Nico Rosberg: Red Bull ist eine Gefahr - vor allem im Regen
Beim Großen Preis von Ungarn 2016 spekuliert Red Bull auf den Sieg - Auch Mercedes-Pilot Nico Rosberg räumt ein: "Sie sind auf jeden Fall eine Bedrohung"
(Motorsport-Total.com) - Im verregneten Qualifying auf dem Hungaroring hat Red Bull seine Rolle als erster Verfolger von Mercedes bestätigt. Mit Rang drei und vier sind Daniel Ricciardo und Max Verstappen in einer guter Ausgangsposition, um die silberne Doppelspitze beim Großen Preis von Ungarn 2016 unter Druck zu setzen. Bereits in den Freien Trainingssessions hatten sich die Bullen als zweite Kraft im Fahrerfeld etabliert, Verstappen fehlten am Freitagmorgen sogar nur 0,002 Sekunden auf die Bestzeit von Nico Rosberg.
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Dass es im Qualifying nicht noch weiter nach vorn ging, lag zum einen am falschen Timing, zum anderen an den gelben Flaggen, die Fernando Alonsos (McLaren) Dreher in den letzten Minuten von Q3 ausgelöst hatte. "Ricciardo ist bei doppelt Gelb vom Gas, sonst wäre er auf Pole-Position-Kurs gewesen", ärgerte sich unter anderem Red-Bull-Berater Helmut Marko, unterstrich aber damit zugleich, dass man sich offenbar sogar in der Lage sah, Mercedes in Ungarn zu schlagen.
Das sei auch der Plan für Sonntag, gibt sich Ricciardo selbstbewusst: "Wir haben bereits in den vergangenen zwei Jahren mehr oder weniger mit um den Sieg gekämpft. In diesem Jahr sind wir noch näher als zuvor, was die reine Pace angeht. Wir werden stärker und waren heute sehr nah dran. Unter sämtlichen Bedingungen waren wir nicht weit weg von der Pole." Zwar habe Mercedes in den Freien Trainings gute Longruns gezeigt, doch Red Bull sei nah genug, um mit ihnen zu kämpfen.
Rosberg und Hamilton versprechen freie Fahrt wie immer
2015 belegten Ricciardo und sein damaliger Teamkollege Daniil Kwjat beim Großen Preis von Ungarn Rang zwei und drei. Ein Jahr zuvor konnte Ricciardo hier sogar gewinnen. Seine Euphorie kommt also nicht von ungefähr. Auch Polesetter Rosberg weiß um die Stärke der Red Bulls auf diesem Kurs, insbesondere auf feuchter Strecke: "Sie sind schnell im Regen, das haben wir in Silverstone gesehen. Ihr Auto funktioniert gut. Sie sind auf jeden Fall eine Bedrohung", gibt der Deutsche zu.
Erster Verfolger ist und bleibt für ihn aber Lewis Hamilton - sowohl in Ungarn als auch in der WM-Tabelle, wo die beiden vor dem elften Saisonrennen nur ein Pünktchen trennt. "Auf jeden Fall können wir einen guten Kampf erwarten", glaubt Rosberg und verspricht, dass auch auf dem Hungaroring frei und ohne Stallregie gefahren werde. Und Hamilton versichert: "Wir werden unser Rennen fahren wie immer." Anders als sein Teamrivale hatte er bisher jedoch kein reibungsloses Wochenende.
"Ich habe am Freitag viel Zeit verloren. Es war vielleicht das erste Mal, zumindest in den letzten zehn Jahren... 2006 hatte ich mal einen Dreher im Qualifying und musste in der GP2 von ganz hinten starten", erinnert sich der Brite. So folgenschwer war sein Ausrutscher im zweiten Freien Training zwar nicht, doch da er die Session danach nicht mehr aufnehmen konnte, ging wichtige Zeit im Cockpit verloren. "Das hat uns in die Defensive gebracht", gibt Hamilton zu.
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Auf einer technischen anspruchsvollen Strecke sei das ein Nachteil. "Deshalb war ich irgendwie dankbar, dass es zu Beginn des Qualifyings nass war", so der aktuelle WM-Zweite. Die wechselhaften Bedingungen seien für alle neu gewesen und hätten es ihm leichter gemacht, seinen Rhythmus wiederzufinden. Schließlich sah es am Ende sogar nach der Pole-Position für Hamilton aus: "Auf abtrocknender Strecke wurde es wirklich gut. Zuletzt war ich vier Zehntel vor Nico. Ich dachte, es würde reichen."
Doch die gelben Flaggen kamen dem 31-Jährigen, der direkt hinter dem strauchelnden Alonso vor, besonderes teuer zu stehen, weshalb es am Ende nur für Startplatz zwei reichte. Hamilton, den nur 0,143 Sekunden von Rosbergs Bestzeit trennten, hat den Sieg trotzdem im Visier. "Der Start ist vielleicht die beste Gelegenheit, um zu überholen. Aber man muss sehen, wie das Wetter wird und sich die Reifen entwickeln. Es können sich viele Gelegenheiten ergeben", bleibt der Mercedes-Pilot optimistisch.
Hamilton hofft auf ein trockenes Rennen - das sagt bisher auch die Wetter-Prognose für Sonntag. Doch selbst gegen wechselhafte Bedingungen hätte er nichts einzuwenden, "mit ihnen scheine ich gut zurechtzukommen". Diese könnten auch Red Bull in die Karten spielen. Aber Hamilton orientiert sich ohnehin nach vorn: "Wenn wir als Erster und Zweiter in Kurve eins gehen, ist es wahrscheinlich, dass wir eine Zeit lang einander folgen werden", erklärt er - und zwar mit genug Abstand.
Denn auf dem Hungaroring seien die Fahrer gezwungen, nicht zu nah auf ihren Vordermann aufzuschließen, weiß der dreifache Weltmeister. In der Hitze Ungarns ist der Reifenverschleiß immer wieder ein Problem, fährt man dann noch in den Verwirbelungen eines Anderen, wird es doppelt schlimm: "Die Temperaturen gehen ans Limit. Also werde ich mich erst mal zwei oder drei Sekunden zurückfallen lassen müssen." Ob sich auch Red Bull an diesen Sicherheitsabstand halten wird?