauf konnte sich Ricciardo aber nicht mehr steigern. "Ein Zehntel oder so wäre mit einer perfekten Runde noch drin gewesen, aber nicht die Pole", nimmt er's gelassen.

Verstappen hingegen legte im Q3-Showdown am Ende zu, rückte bis auf eine Zehntelsekunde an Ricciardo heran und fixierte die zweite Startreihe für Red Bull. "Die letzte Runde beider Fahrer war fehlerbehaftet", ärgert sich Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko, räumt aber ein: "Die Pole wäre nicht zu erreichen gewesen." Immerhin wurde das große Ziel erreicht, Ferrari zu schlagen - und zwar recht deutlich.

Drei Zehntelsekunden fehlten Kimi Räikkönen (5.) auf Verstappen, Sebastian Vettel war sogar noch einmal um 0,173 Sekunden langsamer. Im Qualifying-Stallduell verkürzt Räikkönen damit auf 4:8. "Wir haben das Auto nicht so hinbekommen", erklärt Vettel das mäßige Abschneiden. Der Schlüssel war das Setup: "Wir haben zwei, drei Sachen verändert. Vielleicht waren die nicht so gut. Ich habe mich heute schwer getan."

Nico Hülkenberg geht mit einer 7:5-Qualiduell-Führung gegen Sergio Perez in die Sommerpause. Der Force-India-Fahrer lieferte vor heimischem Publikum eine seiner besseren Leistungen der vergangenen Wochen ab und sicherte sich den siebten Startplatz, weniger als zwei Zehntelsekunden hinter Vettel. Hinter ihm stehen neben Perez (9.) auch die beiden Williams (8./10.): "Die sind schnell und stehen nicht weit hinter uns. Im Rennen wird das eine enge Kiste."

Felipe Massa (10./Williams/+1,252) fühlte sich in Q2 von Carlos Sainz (13./Toro Rosso) aufgehalten, dessen Blockade die FIA-Rennkommissare derzeit untersuchen. Der Brasilianer zog trotzdem als Zehnter ins Top-10-Finale ein, womit für Williams dann aber das Ende der Fahnenstange erreicht war. Positiv immerhin: Nach Back-to-Back-Tests am Freitag fuhren heute beide mit neuen Flügeln und dem neuen Unterboden.

In Q2 erwischte es neben den beiden Haas-Fahrern (Esteban Gutierrez diesmal schneller als Romain Grosjean, der wegen Getriebewechsel von P15 auf P20 versetzt wird) auch die beiden McLaren-Stars. Fernando Alonso (14.) räumte im Nachhinein ein, dass ihn Vettel nicht so viel Zeit gekostet hat, wie das sein Funkspruch zunächst vermuten hatte lassen; dass er auf seiner schnellen Runde so hart über den Randstein bretterte, dass Teile wegflogen, dürfte aber nicht geholfen haben.

Der große Entertainer in Q1 war indes Lokalmatador Pascal Wehrlein. Der Manor-Fahrer lag nach dem ersten Run sensationell an 13. Stelle, verbesserte seine Zeit noch einmal, fuhr zunächst als 17. über die Ziellinie - nur eine Tausendstelsekunde hinter Jolyon Palmer (16./Renault)! Letztendlich wurde es Platz 18, auf Q2 fehlte weniger als eine Zehntelsekunde. Trotzdem ist der Deutsche mit seiner Leistung zufrieden: "Meine Runde war super!"

Die große Frage vor dem Rennen ist nun: Kann Red Bull an die starken Longruns am Freitag anknüpfen? "Der Abstand zu Mercedes ist akzeptabel. Vielleicht können wir entgegen der Erwartungen hier mehr Druck ausüben als in Budapest", hofft Helmut Marko. Aber Toto Wolff hält dagegen: "Am Freitag ist viel Bluffen. Ich glaube, wir sind mindestens gleichwertig. Wenn alles gut geht, sollten wir schon ein bisschen vorne sein."

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